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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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musterten sich einen Moment schweigend.
    »Reden wir in der Bibliothek weiter«, erklärte er schließlich, wandte sich abrupt ab und öffnete eine weitere Tür. M. J. folgte ihm.
    Es war ein typisch maskuliner Raum, dunkel und clubmäßig, mit Kamin und Holztäfelung – die Art Zimmer, in dem man Pfeifen rauchte und Kognak trank. Sie setzte sich auf die Ledercouch. Er blieb stehen und ging vor dem Kamin auf und ab. Je länger sie ihn beobachtete, desto wütender wurde sie. Es war natürlich absurd und unlogisch. Trotzdem fühlte sie sich verletzt, daß er ihr keinen Platz an seinem Eßtisch angeboten hatte. Selbstverständlich hätte sie die Einladung nicht angenommen, denn nach Isabels spektakulärem Abendkleid zu schließen, handelte es sich kaum um ein zwangloses Essen, das da stattfand. Aber zumindest hätte sie die Chance gehabt, sein Angebot abzulehnen. Es war alles eine Frage des Stolzes.
    »Und worauf gründen Sie dieses ›Gefühl‹, wenn ich fragen darf?« erkundigte er sich schließlich. »Wie kommen Sie darauf, daß ich etwas darüber wissen könnte?«
    »Wegen dieses Streichholzheftchens.«
    »Bißchen dünn, finden Sie nicht?«
    »Und weil es sich um eine neue Droge handelt, die noch niemand identifizieren konnte.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Na und?«
    »Und weil Sie der Direktor von Cygnus Pharmaceuticals sind. Ein Unternehmen, das für seine Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Schmerzmittel bekannt ist. Eine Firma, die gerade eine neuartige Serie von Schlafmitteln auf den Markt gebracht hat.«
    »Wir stellen auch Mittel gegen Fußpilz her.«
    »Ach ja? Und da ist noch etwas.«
    »Ja?« Als er den Kopf leicht zur Seite neigte, erfaßte der Schein der Lampe sein blondes Haar.
    »Bevor Sie die Leiche gesehen hatten, haben Sie befürchtet, daß unsere Unbekannte jemand ist, den Sie kennen.«
    Adam Quantrell blieb stumm. Sein Spott war ihm offenbar abhanden gekommen. Er setzte sich und wich ihrem Blick aus.
    »Für wen haben Sie sie gehalten, Quantrell?«
    »Für jemanden … der mir nahesteht.«
    »Warum so geheimnisvoll? Warum können Sie nicht einfach sagen, für wen Sie unsere Unbekannte gehalten haben?«
    »Das sind Dinge, über die ich nicht sprechen möchte. Nicht mit Fremden.«
    »Können wir dann über diese Droge reden? Es ist ein völlig neuer Stoff. Ein Narkotikum, das bei der gaschromatographischen Untersuchung einen biphasischen Gipfel aufweist. Könnte es sich um etwas handeln, das aus den Cygnus-Labors kommt? Irgendwie durchgesickert ist? Etwas, das Sie gerade entwickeln?«
    »Darüber will ich lieber keine Spekulationen anstellen.«
    Natürlich wollte er das nicht. Dann wäre er nämlich allen möglichen Anschuldigungen ausgesetzt gewesen. Zum Beispiel dem Vorwurf, tödliche Drogen herzustellen. Junkies umzubringen.
    Langsam hob er den Blick. »Sie sagten, Sie hätten eine weitere Leiche in Ihrem Leichenschauhaus. Eine Frau.«
    »Xenia Vargas.«
    »Ist sie … jung?«
    »Ungefähr zwanzig.«
    »Beschreiben Sie sie mir.«
    »Meinen Sie, Sie kennen sie vielleicht?«
    »Bitte. Sagen Sie mir einfach, wie sie aussieht.«
    Etwas im Ton seiner Stimme, die unterdrückte Angst, erregte ihr Mitgefühl. »Sie ist ungefähr einen Meter siebzig groß und ziemlich schlank. Dunkelbraunes Haar …«
    »Könnte es gefärbt sein?«
    M. J. überlegte. »Möglich, ja.«
    »Und die Augen? Welche Farbe?«
    »Dunkelbraun.«
    Wieder war es einen Moment still. Dann sprang er plötzlich heftig auf. »Ich glaube, ich sollte sie mir ansehen«, erklärte er.
    »Sie meinen … jetzt?«
    »Wenn das möglich ist.« Er fing ihren Blick auf. »Wenn Sie so freundlich wären …«
    Wie kann ich ihm diese Bitte abschlagen,
fragte sie sich beim Blick in seine graublauen Augen.
Du verlierst die Kontrolle, Novak. Paß auf, worauf du dich einläßt. Die Reichen haben andere Spielregeln.
    Herrgott ja, sie waren anders, diese Reichen. Sie hatten faszinierende Augen und sagten einfach »Wenn Sie so freundlich wären«, wenn es ihnen ins Konzept paßte.
    Sie stand ebenfalls auf und folgte ihm in die Eingangshalle.
    »Was ist mit Ihren Dinnergästen?«
    »Die kommen allein zurecht. Entschuldigen Sie mich einen Moment. Ich mache einen eleganten Abgang.«
    Er ging durch die Seitentür. Diesmal jedoch blieb sie hinter ihm offen. M. J. erhaschte einen Blick auf einen eleganten Speisesaal und ein halbes Dutzend Gäste an einem festlich gedeckten Tisch. Einer der Gäste sah neugierig in M. J.s Richtung. Sie hörte, wie

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