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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schlüsselbein, wo Ratchet vermutlich eine Blutprobe entnommen hatte.
    M. J. sah Adam an.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie können die Schublade wieder zumachen«, murmelte er. »Sie ist es nicht.«
    »Ich frage mich, wer sie ist«, sagte M. J. und schob das Fach zu. »Sie sieht wie der Typ Frau aus, den man vermißt. Nicht die übliche unbekannte Leiche.«
    »Wissen Sie, wie sie gestorben ist?« Die Frage wurde leise gestellt, doch M. J. war die Bedeutung sofort klar.
    »Sehen wir uns doch die Akte an«, murmelte sie.
    Sie fanden die Akte in Ratchets Büro. Sie lag zuunterst in einer Aktenablage auf seinem Schreibtisch und harrte ihrer Vervollständigung. Gleich unter dem Aktendeckel entdeckte M. J. ein paar lose Blätter. Es war ein Briefwechsel mit der zentralen Verbrecherkartei.
    »Sieht so aus, als sei sie keine Unbekannte für uns gewesen«, bemerkte M. J. »Man konnte sie anhand der Fingerabdrücke identifizieren. Sie heißt Peggy Sue Barnett. Schätze, Ratchet ist nur nicht dazu gekommen, das Schild am Fach auszutauschen.«
    »Weshalb waren ihre Fingerabdrücke registriert?«
    M. J. blätterte zur nächsten Seite. »Weil sie vorbestraft war. Ladendiebstahl. Prostitution. Trunkenheit.« M. J. sah zu Adam auf. »Sie scheint weniger liebreizend gewesen zu sein, als sie ausgesehen hat.«
    »Was war die Todesursache?«
    M. J. schlug den Aktenordner auf und versuchte Ratchets Notizen zu entziffern. Er schien sehr in Eile gewesen zu sein, denn seine Hieroglyphen waren kaum zu lesen. »Das Opfer wurde am 27.3. um 2 Uhr 35 in einer öffentlichen Toilette von Gilly’s Bar am Flashner Boulevard gefunden.« M. J. hob den Kopf »Das ist in Bellemeade. Ich wohne dort.« Sie wandte sich wieder Ratchets Notizen zu. »Keine äußerlichen Verletzungen … die toxikologischen Befunde stehen noch aus. Laut Polizeibericht wurde eine leere Packung Fiorinal neben der Leiche gefunden. Herz- und Lungenstillstand, wahrscheinlich aufgrund einer Überdosis Barbiturate. Genaueres müßten die Untersuchungen des staatlichen Labors ergeben.«
    »Und der Befund ist noch nicht da?«
    M. J. ging zu dem Fach, in dem der Kurier die Sendungen ablegte, und blätterte den Stapel durch. »Hier kann ich ihn nicht finden. Vermutlich ist er noch nicht fertig.« Sie klappte die Akte zu. »Dieser Fall paßt eigentlich nicht zu den anderen. Bellemeade ist eine andere Gegend, mit einer anderen Art von Drogensüchtigen. Dort wird teureres Zeug konsumiert.«
    »Und die anderen kamen alle aus South Lexington?«
    »Ja. Die Fundorte waren nur ein paar Blocks voneinander entfernt. Unsere Unbekannte hat es bei den Projects erwischt. Genau wie Xenia Vargas. Nicos Biagi wurde etwas weiter außerhalb gefunden. An der Richmond Street. Warten Sie, das muß irgendwo in der Nähe der alten Eisenbahntrasse sein. Aber es gehört noch zu der Gegend.«
    »Sie scheinen das Viertel gut zu kennen.«
    »Zu gut.« M. J. warf Peggy Sue Barnetts Akte auf Ratchets Schreibtisch. »Ich bin dort aufgewachsen.«
    Er starrte sie überrascht an. »Sie?«
    »Ja, ich.«
    »Wie kommt es …« Er verstummte. Offenbar wußte er nicht recht, wie er die Frage formulieren sollte, ohne beleidigend zu wirken.
    »Wie ich dort aufwachsen konnte? Ganz einfach. Meine Mutter hat dort gelebt. Bis zu ihrem Tod.«
    »Dann kennen Sie die Leute dort also?«
    »Einige. Allerdings hat sich viel verändert. Leute, die die Möglichkeit haben, die Projects zu verlassen, tun das auch. Entweder man schwimmt oben und kriecht raus, oder du sinkst immer tiefer in den Morast.«
    »Und Sie sind oben geblieben.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hatte Glück.«
    Er musterte sie mit neuem Interesse, so als sähe er sie zum ersten Mal. »In Ihrem Fall, Novak«, meinte er, »würde ich sagen, hatte Glück nichts damit zu tun.«
    »Nicht in dem Maß wie bei einigen anderen, das stimmt«, sagte sie und betrachtete seinen Abendanzug und sein tadellos weißes Hemd.
    Er lachte. »Ja, einige von uns scheinen knietief darin zu waten.«
    Sie fuhren mit dem Lift wieder nach oben und verließen das Gebäude. Draußen war es kühl geworden. Der Wind trieb eine leere Getränkedose die Straße entlang. Gedämpftes Klappern begleitete ihren Weg.
    Sie waren getrennt, jeder in seinem Wagen, zum Gerichtsmedizinischen Institut gefahren. Jetzt blieben sie vor ihren jeweiligen Fahrzeugen stehen, als zögerten sie auseinanderzugehen.
    Adam Quantrell drehte sich zu M. J. um. »Was ich vorher noch sagen wollte … daß Sie die Leute in

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