Gute Nacht, Peggy Sue
unzertrennliches Team.« Er seufzte. »Zwei haben wir da draußen verloren. An derselben Ecke. Klebt Pech dran. Wir haben verdammt viele Pechecken in dieser Stadt. Bolton und Swarthmore. Das ist noch so ’ne Gegend. Da haben sie meinen Partner umgebracht. Die Drogenrazzia lief schief, und sie haben ihn in einer Sackgasse gestellt.« Er legte das Sandwich weg, als wäre ihm plötzlich der Appetit vergangen. »Und erst vergangenen Monat haben wir eine auf der Dorchester verloren. Eines unserer Mädels. War erst fünf Jahre dabei. Der Saukerl hat ihre Waffe erwischt und sie damit erledigt …« Er schüttelte traurig den Kopf und begann, alle Sandwichtüten aufzuheben.
So also orientiert sich ein Cop in dieser Stadt,
dachte M. J.
Wenn ein Polizist von Albion den Stadtplan betrachtet, sieht er mehr als nur Straßennamen und Adressen. Er sieht die Ecke, wo ein Partner erschossen wurde, die Gasse, in der ein Drogengeschäft platzte, die Straße, wo die Besatzung eines Krankenwagens im Regen kniete und ein Kind zu retten versuchte. Für einen Cop ist ein Stadtplan ein Raster böser Erinnerungen.
Beamis kam ins Zimmer zurück. »Okay, Vince«, erklärte er. »Im Augenblick ist alles ruhig. Wir können es also genausogut sofort angehen.«
M. J. stand auf. »Wir treffen uns bei Cygnus.«
Shradick fischte seinen Pieper aus der Schublade und steckte ihn an den Gürtel. »Wir fahren wirklich zu Cygnus?«
»Was bleibt uns anderes übrig?« sagte Beamis. »Die Novak läßt nicht locker.«
»Ich bitte euch nur, euren Job zu tun, Lou«, entgegnete sie.
»Job? Verdammt! Ich tue Ihnen einen Gefallen.«
»Sie tun der Stadt einen Gefallen.«
»Albion?« Beamis lachte und zog sein Jackett an. »Die Junkies bringen sich selbst um. Was mich betrifft, ist es der größte Gefallen, den ich Albion tun kann, wenn ich einfach wegsehe.«
»Es ist ein Sicherheitstrakt«, erklärte Adam. »Nur besonders ausgewiesenes Personal hat Zutritt.« Er tippte einen Code in die Tastatur an der Tür, und das Wort »Code« flackerte über das Display. Adam öffnete die Tür und bedeutete seinen Besuchern einzutreten.
Shradick und Beamis gingen zuerst, M. J. folgte ihnen. Als sie an Adam vorbeikam, streckte er die Hand aus und drückte leicht ihren Arm. Die unerwartete Intimität dieser Berührung und der Duft seines After-shaves versetzten ihre Magenwände in Aufruhr. Bei der Begrüßung war er sachlich und geschäftsmäßig gewesen, hatte in seinem grauen Anzug sehr nüchtern gewirkt. Jetzt, da sie den Ausdruck in seinen Augen sah, wußte sie, daß der Zauber zwischen ihnen noch lebendig war.
»Ich bin froh, daß du gekommen bist«, murmelte er. »Wie hast du das hingekriegt?«
»Wheelock vertritt mich. Ich habe den Tag frei genommen. Hab ihm gesagt, ich müsse einen neuen Wagen kaufen.«
»Warum nicht die Wahrheit?«
»Ihm wär’s lieber, ich würde den Fall auf sich beruhen lassen. Wie die beiden übrigens auch.« Sie nickte in Richtung Beamis und Shradick, die neugierig auf einen Computerschirm starrten. »Ich halte mich für pflichtbewußt. Sie halten mich für hysterisch.«
Sie gingen zu einer Tür mit der Aufschrift »Bereich 8«.
»Hier wird Zestron-L entwickelt«, verkündete Adam und führte sie hinein.
M. J.s erster Eindruck war, sich auf einer Zeitreise in die Zukunft zu befinden; in eine Zukunft, in der es nur noch die Farben Schwarz, Weiß und Silber gab. Selbst der Mann, der herbeieilte, um sie zu begrüßen, fügte sich nahtlos ins farblich abgestimmte Bild. Sein Laborkittel war makellos weiß, sein Haar rabenschwarz. »Dr. Herbert Esterhaus, Projektleiter«, stellte er sich vor und gab ihnen die Hand. »Ich bin für die Entwicklung von Zestron-L verantwortlich.«
»Und das ist der Bereich, dem Sie vorstehen?« erkundigte sich Beamis und sah sich im Labor um, in dem mindestens sechs Leute arbeiteten.
»Ja. Das Projekt ist auf dieses Labor beschränkt … Es umfaßt diesen und die angrenzenden Räume. Die Tür, durch die Sie gerade gekommen sind, ist der einzige Zugang. Selbstverständlich gibt es noch einen Notausgang. Der befindet sich am Ende des Tierlabors. Und auch der ist elektronisch gesichert.«
»Nur autorisiertem Personal ist der Zutritt erlaubt?«
»Richtig. Nur unserer Belegschaft. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie etwas von diesem Zestron-L nach draußen gelangt sein sollte.«
»Offensichtlich ist es einfach rausspaziert«, bemerkte Beamis. »In der Tasche von irgend jemandem.«
Dr. Esterhaus sah
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