Gute Nacht, Peggy Sue
kennen.«
»Und die kennen alle Ihre Angestellten«, stellte Beamis fest.
»Ehm … ja.«
»Eine Frage«, meldete sich Shradick, der unaufhörlich in sein unvermeidliches Notizbuch schrieb. »Haben Sie den Türcode kürzlich geändert?«
»Nicht im letzten Jahr.«
»Dann müßte jeder, der im letzten Jahr hier angestellt war – Maeve eingeschlossen –, den Code gekannt haben«, stellte Beamis fest.
Esterhaus schüttelte den Kopf. »Sie würde so was nicht tun! Sie ist schwierig, ja. Und vielleicht ein bißchen unbeherrscht. Aber sie ist kein Diebin. Mein Gott, außerdem ist es die Firma ihres Vaters!«
»War nur so eine Idee«, erklärte Beamis ruhig.
Erneut wanderte Esterhaus’ Blick zu Adam. Plötzlich begriff M. J. die Blicke, die zwischen ihnen hin und her wanderten. Beide versuchten Maeve zu decken.
»Kommen Sie!« erklärte Adam und lenkte elegant ihre Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. »Wir zeigen Ihnen, wo der Stoff gelagert wird.«
Esterhaus führte sie in einen Nebenraum. An einer Wand stand ein überdimensionaler Kühlschrank. »Ist eigentlich nicht nötig, die Substanz hier zu lagern«, sagte er und öffnete die Tür des Monstrums. »Die Kristalle bleiben auch bei Raumtemperatur stabil. Ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
Er zog ein Tablett heraus; Glasröhrchen klirrten wie Kristall gegeneinander. Vorsichtig nahm er ein Reagenzglas und reichte es M. J. »Das ist es«, verkündete er. »Zestron-L.«
M. J. hob das Reagenzglas hoch und betrachtete es prüfend. Rosafarbene Kristalle glitzerten wie winzige Edelsteine im Licht. Sie drehte das Röhrchen auf die Seite und beobachtete, wie die Kristalle blinkend umherschwebten. »Es ist wunderschön«, murmelte sie.
»Das ist natürlich nur die kristalline Form für die Lagerung«, Esterhaus fort. »Was Sie hier sehen, ist fast vollkommen rein. Es wird in ein Lösungsmittel gespritzt. Wir lösen es in einer wäßrigen Alkohollösung … leicht angewärmt. Eine winzige Menge reicht lange.«
»Wie lange?«
»Eines dieser Kristalle ergibt … sagen wir … fünfzig therapeutische Dosen.«
»
Fünfzig?
« fragte Beamis.
»Richtig. Ein Kristall, gelöst in fünfzig Kubikzentimeter Lösungsflüssigkeit, ergibt fünfzig Dosen.«
Shradick studierte aufmerksam die Kühlschranktür. »Die ist nicht verschlossen«, bemerkte er.
»Nein. Hier ist nichts abgeschlossen. Wie gesagt, unsere Angestellten genießen volles Vertrauen.«
»Was ist mit Patentschutz?« warf Beamis ein. »Führen Sie Buch über diese Röhrchen?«
»Sie sind numeriert. Sehen Sie? Daran sehen wir sofort, wenn Reagenzgläser fehlen.«
»Gibt es nicht doch eine Möglichkeit, wie der Stoff nach draußen kommen könnte? Ohne daß Sie es merken?«
Esterhaus schwieg. »Ich schätze … Wenn es jemand schlau anstellt …«
»Ja?« drängte Beamis.
»… könnte er ein oder zwei Kristalle entwenden. Aus jedem Röhrchen. Dann würde uns das nicht weiter auffallen.«
Es war plötzlich ganz still, während alle über die Folgen nachdachten. In dieser Stille ertönte plötzlich ein Pieper, und alle fuhren zusammen. Beide Polizisten sahen automatisch an ihre Hosengürtel.
»Ist meiner«, seufzte Beamis und griff nach dem Knopf, um den Ton des Piepers abzustellen. Er warf einen Blick auf das Display. »Das Präsidium. Entschuldigt mich.« Er lief zum nächstbesten Telefon.
»Tja«, murmelte Shradick. »Weiß nicht, ob wir hier noch viel ausrichten können. Ich meine, wenn zwei Labors unabhängig voneinander denselben Stoff entwickeln …«
»Die Wahrscheinlichkeit einer zweiten derartigen Entwicklungsreihe ist gleich Null«, behauptete Adam. »Zestron-L ist kein Stoff, den man in seinem Keller zusammenbraut. Wir haben Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Und trotzdem ist das Mittel noch lange nicht marktreif.«
»Aber Dr. Esterhaus hat gesagt, es könnte durchaus ein anderes Labor ebenfalls daran arbeiten.«
»Die Cygnus-Forschungslaboratorien sind das einzige Labor hier im Großraum von Albion, das die nötige Ausrüstung besitzt.«
»Sie wären überrascht«, warf Shradick ein, »was die Mafia auf die Beine stellen kann … mit all ihrem Geld.« Er klappte sein Notizbuch zu. »Ich will mal ganz ehrlich sein: Große Chancen räume ich uns nicht ein.«
»Sie könnten einen Lügendetektortest mit den Angestellten machen«, schlug M. J. vor. »Wäre immerhin ein Anfang.«
»Und ein Affront«, entgegnete Esterhaus. »Für jeden einzelnen.«
»Viele andere Möglichkeiten haben
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