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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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umzustimmen.«
    Was war mit dieser Frau nur los?
Adam legte den Hörer auf. Gestern abend noch schien sie mit dem Wagen glücklich gewesen zu sein. Er hatte nie einen Zweifel daran gelassen, daß der Mietwagen ein Geschenk sein sollte. Warum hatte sie jetzt plötzlich darauf bestanden, die Rechnung selbst zu begleichen?
    Er griff erneut zum Telefonhörer. Mit einem Mal erschien es ihm sehr wichtig, ihre Stimme zu hören und zu begreifen, was in ihr vorging. Er wählte die Nummer und erreichte nur ihren Anrufbeantworter. Frustriert legte er auf, ohne eine Nachricht aufs Band zu sprechen.
    Um halb sechs Uhr verließ er Cygnus und fuhr nach Norden. Die Abzweigung nach Bellemeade lag direkt auf seiner Strecke nach Surrey Heights. Er beschloß, bei M. J.s Haus vorbeizufahren. Vielleicht erwischte er sie dort.
    In der Einfahrt stand kein Wagen. Auf sein Klingeln öffnete niemand. Er ging zu seinem Auto zurück und beschloß, ein paar Minuten zu warten. Die Minuten zogen sich eine halbe Stunde hin.
Das ist verrückt,
dachte er. Da saß er in seinem Wagen und wartete auf eine Frau. Seit seiner Teenagerzeit hatte er sich nicht mehr so dämlich benommen.
    Sei ehrlich! Du hast dich noch nie so benommen. Und trotzdem sitzt du jetzt da.
    Es hatte ihn aus heiterem Himmel erwischt. Sie übte eine Anziehungskraft auf ihn aus, die neu für ihn war. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie ganz nett gefunden … mit der üppigen schwarzen Haarmähne und diesen meergrünen Augen. Aber die Welt war voll von attraktiven Frauen. Mit einer war er verheiratet gewesen. M. J. war keine spektakuläre Erscheinung. Und er hatte sie bereits in einem Zustand gesehen, der alles andere als blendend gewesen war … mit all ihren Blessuren nach der gemeinsam geschlagenen Schlacht auf der Straße. Trotzdem hatte sie etwas, das er nie zuvor in einer Frau gefunden hatte. Stärke. Ein Talent zu überleben. Herz. Das war es.
Herz.
    Wenn sie nur endlich auftauchen würde! Vierzig Minuten waren vergangen. Er war schon nahe dran, aufzugeben und nach Hause zu fahren, als sein Blick auf einen grauen Ford fiel, der um die Ecke bog. M. J. saß am Steuer. Sie bog in die Auffahrt ein.
    Im Nu war er aus dem Wagen und ging auf sie zu. Sie stieg aus, eine Tüte mit dem Firmenaufdruck »Hop Sing Takeaway Service« in der Hand.
    »M. J.!« rief er. »Ich habe versucht dich zu erreichen …«
    »Bin den ganzen Tag unterwegs gewesen.« Ihr Ton war sachlich, nicht allzu herzlich. Sie ging auf ihre Haustür zu. Adam blieb ihr dicht auf den Fersen.
    »Ich dachte, wir essen zusammen«, sagte er.
    »Muß ich vergessen haben.« Sie schloß die Haustür auf.
    »Was hältst du von einem guten Chinesen?«
    »Für mich ist Hop Sing gut genug!« fuhr sie ihn an und trat über die Schwelle.
    Entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen, folgte er ihr in die Küche. »Ich begreife nicht, was passiert ist, daß …«
    »Ich habe dafür um so besser verstanden, Adam. Wenn Cygnus meine Firma wäre, würde ich die Ermittlungen auch blockieren.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Ermittlungen nicht blockiert.«
    »Denk doch nur an die katastrophale Publicity. Die Schlagzeilen! ›Cygnus produziert Killer-Droge!‹«
    »Glaubst du, ich würde so weit gehen, um Cygnus zu schonen?«
    »Würdest du nicht?« Sie stellte die Tüte mit dem Essen auf die Theke und begann die einzelnen Behälter auszupacken.
    »Hör zu, ich bin am Verhungern. Ich möchte das hier essen, bevor es … Oh, Verdammt!«
    »Was ist?«
    »Ich hab den Reis im Auto vergessen.« Sie wirbelte herum, marschierte zur Haustür und ins Freie.
    Adam blieb erneut dicht hinter ihr, folgte ihr über den Rasen. »Ich habe einen Tisch reservieren lassen«, gestand er. »Komm schon. Laß uns ausgehen!«
    »Nein, danke.« Sie griff in den Wagen und holte eine zweite Tüte heraus. »Heute abend steht bei mir ein Einpersonenstück auf dem Spielplan: Essen. Ein heißes Bad. Und absolut keine Aufregungen.« Sie wandte sich vom Auto ab.
    In diesem Augenblick erschütterte eine ohrenbetäubende Detonation das Haus. Sie spürte durch die Luft fliegende Glassplitter wie feine Nadelstiche auf ihrer Haut. Dann wurde sie von einer mächtigen Druckwelle erfaßt und zurückgeschleudert. Sie landete auf dem Rücken im Gras. Holzstücke und Asphaltbrocken regneten auf sie herab. Dann senkte sich eine Staubwolke langsam vom Himmel herunter.

9
    M . J. war zu perplex, um zu begreifen, was passiert war; sie konnte nur auf dem Rücken im Gras

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