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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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war kurz nach Mitternacht, als sie schließlich in Adams Auffahrt einbogen. Sie hatten zwei Stunden in der Notaufnahme zugebracht, wo man ihre Schnittwunden und Blutergüsse verarztet hatte, zwei weitere Stunden auf dem Polizeirevier von Bellemeade, wo sie Fragen beantwortet hatten. Jetzt waren sie am Rande der Erschöpfung. Sie schafften es kaum, aus dem Wagen und die Stufen zur Eingangstür hinaufzukommen.
    Thomas erwartete sie bereits an der Tür. »Großer Gott, Mr. Q.!« sagte er atemlos und starrte entsetzt auf Adams zerfetzten Anzug. »Doch nicht schon
wieder
eine Schlägerei?«
    »Nein. Diesmal war’s nur eine Bombe.« Er hob die Hand, um Thomas zum Schweigen zu bringen. »Ich erzähle Ihnen alles morgen früh. Jetzt bringen wir erst mal Dr. Novak ins Bett. Sie bleibt über Nacht.«
    »Soll das … ehm …« Thomas machte eine dezente Pause. »… im Gästezimmer sein?«
    Die Frage hing unbeantwortet in der Luft wie ein interessantes Parfüm.
    Adam sah auf M. J. hinab und sah ihren teilnahmslosen Ausdruck. Er begriff, daß sie einem Zusammenbruch nahe und so verwundbar war, wie er sie nie zuvor erlebt hatte.
Heute nacht ist nicht die Nacht der Nächte,
entschied er.
Nicht, wenn sie mir wirklich etwas bedeutet. Und das tut sie.
    »Das Gästezimmer ist genau das Richtige«, sagte er zu Thomas.
    Thomas nickte mit unbewegter Miene. »Ich bereite alles vor«, sagte er und ging voraus in den ersten Stock.
    Adam führte M. J. langsam die Treppe hinauf. Ihr Körper fühlte sich zart und zerbrechlich an. Und »zerbrechlich« war ein Wort, an das er im Zusammenhang mit M. J. nie gedacht hatte. Trotzdem kam sie ihm in jener Nacht genauso vor. Vielleicht hatte die Detonation mehr Schaden angerichtet, als er bemerkt hatte. Das war nicht die M. J., die er kannte, die Frau, deren Mut er bewunderte. Das war eine Frau, die ihn brauchte.
    Er zog sie enger an sich, fühlte die alten maskulinen Instinkte aufflackern. Es war nicht nur Verlangen – das war immer vorhanden gewesen –, sondern etwas Neues. Beschützerinstinkte.
    Er half ihr die letzte Stufe hinauf und den Korridor entlang. Als sie das südliche Gästezimmer erreicht hatten, hatte Thomas bereits den Bettüberwurf zurückgeschlagen, frische Handtücher auf die Kommode gelegt und die Vorhänge zugezogen. »Ich kümmere mich jetzt um Ihr Zimmer, Mr. Q.«, verkündete Thomas und zog sich diskret zurück.
    »Komm. Ins Bett mit dir«, sagte Adam. Er setzte sie aufs Bett, kniete nieder und zog ihr die Schuhe aus.
    »Wie ich aussehe!« flüsterte sie heiser und sah auf ihre Kleidung hinab.
    »Die bringen wir morgen in die Reinigung. Jetzt mußt du schlafen. Soll ich dir beim Ausziehen helfen?«
    Sie sah leicht amüsiert zu ihm auf.
    Er lächelte. »Glaub mir, meine Absichten sind vollkommen ehrenhaft.«
    »Trotzdem«, sagte sie. »Ich glaube, ich komme allein zurecht.«
    Die alte M. J. ist also noch da,
dachte er und hielt ihrem ruhigen Blick stand.
Selbst eine Bombe konnte ihr nichts anhaben.
    Er setzte sich neben sie aufs Bett. »Das ging entschieden zu weit«, sagte er. »Deinen Job zu tun ist eine Sache, M. J. Und ich bewundere dein Stehvermögen. Ehrlich. Aber jetzt hat die Sache eine üble Wendung genommen. Diesmal hast du Glück gehabt. Aber das nächste Mal …« Er hielt inne und verdrängte den Gedanken.
    Sie sah ihn an, die Augen groß und glänzend von drohenden Tränen. »Zumindest … zumindest bin ich mir jetzt in einer Sache sicher«, sagte sie leise.
    »Und die wäre?«
    »Du bist mit mir da drinnen gewesen und hast versucht, mich zu überreden, mit dir auszugehen. Offensichtlich hattest du nichts mit der Sache zu tun.«
    »Wie konntest du auch nur ansatzweise annehmen, daß ich …«
    »Ich konnte nichts dagegen tun, Adam! Ich bin so durcheinander. Ich weiß nicht mehr, wem ich glauben, wem ich vertrauen soll. Ich bin verunsichert wegen Ed, wegen Sampson, wegen allen Leuten, die ich je vor den Kopf gestoßen habe. Und die gibt es scharenweise. Aber bei dir bin ich mir jetzt sicher. Weil diese Bombe uns beide hätte töten können.«
    Er lachte schüchtern. »Freut mich, daß es da irgendwo einen Hoffnungsschimmer am Horizont gibt … bei all dem Chaos. Jetzt vertraust du mir hundertprozentig.«
    »Zu 99,9 Prozent.«
    Lächelnd berührte er zärtlich ihr Gesicht. »M. J. Novak, die unverbesserliche Skeptikerin. Vertraust du mir wenigstens soweit, daß du heute nacht sicher bei mir bist?«
    Sie nickte.
    »Gut. Denn das bist du auch.« Er nahm ihr Gesicht

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