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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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vielen Porträts von Leuten an den Wänden, die Ihnen fremd sind. Und dann ist da noch ein großer Freundeskreis, dem Sie nie begegnet sind.«
    »Schätze, Sie kennen sie alle.«
    »Wir sind in denselben Kreisen groß geworden, Adam und ich. Ich habe Georgina gekannt. Ich habe die ganze traurige Affäre mitangesehen. Und ich bin dagewesen, als er einen Freund … eine Vertraute brauchte.« Sie hielt kurz inne und fügte bedeutungsvoll hinzu: »Und ich bin immer noch für ihn da.«
Und ich werde noch immer dasein, wenn Sie längst Vergangenheit sind,
lautete die unausgesprochene Botschaft. Isabel trank einen Schluck Tee und stellte Tasse und Untertasse wieder auf den Beistelltisch. »Ich wollte nur, daß Sie das wissen.«
    »Warum?«
    »Adam bedeutet mir viel. Wie allen seinen Freunden. Und es würde uns schmerzen, ihn … unglücklich zu sehen.«
    M. J. reckte das Kinn. »Was soll das heißen?«
    »Adam braucht jemanden, der neben ihm bestehen kann. In diesem Haus, im Club. Und bei den vielen gesellschaftlichen Aufgaben, die ein Mann in seiner Position erfüllen muß. Es ist nur fair, daß Sie wissen, was Sie erwartet.«
    M. J. lachte. »Oje! Ich bin nicht hinter dem Job der ›Dame des Hauses‹ her, Isabel. Er gewährt mir nur für eine Weile Unterkunft. Wir haben gegenseitig Hilfe gebraucht.«
    »Und? Brauchen Sie diese Hilfe noch immer?«
    M. J. schwieg. Die ehrliche Antwort war: nein. Sie brauchte sie nicht mehr. Esterhaus war tot. Es gab nichts mehr, wovor sie sich verstecken mußte. Nichts, was sie hiergehalten hätte.
    Bis auf die verrückte Hoffnung, daß es mit uns doch noch gutgehen könnte.
    Isabel stand auf. »Nur ein paar Dinge, die man überlegen sollte«, bemerkte sie. »Denken Sie darüber nach.«
    M. J. dachte darüber nach. Sie dachte darüber nach, als Isabel das Haus verließ, als der Mercedes die Auffahrt hinunterfuhr. Sie dachte an die Kluft zwischen Surrey Heights und South Lexington … eine Kluft, die nicht in Meilen, sondern in intergalaktischen Weiten gemessen werden mußte. Sie dachte an Country Clubs und dunkle Hinterhöfe, an schmucke Holzzäune und Stacheldraht.
    Und sie dachte an ihr Herz, das erst vor kurzem wieder geheilt worden war, und daran, wie lange es dauerte, bis man die Scherben gekittet hatte, wenn es erst einmal gebrochen war.
    Sie ging in den ersten Stock hinauf, packte ihre Zahnbürste und Unterwäsche zusammen und ging wieder hinunter.
    In der Halle lief sie Thomas in die Arme, der ein Tablett mit frischem Tee und Keksen balancierte. »Dr. Novak«, sagte er. »Das wollte ich Ihnen gerade bringen.«
    »Danke, aber ich muß weg.«
    Er runzelte die Stirn, als er die Autoschlüssel in ihrer Hand sah. »Was soll ich Mr. Q. sagen, wann wir Sie zurückerwarten dürfen?«
    »Sagen Sie ihm … sagen Sie ihm, ich melde mich«, antwortete sie und ging aus dem Haus.
    »Aber Dr. Novak …«
    Sie stieg in ihren Wagen und ließ den Motor an. »Sie waren ein Schatz, Thomas!« rief sie ihm durchs Fenster zu. »Lassen Sie sich von Miss Calderwood bloß nicht herumschubsen.«
    Als sie davonfuhr, warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Er stand auf der Schwelle und starrte entgeistert hinter ihr her.
    Vor ihr tauchte die Toreinfahrt auf. Sie hatte es so eilig fortzukommen, daß sie beinahe Adams Volvo gerammt hätte, der gerade in die Einfahrt einbiegen wollte. Der Volvo schleuderte, bremste abrupt und kam an der Seite zum Stehen.
    »M. J.!« rief Adam. »Wo fährst du hin?«
    »Ich rufe dich an!« schrie sie zurück, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen.
    Eine halbe Meile später sah sie in den Rückspiegel und erkannte durch einen Schleier von Tränen, daß die Straße hinter ihr leer blieb. Er war ihr nicht gefolgt. Sie kämpfte tapfer gegen die Tränen an und umfaßte das Steuerrad fester.
    Sie fuhr weiter in Richtung City Weg von Adam.
    Ich rufe dich an. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Adam sah zu, wie die Rücklichter von M. J.s Wagen in der Dämmerung verschwanden, und fragte sich, wann sie zurückkommen würde.
War sie von der Gerichtsmedizin angerufen worden? Gab es einen dringenden Grund, der sie veranlaßt hatte, ins Institut zurückzukehren? Eine dringende Autopsie konnte es wohl kaum sein,
dachte er mit einem Lachen. Er fuhr weiter bis zum Haus und parkte den Wagen. Noch bevor er die Eingangsstufen erklommen hatte, erschien Thomas im Türrahmen.
    »Mr. Q.!«
    »Abend, Thomas. Was gibt’s?«
    »Das wollte ich Sie fragen. Dr. Novak ist gerade weggefahren.«
    »Ja. Ich bin

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