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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kannte ihren Namen. Man hatte sie kommen und gehen sehen. Das war aber auch schon alles. Keine Zeugen weit und breit.«
    »Wie ist sie an die tödliche Droge gekommen?«
    Beamis zuckte mit den Schultern. »Durch Esterhaus vielleicht. Möglich, daß sie das Zeug von ihm gekauft hat. Vielleicht hat sie auch eine Gratisprobe im Austausch für gewisse … Dienste bekommen.«
    »Prostitution?«
    »Sie war einschlägig vorbestraft. Die Katze läßt das Mausen nicht.«
    »Also wird mal wieder alles Esterhaus angehängt, was?«
    »Wem sonst? Mir fällt niemand ein. Wir sind am Ende.«
    Das ist Peggy Sue Barnett schon lange,
dachte M. J. Das flammend rote Haar der Frau fiel ihr wieder ein, die puppenhafte Schönheit, umflort von den eisigen Dunstschwaden des Kühlfachs. Eine Frau mit ihrem Aussehen konnte auf dieser Welt nicht unbeachtet geblieben sein. Es mußte Freunde … Liebhaber gegeben haben. Männer, die die Freuden ihrer Bekanntschaft genossen hatten … wenn auch nur für eine Nacht. Weshalb meldete sich keiner?
    Eine Frau stirbt, und niemand merkt es.
M. J. ging nachdenklich durch die Flure des Polizeipräsidiums. Sie begann sich unwillkürlich zu fragen, wie viele Menschen wohl von ihrem Tod Notiz nehmen, zu ihrer Beerdigung kommen würden. Ratchet, natürlich. Wheelock, aus rein dienstlichen Gründen. Ein Ehemann, eine Familie, Berge von Blumen am Grab würden ausbleiben.
Wir sind uns ähnlich, Peggy Sue und ich. Ob aus eigener Entscheidung oder durch die Umstände, wir sind unseren Weg durchs Leben allein gegangen.
    M. J. hatte den Aufzug erreicht und drückte auf den Knopf. Als die Aufzugkabine in ihrem Stockwerk hielt, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr: »Wenn man vom Teufel spricht!«
    Sie drehte sich um. Ihr Exmann trat aus dem Büro des Polizeichefs.
Du würdest auch nicht zu meiner Beerdigung kommen,
dachte sie feindselig.
    »Die schlechte Laune steht dir heute wieder ausgezeichnet«, bemerkte Ed.
    Sie stiegen in den Lift. Die Türen glitten zu. Ed Novaks tadellose Erscheinung wirkte noch auffälliger als sonst. Nichts trübte den Glanz seiner italienischen Schuhe. Zum x-ten Mal fragte sie sich, was sie nur je an diesem Mann gefunden hatte. Und was er an
ihr
gefunden hatte …
    »Ich habe, wonach du gefragt hast«, erklärte er.
    »Was denn?«
    »Den Namen des Polizisten, der Esterhaus vergangenes Jahr hat auffliegen lassen. Noch interessiert?«
    »Wer?«
    »Ben Fuller, Drogendezernat. Ein Sergeant mit achtzehn Dienstjahren auf dem Buckel. Die Unterschrift unter dem Verhaftungsprotokoll stammt von ihm. Die Anklage lautete auf unerlaubten Besitz von mehreren Marihuana-Pflanzen.«
    »Hat Fuller auch die Freilassung veranlaßt?«
    »Fehlanzeige. Das war das FBI. Sie haben ihrem Kronzeugen aus der Patsche geholfen. Die Verschwörungstheorie kannst du vergessen. Fuller hatte nichts damit zu tun.«
    »Kann ich seine Akte bei der Abteilung für Interne Angelegenheiten einsehen?«
    »Nützt dir auch nichts mehr.«
    »Warum nicht?«
    Die Lifttüren öffneten sich. »Weil Ben Fuller tot ist«, antwortete Ed und stieg aus dem Aufzug.
    M. J. rannte in der Eingangshalle hinter ihm her. »Tot? Wie denn das?«
    »Erschossen in Ausübung seiner Pflicht. Er war ein guter Cop, M. J. Ich habe mit seinen Kollegen gesprochen. Er hatte eine Frau und drei Kinder und eine ganze Schublade voller Auszeichnungen. Also laß die Finger von ihm, ja? Er war ein Held. Er hat es nicht verdient, daß ein arrogantes Weibsstück sein Andenken beschmutzt.« Damit stürmte Ed zum Vordereingang hinaus.
    M. J. beobachtete, wie ihr Exmann den Bürgersteig entlanglief.
Ein arrogantes Weibsstück. Bin ich das?
    Sie ging zu ihrem Wagen.
    Auf der Dillingham Avenue herrschte dichter Verkehr. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Jede rote Ampel, jeder Idiot, der links abbiegen wollte, brachte sie noch mehr in Rage. Als sie die Gerichtsmedizin schließlich wieder erreicht hatte, hatte sie das Gefühl, eine Bedrohung für die Polizei zu sein.
Ich bin also ein arrogantes Weibsstück. Na und?
dachte sie und trat in ihr Büro. Sie blieb überrascht stehen.
    Zwei Dutzend langstielige Rosen standen in einer Vase auf ihrem Schreibtisch. »Was zum Teufel soll das?«
    Ratchet streckte den Kopf aus seinem Büro und säuselte: »Na, wer ist der neue Lustknabe, Novak?«
    Sie schlug die Tür zu, um sein Gelächter nicht hören zu müssen. Dann sank sie auf ihren Stuhl und starrte auf die Rosen. Sie waren fantastisch. Sie waren blutrot, ein Symbol der Liebe,

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