Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Wohnzimmer überprüft, weil ich weiß, wie so ein Ding normalerweise aussieht. Und was entdeckt, das da eindeutig nicht reingehört. Nicht viel größer als eine Streichholzschachtel mit einem feinen Draht am Ende. Wahrscheinlich eine Art Antenne.«
»Ist auch so was wie eine Linse dran?«
»Nein.«
»Muss nicht größer sein als eine halbe …«
»Nein, glaub mir, keine Linse. Ich hab dran gedacht und es genau inspiziert.«
»Gut.« In Gurneys Kopf ratterten die Rädchen. Wenn das Gerät keine Bilder aufzeichnen konnte, gehörte es
eindeutig nicht zur versprochenen Überwachungsausrüstung der Polizei. Um einen Eindringling zu identifizieren, wurde keine Abhörwanze angebracht, sondern eine Kamera. »Dann hast du die anderen Rauchmelder überprüft?«
»In jedem Zimmer ist einer, und in jedem befindet sich so ein Ding.«
»Von wo aus rufst du an?«
»Von draußen auf dem Gehsteig.«
»Gut gemacht. Aber ich hab den Eindruck, dass das noch nicht alles war.«
»Wusstest du, dass es eine Deckenluke gibt, die zur oberen Wohnung führt?«
»Nein, doch das überrascht mich nicht. Wo ist sie?«
»In der Waschnische hinter der Küche.«
Gurney erinnerte sich an die Deckentäfelung in der Küche und dem Waschbereich: große, aus Zierleisten geformte Quadrate, die ideal waren, um eine bewegliche Platte zu verbergen.
»Wie bist du denn darauf gekommen …«
»Die Decken unter die Lupe zu nehmen? Kim hat mir erzählt, dass sie manchmal in der Nacht was hört – Knarren und andere unheimliche Geräusche. Und von dieser ganzen anderen Scheiße – dass Sachen verschoben wurden, dass sie verschwunden und wieder aufgetaucht sind, von den Blutflecken, obwohl sie die Schlösser ausgetauscht hat. Hinzu kommt, dass das Apartment oben angeblich unbewohnt sein soll. Wenn man da zwei und zwei zusammenzählt …«
»Wirklich schlau.« Gurney war aufrichtig beeindruckt. »Du hast dir überlegt, dass man am ehesten über die Decke in die Wohnung gelangt.«
»Und dafür kam vor allem die Täfelung infrage.«
»Und dann?«
»Dann hab ich eine Leiter aus dem Keller geholt und gegen jedes Quadrat gedrückt, bis ich auf eins gestoßen bin, das sich irgendwie anders anfühlte, das mehr nachgab. Mit einem Messer hab ich die Zierleiste an dieser Platte gelockert – nur so viel, bis ich sehen konnte, dass darunter Schnittkanten verlaufen. Mehr hab ich nicht gemacht. Du wolltest ja, dass ich die Wanzen nicht rausnehme, also dachte ich mir, es ist sicher besser, wenn ich die Platte nicht verschiebe. Außerdem ist sie eindeutig von oben befestigt, und ich hätte sie aufbrechen müssen, um durchzukommen. Und das wollte ich nicht, weil ich keine Ahnung hatte, was da oben ist.«
Gurney registrierte das Jagdfieber in der Stimme seines Sohnes, das von der Vernunft nur knapp im Zaum gehalten wurde. »Da warst du ja ziemlich beschäftigt heute Nachmittag.«
»Wir wollen die Schurken doch erwischen. Was ist der nächste Schritt?«
» Dein nächster Schritt ist, dass du so schnell wie möglich von dort verschwindest und hierherkommst – und zwar zusammen mit Kim. Mein nächster Schritt ist, dass ich mir diese neuen Fakten eine Weile durch den Kopf gehen lasse. Manchmal wenn ich mit Fragen ins Bett gehe, wache ich mit Antworten wieder auf.«
»Wirklich?«
»Nein, klingt aber gut.«
Kyle lachte. »Und mit welchen Fragen gehst du heute Abend ins Bett?«
»Das würde ich gern von dir hören. Schließlich hast du diese Entdeckungen gemacht. Vor Ort hat man die bessere Perspektive. Was sind deiner Meinung nach die entscheidenden Fragen?«
Obwohl er zögerte, war Kyles Erregung fast mit Händen zu greifen. »Soweit ich das erkenne, gibt es nur eine große Frage.«
»Nämlich?«
»Haben wir es mit einem besessenen Stalker oder mit etwas viel Hässlicherem zu tun?« Er hielt inne. »Was denkst du?«
»Ich denke, vielleicht mit beidem.«
27
Gegensätzliche Reaktionen
An diesem Abend blieb Gurney auf, bis Kim und Kyle aus Syracuse eintrafen – Kyle auf seiner BSA und Kim in ihrem Miata.
Nachdem sie die am Telefon bereits erörterten Dinge erneut durchgegangen waren, beschäftigten Gurney noch zwei weitere Fragen. Die erste an Kyle konnte er kaum zur Hälfte aussprechen, da wurde sie schon beantwortet. »Als du die Deckel von den Rauchmeldern abgenommen hast …«
»Ich hab es ganz leise und langsam gemacht. Während der ganzen Zeit haben Kim und ich über was ganz anderes geredet – über einen ihrer Kurse an der Universität –,
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