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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Gelegenheit zu einer beiläufigen Frage. »Treiben die neuen Morde die Einschaltquoten in die Höhe?«
    Erneut huschte ein Grinsen über Getz’ Lippen. »Wollen Sie die Wahrheit hören? Die Quoten werden explodieren. Wir bringen Sondersendungen, Diskussionsrunden über die Waffengesetze, vielleicht sogar eine weitere Reihe zum Thema. Erinnern Sie sich noch an das Projekt, das ich Ihnen angeboten habe? Wo bleibt die Gerechtigkeit – eine kompromisslose Überprüfung ungeklärter Fälle. Das könnte eine ganz heiße Nummer werden. Und dieses Angebot steht noch immer, Detective Gurney. Die Mordwaisen könnten praktisch zum Dauerbrenner werden. Medienalchemie.«
    Kim hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Das ist so … so was von hässlich.«
    »Sicher, Schätzchen, das ist eben die menschliche Natur.«
    Ihre Augen blitzten. »Für mich klingt es hässlich und gierig.«
    »Sag ich doch: die menschliche Natur.«
    »Das ist nicht die menschliche Natur. Das ist Schund.«
    »Dann darf ich Ihnen was erklären. Der Mensch ist nichts anderes als ein Primat. Vielleicht sogar der hässlichste und dümmste von allen. Das ist die ungeschminkte Wahrheit. Und ich bin Realist. Ich hab diesen verdamm-
ten Zoo nicht geschaffen. Ich verdiene damit nur meinen Lebensunterhalt. Wissen Sie, was ich mache? Ich füttere die Tiere.«
    Kim stand auf. »Das reicht. Ich gehe.«
    »Sie verpassen eine leckere Sushi-Mahlzeit.«
    »Ich hab keinen Hunger. Ich möchte gehen. Sofort.«
    Sie steuerte auf den Ausgang zu. Ohne einen Kommentar erhob sich auch Gurney und folgte ihr.
    Getz blieb an seinem Platz und rief ihnen nach, als sie sich der Tür näherten. »Bevor Sie sich verabschieden, hören Sie noch kurz zu. Wir überlegen uns gerade einen neuen Slogan. Wir haben es schon auf zwei eingegrenzt. Der erste heißt: RAM News: Herz und Seele der Freiheit. Der zweite: RAM News: Nichts als die Wahrheit. Welchen finden Sie besser?«
    Kopfschüttelnd öffnete Kim die Tür und suchte so schnell wie möglich das Weite.
    Gurney blickte zurück zu dem Mann am Acryltisch.
    Der zupfte sich gleichmütig eine unsichtbare Fluse von seinem lavendelblauen Jackett.

42
    Ein Schuss ins Blaue
    Auf dem gewundenen Weg durch den Kiefernwald, der von Getz’ Haus am Hang hinunter zur Hauptstraße führte, fuhr Kim so wild, dass Gurney aus seinen Gedanken aufschreckte und für einen Moment den RAM -Produzenten und sein schmieriges Medienunternehmen vergaß.
    Als das Auto zum zweiten Mal über den schmalen Seitenstreifen schlitterte, bot er ihr an, sich ans Steuer zu setzen. Sie lehnte ab, verringerte jedoch die Geschwindigkeit.
    »Ich kann es einfach nicht glauben.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte was Gutes schaffen. Was Wahres. Und was habe ich damit angerichtet? Eine Riesensauerei. Mein Gott, was bin ich blöd! Blöd und naiv!«
    Gurney musterte sie von der Seite. Ihr konservativer blauer Blazer, die schlichte weiße Bluse, die fast strenge Frisur – auf einmal wirkte sie auf ihn wie ein als Erwachsener verkleidetes Kind.
    »Was soll ich jetzt tun?« Ihre Stimme war so leise, dass er sie fast nicht hörte. »Angenommen, der Hirte mordet weiter. Diese Warnung – Lass den Teufel schlafen – war für mich bestimmt. Und ich hab sie in den Wind geschlagen. Das heißt, ich bin schuld an den Morden. Wie können wir Getz dazu bringen, dass er diese furchtbare Sache abbläst?«
    »Ich glaube nicht, dass wir ihn dazu bringen können.«
    »O Gott …«
    »Aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, den Hirten zu stoppen.«
    »Wie?«
    »Es ist eher ein Schuss ins Blaue.«
    »Alles ist besser als nichts.«
    »Vielleicht brauch ich deine Hilfe dabei.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Ich mache alles. Sag es mir. Egal, was es ist …«
    Der Wagen schlitterte auf die Leitplanke zu.
    »Vorsicht!«, rief Gurney. »Pass auf die Straße auf!«
    »Entschuldige. Also, ich bin bereit – du musst es mir nur erklären.«
    Er überlegte, ob es so klug war, ihr die Sache noch während der Fahrt auseinanderzusetzen. Doch langes Warten konnte er sich nicht mehr leisten. Wichtig war, dass er sie überzeugte, ohne wie bei der Unterhaltung mit Clinter seine Zweifel und Ängste zu verraten. »Mein Plan beruht auf zwei Annahmen über den Guten Hirten. Erstens wird er ohne Zögern jeden umbringen, der eine Bedrohung für ihn darstellt – sofern er davon überzeugt ist, es ohne Risiko tun zu können. Zweitens hat er gute Gründe dafür, mein Interesse an dem Fall als Bedrohung zu sehen.«
    »Und was

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