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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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beenden will. Ich argumentiere, dass sie nicht so schnell aufgeben soll.«
    »Moment«, wandte Kyle ein. »Warum willst du das zu ihr sagen?«
    »Der Hirte soll mich als Hauptgefahr wahrnehmen, nicht Kim. Er soll glauben, dass sie die Reihe einstellen will und ich diese Entscheidung eventuell verhindern könnte.«
    »Das ist alles? Der ganze Plan?«
    »Nein, es passiert noch mehr. Mitten in dieser Diskussion über die Mordwaisen kriege ich einen Anruf. Und zwar angeblich von Max Clinter. Wer meinen Part des Telefonats hört – mehr nehmen die Wanzen ja nicht auf –, wird den Eindruck gewinnen, dass Max auf Informationen
gestoßen ist, die Hinweise auf die Identität des Guten Hirten geben. Vielleicht Informationen, die zu Dingen passen, die ich selbst rausgefunden habe. Gegen Ende des Gesprächs sind Max und ich uns jedenfalls ziemlich sicher, wer der Hirte ist, und wir verabreden uns für morgen Abend in seiner Hütte, um uns über das weitere Vorgehen zu verständigen.«
    Kyle blieb lange still. »Er soll also was tun? Zu Clinters Hütte fahren … und versuchen dich umzubringen?«
    »Wenn ich es richtig anpacke, sieht er es vielleicht als Gelegenheit, eine große Bedrohung zu beseitigen, und zwar ohne nennenswertes Risiko.«
    »Und ihr beide …« Sein Blick wechselte zwischen Gurney und Kim. »Ihr wollt das alles spontan erfinden?«
    »Was anderes bleibt uns nicht mehr übrig.« Gurney sah zur Wanduhr. »Wir müssen los.«
    Kim wirkte verängstigt. »Ich hol noch schnell meine Handtasche.«
    Als ihre Schritte auf der Treppe verhallt waren, wandte sich Gurney an Kyle. »Ich möchte dir was zeigen.« Er führte Kyle ins Schlafzimmer und zog die unterste Kommodenschublade auf. »Ich weiß nicht, wann ich heute Abend heimkomme. Falls was Unerwartetes passiert – oder ein ungebetener Besucher auftaucht – kannst du vielleicht das hier gebrauchen.«
    Kyle beugte sich über die offene Schublade. Sie enthielt eine Schrotflinte und eine Packung Patronen.

43
    Unterhaltung mit dem Hirten
    Gurney und Kim fuhren getrennt nach Syracuse. Da sie nicht voraussehen konnten, wie der Abend verlief, schien maximale Flexibilität angebracht.
    Vor dem schäbigen kleinen Haus, dessen eine Hälfte Kims Apartment bildete, ging Gurney erneut den Plan mit ihr durch. Dabei fielen ihm einmal mehr dessen Schwachstellen auf. Im Grunde war es gar kein Plan, sondern eher eine Verlegenheitslösung – und eine nicht wirklich gut durchdachte dazu. Doch er durfte seine wachsende Skepis nicht zeigen, um Kim nicht noch mehr zu verunsichern. Wenn ihre Angst noch weiter stieg, würde sie das völlig lähmen. Außerdem war dieses lächerliche kleine Täuschungsmanöver alles, was sie in die Waagschale werfen konnten.
    Mit einem möglichst selbstsicheren Lächeln schloss er: »Egal, was ich da drinnen zu dir sage, du reagierst, als würdest du mir jedes Wort glauben. Geh einfach von deinen echten Gefühlen aus. Bleib entspannt und antworte ganz natürlich. Okay?«
    Sie nickte.
    »Und noch was. Halt dein Handy bereit. Irgendwann signalisiere ich dir, dass du meine Nummer wählen sollst, damit ich das Scheingespräch mit Clinter führen kann. Du wirst ja hören, was ich sage. Spiel einfach dich selbst und reagiere, wie du es normalerweise machen würdest. Mehr braucht es nicht.« Mit einem Augenzwinkern hielt er den Daumen hoch. Aber das gespielte Draufgängertum war nicht echt.
    Schwer schluckend trat sie durch den Eingang in den winzigen Flur und schloss die Wohnungstür auf. Er folgte ihr durch den engen Gang ins Wohnzimmer. Sein Blick glitt über das Futonsofa, den Couchtisch, die zwei abgenutzten, jeweils von einer wackligen Stehlampe flankierten Sessel. Alles war, wie er es in Erinnerung hatte, auch der erdfarbene, in der Mitte fadenscheinige Teppich.
    »Setz dich schon mal hin, Dave. Ich bin gleich wieder da.« Kims Stimme klang leicht angespannt wie nach einem schweren Tag. Sie verschwand im Bad und zog laut die Tür hinter sich zu.
    Er lief im Zimmer herum, räusperte sich mehrmals und ließ sich schließlich geräuschvoll auf dem Sofa nieder. Kurz darauf kam sie zurück. Beide hatten ihre Handys auf den Tisch gelegt.
    »Also, kann ich dir was zu trinken anbieten?«
    »Ich hab wirklich Durst. Was hast du denn da?«
    »Was du willst.«
    »Äh, vielleicht Saft. Falls welcher da ist.«
    »Ich glaube schon. Sekunde nur.« Sie steuerte auf die Küche zu. Er hörte Gläserklirren und den Wasserhahn, der auf- und zugedreht wurde.
    Sie kam mit zwei

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