Gute Nacht: Thriller (German Edition)
gehört hätte. Unmittelbar darauf kam die Skaterin durch eine Tür auf der anderen Seite des Raums. Rollerblades, schwarzer Trikotanzug über der attraktiven Figur, dunkelblaues Haar mit Gelstacheln, die Augen schockierend blau wie das Haar.
»Kennen Sie Stoli Elit?«
»Ich möchte nur ein Glas Wasser, bitte«, sagte Kim.
»Und Sie, Detective Gurney?«
»Wasser.«
»Schade. Stoli Elit ist wirklich was Besonderes. Kostet ein Vermögen.« Er wandte sich der Skaterin zu. »Claudia,
Liebes, bring mir bitte drei Finger breit, pur.« Er de-
monstrierte mit einer Geste, wie viel er in seinem Glas wollte.
Sie drehte auf den Spitzen ihrer Rollerblades und glitt hinaus.
»Da wären wir also. Setzen wir uns doch hin.« Erneut deutete Getz zu den Stühlen.
Kim und Gurney ließen sich auf einer Seite des Tischs nieder, Getz auf der anderen.
Claudia schwebte wieder herein und stellte Getz ein Glas hin. Er nahm es in die Hand und nippte von der klaren Flüssigkeit. »Perfekt.« Er lächelte.
Nach einem taxierenden Blick in Gurneys Richtung verschwand sie durch die hintere Tür.
»Okay«, meinte Getz. »Zum Geschäft.« Sein prüfender Blick fiel auf Kim. »Schätzchen, ich weiß, Sie haben was auf dem Herzen. Bringen wir das zuerst mal hinter uns. Raus damit.«
Kim wirkte verwirrt, als sie zu reden anfing. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll – außer dass ich entsetzt bin. Entsetzt über die Ereignisse. Ich fühle mich verantwortlich. Die Menschen, die ermordet wurden – sie haben ihr Leben wegen mir verloren. Wegen der Mordwaisen. Die Reihe muss gestoppt werden. Stellen Sie sie ein.«
Getz starrte sie an. »Ist das alles?« Er schien verblüfft, als wäre eine Schauspielerin beim Vorsprechen nach der ersten Zeile verstummt.
»Das und der ganze Ton der Sendung. Das war nicht, was ich erwartet hatte. Alles so zusammengeschnitten, der kitschige Anfang mit der dunklen Landstraße, die sogenannten Experten, die nach ihrer Meinung gefragt wurden – offen gestanden, fand ich das ziemlich billig.«
»Billig?«
»Jedenfalls will ich, dass die Reihe abgesetzt wird.«
»Sie wollen, dass es abgesetzt wird. Ziemlich witzig.«
»Witzig?«
»Ja, witzig. Sind Sie sicher, dass Sie nichts trinken möchten?«
»Ich habe um Wasser gebeten.«
»Das haben Sie, stimmt.« Getz richtete den Zeigefinger auf sie wie den Lauf einer Pistole und grinste. Dann griff er nach seinem Wodka und leerte ihn mit zwei großen Schlucken. »Schön, Zeit für ein paar Fakten. Zuerst ein kleines organisatorisches Detail. Sie sollten vielleicht noch einmal einen Blick in Ihren Vertrag werfen, Schätzchen, damit Sie das Wesentliche verstehen – zum Beispiel wem gehört was, wer trifft welche Entscheidungen, wer setzt Sendungen ab. Und so weiter. Aber wir sollten uns hier nicht mit juristischen Fragen verzetteln. Wir müssen über größere Dinge reden. Ich darf Ihnen ein paar Dinge über RAM erklären, die …«
»Soll das heißen, Sie wollen die Sendung nicht einstellen?«
»Bitte. Ich möchte Ihnen ein bisschen Hintergrundwissen vermitteln. Ohne diesen Kontext können wir keine guten Entscheidungen treffen. Bitte lassen Sie mich ausreden. Ich wollte Ihnen gerade erklären, dass es bei RAM ein paar Dinge gibt, von denen Sie wahrscheinlich nichts wissen. Zum Beispiel, dass wir mehr Spitzensendungen haben als jeder andere Sender. Wir haben die höchsten …«
»Das ist mir egal.«
»Bitte, lassen Sie mich doch zu Wort kommen. Das sind Dinge, die Ihnen vielleicht neu sind. Wir haben die höchsten Gesamtzuschauerzahlen der gesamten Branche. Und sie steigen von Jahr zu Jahr. Unsere Muttergesellschaft ist der größte Medienkonzern der Welt, und wir sind sein profitabelster Zweig. Nächstes Jahr werden die Gewinne erneut kräftig steigen.«
»Ich seh nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Bitte hören Sie mir zu. Wir verstehen was von Programmgestaltung, wir verstehen das Publikum. Und was folgt daraus? Wir wissen genau, was wir machen, und wir machen es besser als alle anderen. Sie sind mit einer Programmidee zu uns gekommen. Und wir verwandeln diese Idee in Gold. Medienalchemie. Das ist unsere Stärke. Wir verwandeln Ideen in Gold. Begreifen Sie?«
Kim beugte sich vor, und ihre Stimme wurde lauter. »Ich weiß nur, dass wegen dieser Sendung Menschen getötet wurden.«
»Wie viele Menschen?«
»Was?«
»Wissen Sie, wie viele Menschen jeden Tag auf der Erde sterben? Wie viele Millionen?«
Sprachlos starrte Kim ihn an.
Gurney nutzte die
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