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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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eine Chance zur Ergreifung des Täters sieht.«
    »Neben allem anderen bin ich also auch noch der Spezialist für ungeklärte Fälle, der dem Guten Hirten auf der Spur ist?«
    Sie seufzte. »Ziemlich dumm, was?«
    Er gab keine Antwort, und sie drang auch nicht darauf.
    Irgendwo über ihnen am verhangenen Himmel hörten sie ein Dröhnen – den schweren Herzschlag eines Helikopters, erst lauter, dann leiser, ehe er ganz verschwand.
    Im Gegensatz zu Rudy Getz’ dramatischen Adlern war Larry Sternes Auffahrt nur durch einen gewöhnlichen Briefkasten neben einer Öffnung in einer niedrigen Feldsteinmauer markiert. Das für die Gegend typische Landhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert lag rund zweihundert Meter zurückversetzt hinter einem schlichten Rasen. Kim parkte ihren Miata vor einer frei stehenden Garage.
    Die Eingangstür des Hauses stand offen, als sie hinkamen. Der Mann knapp hinter der Schwelle war von durchschnittlicher Statur und Ende dreißig oder Anfang vierzig. Er trug ein Golfhemd, eine zerknitterte Strickjacke, eine weite Hose und teuer wirkende Slipper – alles in Schattierungen von Hellbraun, die genau zu seiner Haarfarbe passten.
    Nach den Informationen aus Kims Mappe war Larry Sterne Zahnarzt, genau wie sein ermordeter Vater, dessen Praxis er übernommen hatte.
    »Hallo, Kim«. Er lächelte. »Schön, Sie wiederzusehen. Und das ist sicher Detective Gurney.«
    »Im Ruhestand«, korrigierte er.
    Sterne nickte verbindlich, als wäre ihm die Unterscheidung recht. »Kommen Sie rein, wir unterhalten uns hier drüben.« Er führte sie in ein helles Wohnzimmer mit breiten Bodendielen und geschmackvollen antiken Möbeln. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Kim, aber ich habe leider nicht viel Zeit. Vielleicht können wir deshalb gleich zum Thema kommen.«
    Sie nahmen auf Sesseln Platz, die um einen kreisförmigen Teppich vor einem Steinkamin gruppiert waren. Die rot glühenden Überreste eines Kohlefeuers strahlten angenehme Wärme aus.
    »Ich weiß, wie Sie zu RAM News stehen«, begann Kim voller Ernst, »aber ich wollte noch einen Versuch machen, Ihre Einwände zu entkräften.«
    Sterne redete geduldig wie mit einem Kind. »Ich bin gern bereit, Ihnen zuzuhören. Aber ich hoffe, das gilt auch umgekehrt.«
    »Natürlich.« Kim klang nicht besonders überzeugend.
    Sterne lehnte sich ein wenig vor, ein Bild höflicher Aufmerksamkeit. »Sie zuerst.«
    »Okay. Erstens: Ich bin diejenige, die das Format und den Stil der Serie gestaltet. Sie haben es also nicht mit einem gesichtslosen Medienunternehmen zu tun. Ich führe die Interviews und stelle die Fragen. Zweitens: Fünfundneunzig Prozent des Inhalts werden von den Verwandten der Opfer bestritten – von Menschen wie Ihnen. Es geht nur um Ihre Antworten auf meine Fragen. In der Substanz besteht die Reihe fast ausschließlich aus authentischen Stellungnahmen. Drittens: Mich persönlich interessiert allein die Wahrheit – die wahren Auswirkungen des Mordes auf eine Familie. Viertens: RAM News verfolgt zwar möglicherweise eigene Ziele, doch in diesem Fall stellt der Sender nur den Veranstaltungsrahmen zur Verfügung, den Kommunikationskanal. RAM ist das Medium. Die Botschaft sind Sie.«
    Sterne setzte ein nachsichtiges Lächeln auf. »Sehr eloquent ausgedrückt, Kim. Leider sind damit meine Bedenken nicht zerstreut. Ich darf auf Ihre Nummerierungsmethode zurückgreifen, um meine Einwände darzustellen. Erstens: RAM ist keine nette Organisation. Der Sender steht an vorderster Front von allem, was heutzutage faul ist an der Medienlandschaft. Er hat sich zum Sprachrohr für die hässlichsten und am stärksten polarisierenden Gefühle in der Gesellschaft gemacht. Er verherrlicht Aggressivität und macht eine Tugend aus der Unwissenheit. Ihnen persönlich mag es wichtig sein, die Wahrheit zum Ausdruck zu bringen, aber für RAM ist das völlig belanglos. Zweitens: RAM hat mehr Erfahrung im Manipulieren von Leuten wie Ihnen als Sie im Umgang mit Fernsehsendern. Es besteht keinerlei realistische Chance, dass Sie die Kontrolle über Ihre Reihe bewahren. Ich weiß, dass Sie die Teilnehmer auffordern, Ausschließlichkeitsvereinbarungen mit Ihnen zu unterschreiben, bloß wundern Sie sich nicht, wenn RAM Möglichkeiten findet, das zu umgehen. Drittens: Selbst wenn RAM keine hinterhältigen Ziele verfolgen sollte, würde ich Ihnen zum Abbruch Ihres Projekts raten. Ihr Ansatz ist interessant, nur hat er leider auch das Potenzial, großen Schmerz auszulösen. Die Nachteile des

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