Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
Gerechtigkeit? –, eine neue Sendung, die einfach die Ungerechtigkeit unaufgeklärter Verbrechen in den Vordergrund stellt. Das bleibende Gefühl von Ungerechtigkeit.« Getz lehnte sich zurück und beobachtete, wie sie seine Ideen aufnahm.
    Sie wirkte unsicher. »Das … könnte funktionieren …, glaube ich.«
    Getz schnellte wieder nach vorn. »Hören Sie, ich verstehe Ihren Ansatz – Emotion, Schmerz, Leid, Verlust. Alles nur eine Frage der Nachjustierung, damit die Balance stimmt. Die erste Serie betont eher Schmerz und Verlust. Die zweite Serie betont eher das unaufgeklärte Verbrechen. Und jetzt ist mir noch was ganz anderes eingefallen. Gerade eben, als ich diesen Mann hier so vor mir sehe.« Mit einem Entdeckerglitzern in den Augen deutete er auf Gurney.
    »Also, ich denk mal einfach laut vor mich hin. Wie fänden Sie beide es, zu Amerikas neuem, heißen Reality- TV -Gespann zu werden?«
    Kim blinzelte. Sie wirkte zugleich aufgeregt und perplex.
    Getz führte seine Idee näher aus. »Ich sehe hier eine natürliche, dramatische Chemie. Einen reizvollen Persönlichkeitsgegensatz. Die emotionale junge Frau, der es vor allem um die Opfer geht, um den Schmerz – in einer Hassliebe-Partnerschaft mit dem stahlharten Cop, dem es vor allem um den Abschluss des Falls geht. Das hat Leben. Das spricht den Bauch an!«

9
    Eine zugeknöpfte Waise
    »Was meinst du?« Kim warf Gurney einen nervösen Seitenblick zu, als sie die Geschwindigkeit der Scheibenwischer einstellte.
    Soeben hatten sie den Damm des Ashokan-Stausees überquert und fuhren nun in südlicher Richtung nach Stone Ridge. Es war kurz nach zwei. Auch am Nachmittag war es grau und gelegentlich nebelig geblieben.
    Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Du siehst ziemlich grimmig aus.«
    »Die Unterhaltung mit deinem Gesprächspartner hat mich daran erinnert, wie RAM den Fall des Guten Hirten ausgeschlachtet hat. Du kannst dich wahrscheinlich nicht daran erinnern. Mit dreizehn hast du bestimmt nicht oft Nachrichten im Fernsehen angeschaut.«
    Sie konzentrierte sich auf die nasse Fahrbahn. »Und? Wie hat der Sender berichtet?«
    »Reine Panikmache, rund um die Uhr. Ständig haben sie dem Killer neue Namen verpasst – Mercedes-Mörder, Mitternachtsmörder, Mercedes-Monster –, bis er sein Manifest an die Medien geschickt und mit der Gute Hirte unterschrieben hat. Danach haben sie ihn so genannt. RAM hat sich auf die Anti-Gier-Botschaft des Manifests eingeschossen und die Angst geschürt, dass die Anschläge der Beginn einer Art Revolution seien – eines sozialistischen Guerillafeldzugs gegen Amerika, gegen den Kapitalismus. Hirnrissiges Zeug. Vierundzwanzig Stunden am Tag haben sie ihre › TV -Experten‹ aufmarschieren und darüber schwafeln lassen, was für schreckliche Dinge passieren und welche Verschwörungen hinter dem Ganzen stecken könnten. Sie präsentierten ›Sicherheitsberater‹, die der Meinung waren, dass jeder Amerikaner bewaffnet sein muss – eine Waffe im Haus, eine Waffe im Auto, eine Waffe in der Tasche. Höchste Zeit für ein Ende der weichen Gangart gegen antiamerikanische Verbrecher. Höchste Zeit für die Abschaffung übertriebener ›Verbrecherrechte‹. Auch nachdem mit den Morden Schluss war, hat RAM einfach weitergemacht. Die Rede war vom Klassenkampf, der sich in den Untergrund verlagert habe, aber mit Sicherheit bald in verheerender Weise zum Ausbruch kommen werde. Geschlagene eineinhalb Jahre lang sind sie auf diesem Thema noch herumgeritten. Was RAM letztlich bezweckte, ist klar: maximale Wut und Panik auslösen, um die Zuschauerzahlen und die Werbeeinnahmen in die Höhe zu treiben. Das Traurige daran ist, dass es funktioniert hat. Die Berichterstattung von RAM über den Guten Hirten wurde zum absoluten Schrottvorbild für Kabelsender: hirnlose Diskussionen, Verschärfung von Konflikten, hässliche Verschwörungstheorien, Verherrlichung von Skandalen, Schuldzuweisungen. Und Rudy Getz war auch noch stolz auf diese Errungenschaften.«
    Kims Hände umklammerten das Lenkrad. »Damit willst du also sagen, dass ich mit so jemandem nicht zusammenarbeiten sollte?«
    »Ich sage nichts über Getz, was nicht sowieso klar wurde bei unserem Treffen mit ihm.«
    »Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du dann mit ihm zusammenarbeiten?«
    »Du bist intelligent genug, um zu wissen, dass das eine sinnlose Frage ist.«
    »Finde ich nicht. Versetz dich doch einfach in meine Lage.«
    »Du fragst mich, welche Entscheidung ich treffen

Weitere Kostenlose Bücher