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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Schüler freut, deutete Getz auf ihn. »Genau! Nachrichten sind Leben, Leben ist Emotion, Emotion kommt aus dem Bauch. Drama, Blut, Triumph, Tränen. Da geht es nicht um einen steifen Blödmann, der trockene Fakten und Zahlen vorliest. Es geht um Konflikte. Es geht um Leck mich! … Nein, Leck dich selbst! … Scheiße, wenn du noch einmal
Leck mich! zu mir sagst … Bam! Bam! Bam! Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise – aber Sie verstehen sicher, was ich meine, oder?«
    »Absolut«, erwiderte Gurney sanft.
    »Deswegen nennen wir die Sendung, in der wir unsere Ideen testen, Hopp oder Top . Das mögen die Leute. Einfache Entscheidungen. Macht. Wie der Kaiser, der auf den Gladiator herabblickt. Daumen rauf, und er lebt. Daumen runter, und er stirbt. Die Leute lieben Schwarz und Weiß. Von Grau kriegen sie Kopfweh. Von Nuancen wird ihnen schlecht.«
    Kim blinzelte, schluckte. »Und … bei den Mordwaisen … ging der Daumen rauf?«
    »Voll rauf, bis zum Anschlag!«
    Kim setzte zu einer weiteren Frage an, doch Getz ließ sie nicht zu Wort kommen, weil er seinen eigenen Gedankengang weiterverfolgen wollte. »Bis zum Anschlag! Und ich empfinde das als persönliche Genugtuung. Karma, der Kreis schließt sich! Denn es war unsere Berichterstattung zur Mordserie des Guten Hirten, die RAM News seinerzeit an die Spitze katapultiert hat. Dort ist unser Platz. Und die Idee, das nach genau zehn Jahren wieder aufzugreifen, ist einfach perfekt. Das spür ich in den Knochen! So, wie wär’s jetzt mit einem fantastischen Mittagessen?«
    Bei diesem Stichwort skatete Claudia mit einem großen Tablett herein, das sie auf den Couchtisch stellte. Ihr vom Gel stacheliges Haar war nicht schwarz, wie Gurney zunächst angenommen hatte, sondern tiefblau – ein Blau, das nur wenig dunkler war als ihre Augen, die ihn einen Moment lang mit geradezu verstörender Offenheit musterten. Sie war bestimmt noch keine zwanzig. Auf der Spitze eines Schuhs drehte sie eine Pirouette, kreuzte dann lässig durchs Zimmer, bevor sie mit einem letzten Blick zurück davonglitt.
    Auf dem Tablett standen drei Teller. Auf jedem prangte ein kunstvolles Sushi-Arrangement. Herrliche Farben, komplexe Formen. Sämtliche Bestandteile waren Gurney unbekannt, und Kim, die das Arrangement alarmiert beäugte, ging es offenbar genauso.
    »Wieder mal ein Meisterwerk von Toshiro«, erklärte Getz.
    »Wer ist Toshiro?«, fragte Kim.
    Getz’ Augen funkelten. »Der Meister, den ich einem angesagten Sushi-Restaurant in der Stadt abgeworben habe.« Er nahm einen der leuchtenden Bissen vom Teller und schob ihn sich in den Mund.
    Gurney folgte seinem Beispiel. Es war undefinierbar, aber ausgesprochen köstlich.
    Kim brauchte offensichtlich all ihren Mut, um ein Stück zu probieren, doch nachdem sie ein wenig gekaut hatte, entspannte sie sich. »Wunderbar. Also ist er jetzt Ihr persönlicher Koch?«
    »Ein kleiner Luxus.«
    »Sie müssen wirklich was von Ihrem Job verstehen«, bemerkte Gurney.
    »Ich verstehe was davon, zu erkennen, was die Leute anspricht.« Getz machte eine Pause, dann fügte er hinzu, als wäre es ihm gerade erst klar geworden: »Mein Talent ist, Talent zu erkennen.«
    Gurney nickte unverbindlich, fasziniert von dem schamlosen Selbstvertrauen des Mannes.
    Kim war darauf bedacht, das Gespräch wieder auf die Mordwaisen zu lenken. »Mich würde interessieren …, haben Sie durch diese Testsendung Hopp oder Top was erfahren, das ich für meine restlichen Interviews berücksichtigen sollte?«
    Er warf ihr einen berechnenden Blick zu. »Machen Sie einfach so weiter wie bisher. Sie haben diese natürlich-unschuldige Ausstrahlung. Denken Sie nicht zu viel nach. Das fürs Erste. Langfristig rieche ich eine Chance zur Erweiterung und zu einem Ableger. Das Konzept hat eine starke emotionale Zugkraft. Das reicht weit hinaus über die sechs Opferfamilien im Fall des Guten Hirten. Es lässt sich leicht auf andere Mordopfer und Familien ausdehnen. Die Fortsetzung ist praktisch vorprogrammiert; wenn es gut läuft, können wir also weitermachen. Aber es führt auch zu einem zweiten Konzept: dass die Fälle nicht geklärt wurden. Im Moment sind die beiden Ansätze miteinander vermischt. Auf der einen Seite der Schmerz der Hinterbliebenen, okay? Doch auf der anderen Seite gibt es den flüchtigen Mörder, den fehlenden Abschluss. Wenn den Mordwaisen der Dampf ausgeht, könnte ich mir also eine Schwerpunktverlagerung vorstellen. Einen Ableger – so was wie Wo bleibt die

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