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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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machen.«
    »Warum nicht?« Rotker klang weder zögernd noch begeistert. »Kommen Sie.«
    Sie führte sie hinaus durch die Hintertür, neben der sich an der einen Haushälfte ein abgezäunter Zwinger hinzog. Vier muskulöse Rottweiler brachen in lärmendes Gebell aus, das auf einen Befehl der Herrin hin sofort verstummte.
    Hinter dem Haus erstreckte sich auf dem Feld ein schmaler, fensterloser Bau bis zum äußeren Zaun. Rotker sperrte die Metalltür auf und schaltete die Lichter ein. Drinnen befand sich ein einfacher Schießstand für einen Schützen und eine motorbetriebene, bewegliche Zielscheibe.
    Sie trat an einen hüfthohen Tisch und drückte auf den Wandschalter daneben. Eine frische, schon am Drahtzug befestigte Papierzielscheibe mit dem stilisierten, lebensgroßen Bild eines Mannes darauf schob sich zur hinteren Wand. Sie stoppte bei der Acht-Meter-Markierung. »Möchten Sie, Detective?«
    »Ich schau Ihnen lieber zu.« Er lächelte. »Ich hab so das Gefühl, dass Sie eine gute Schützin sind.«
    Kalt erwiderte sie sein Lächeln. »Für die meisten Situationen reicht es.«
    Wieder drückte sie auf den Wandschalter, und die Zielscheibe entfernte sich weiter und stoppte schließlich an der Endmarke des Schießstands bei fünfzehn Metern. Sie nahm Hörschutz und Sicherheitsbrille von einem Haken und setzte sie mit einem kurzen Blick zu Gurney und Kim auf. »Tut mir leid, das sind meine einzigen. Normalerweise habe ich kein Publikum.« Sie zog ihre SIG Sauer aus dem Halfter, prüfte das Magazin und entsicherte sie. Einen Moment stand sie völlig reglos, den Kopf nach vorn geneigt wie eine olympische Schwimmerin vor dem Startschuss. Dann tat sie etwas, woran sich Gurney mit Sicherheit sein Leben lang erinnern würde.
    Sie schrie – ein wütender, bestialischer Laut, der den sprachlichen Gehalt des einleitenden Wortes verkümmern
ließ und es zu einem zuckenden Blitz machte. Als sie » SCHEISSE !« brüllte, riss sie mit einer plötzlichen Bewegung die Waffe hoch und feuerte ohne erkennbares Zielen in weniger als vier Sekunden, wie Gurney schätzte, das gesamte Magazin mit fünfzehn Patronen leer.
    Dann senkte sie langsam die Waffe und legte sie auf den Tisch. Sie nahm die Sicherheitsbrille und den Gehörschutz ab und hängte sie sorgfältig zurück an die Wand. Nach einem Druck auf den Schalter glitt die Zielfigur vom Ende des Schießstands nach vorn zum Tisch. Bedächtig nahm sie sie ab und wandte sich mit einem gelassenen Lächeln zu ihnen um.
    Sie hielt Gurney die Figur hin, damit er sie in Augenschein nehmen konnte. Der normale Zielbereich – die Körpermitte – war unberührt. Und auch sonst gab es in dem Papierkörper mit einer Ausnahme kein einziges Einschussloch.
    Nur die Mitte der Stirn war durchschlagen.

11
    Seltsames Nachspiel
    Kim und Gurney saßen in dem Miata und fuhren durch das praktisch nicht existierende Dorf Peacock hinaus auf die Landstraße, die über Berg und Tal nach Walnut Crossing führte. Es war kurz nach fünf, die Wolkendecke lichtete sich, und der Nebel hatte sich endlich verzogen.
    »Die Darbietung hat mich anscheinend viel mehr erschreckt als dich«, bemerkte Gurney.
    Kim warf ihm einen forschenden Blick zu. »Und daraus schließt du, dass ich das schon mal gesehen habe? Tja, da hast du recht.«
    »Und deswegen hast du ihr vorgeschlagen, dass sie mir den Schießstand vorführt? Damit ich ihren Auftritt mit eigenen Augen verfolgen kann?«
    »Genau.«
    »Auf jeden Fall beeindruckend.«
    »Ich möchte dir alles zeigen. Oder zumindest so viel, wie in der kurzen Zeit möglich ist.«
    Beide verstummten. Gurney beschlich das Gefühl, dass sie ihm bereits einiges gezeigt hatte. Kaum zu glauben, dass er Connie Clarkes Anruf erst am Vortag erhalten hatte. Er schloss die Augen und versuchte die Flut von Beobachtungen und Gesprächen zu ordnen. Schwindelerregend. Das ganze Projekt war bizarr. Und das Bizarrste daran war seine Teilnahme.
    Er schreckte auf, als Kim auf den schmalen Weg bog, der sich über den Berg hoch zu seinem Haus schlängelte. »Meine Güte. Ich wollte nicht einschlafen.«
    »Schlafen ist gesund.« Sie wirkte müde und ernst.
    Direkt vor ihnen hetzten drei Rehe die Böschung hin-
auf.
    »Ist dir schon mal eins reingelaufen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Etwas an seinem Ton bewegte sie dazu, ihn neugierig zu mustern.
    Es war vor einem halben Jahr passiert. Weit vor ihm war auf der Route 10 ein Reh von links aus dem Wald gekommen und über die Straße auf ein offenes Feld

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