Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
Vom Netzwerk:
Bewegung, und während er sich ins Zeug legte, tauchten auf wunderbare Weise Muskeln unter seiner Haut auf.
    »Nur zu, schießen Sie los. Keine Angst.« Er grunzte. »Ich sterbe schon nicht vor Ihren Augen.«
    Homer — »Ganz schön blöder Name, häh, >Homer<« — war vierundsiebzig Jahre jung. Nachdem er bei der Telefongesellschaft pensioniert worden war, hatte er beschlossen, der beste Läufer seines Alters zu werden. Marathonläufer, das heißt gut 42 Kilometer. Die Plaketten und Trophäen, kleiner in den früheren Jahren, größer als der Sport populärer wurde, bewiesen, daß er sich seinem Ziel näherte. Er war einer von vier älteren Menschen, drei Männern und einer Frau, auf der Titelseite einer drei Jahre alten Ausgabe der Runner’s World. »Ist schon komisch, die meisten Menschen meinen, daß die Kräfte nachlassen, je älter man wird, aber verdammt, es gibt Schauermänner und Metzger und solche Leute, die schon über sechzig sind und immer noch Fünfzig-Kilo-Lasten wie Bohnensäcke durch die Gegend schmeißen können. Nein, es ist die Elastizität, die man verliert. Es sei denn, man streckt und stützt seine Gelenke und so weiter ein Leben lang.« Linden wechselte von der Rudermaschine zu einem Schrägbrett für Sit-ups. Es hatte eine Neigung von etwa fünfunddreißig Grad. Er setzte sich rittlings auf den unteren Teil des Brettes und stellte eine Uhr. Dann schob er sich nach oben, bis er seine Füße unter die Stange am oberen Ende schieben konnte. Er schob sich noch ein Stück höher, so daß seine Beine an den Knien abgewinkelt waren. Er begann mit seinen Übungen.
    Ich hörte auf zu reden und trank mein Bier.
    »Das können doch noch nicht alle Fragen gewesen sein«, sagte er.
    »Ich will Sie nicht beim Zählen durcheinanderbringen.«
    »Verdammt, ich zähle nicht. Das Ding, das ich gerade gestellt habe, ist eine Schaltuhr. Ich mache einfach so lange weiter, bis sie klingelt.«
    Ich hatte Angst zu fragen, wie lange das wohl dauern würde. »Wie sind Sie in Jennifers Gruppe gekommen?«
    »Tja, nachdem Etta — das war meine Frau, Etta — nachdem sie gestorben war, hatte ich ziemliche Depressionen. Das Laufen und so weiter hat zwar geholfen, aber Sie wissen nicht, wie das ist, wenn man mehr als vierzig Jahre mit jemandem zusammengelebt hat und ihn dann verliert.«
    Ich fand, ich könnte es mir schon so ungefähr vorstellen, sagte aber nichts und trank statt dessen noch ein paar Schlucke von meinem Bier.
    »Jedenfalls, als Etta gestorben ist, hat mir ein Bursche, mit dem ich laufe, ein Bursche etwa in Ihrem Alter, total begeistert von diesem Marek und seiner Hypnose erzählt, hat behauptet, er hätte seine Mutter wieder in Ordnung gebracht, nachdem sie ihren Mann verloren hatte. Also bin ich zu Marek gegangen. Habe ihn zuerst nicht besonders gemocht. Mein Daddy hätte ihn einen Scharlatan genannt. Aber die Krankenversicherung der Firma — die alte Ma Bell kümmert sich wirklich gut um ihre Leute, lassen Sie sich da von keinem was anderes erzählen — , die ist voll für die Kosten aufgekommen, also habe ich gesagt: Was soll’s?«
    »Und? Hat’s geholfen?«
    »Ja, aber nicht in erster Linie wegen Marek. Ich meine, Marek als behandelndem Arzt. Die anderen Leute in der Gruppe waren so kaputt, daß mir einfach allmählich klar wurde, wie gut ich im Grunde eigentlich noch dran war.«
    Ein Buch auf dem Regal hinter ihm fiel mir ins Auge. »Und deshalb sind Sie weiter zu den Sitzungen gegangen?«
    »Ja, deshalb und... nun, Sie werden mich doch nicht verpfeifen, oder?«
    »Was sollte ich verpfeifen?« Ich ging zu dem Regal hinüber. »Tja, die Wahrheit ist, ich leide heute nicht mehr besonders unter Depressionen. Ich meine, ich bin wieder völlig okay. Aber dieses Hypnose-Zeug ist wahnsinnig gut für die Konzentration und Entspannung, was man für ein vernünftiges Training unbedingt braucht.«
    »Und würden Sie nicht wegen Ihrer Depressionen behandelt, würde Ma Bell auch nicht mehr die Rechnungen bezahlen.«
    »Genau.«
    Ich berührte das Buch. Die Kunst der Hypnose war in dunkelblauen Buchstaben auf den gelben Einband gedruckt. Es standen zwei weitere Bücher mit ähnlichen Titeln daneben.
    »Sieht aus, als hätten Sie eine Menge darüber gelesen.«
    »Das mache ich immer so. Bevor ich etwas ausprobiere. So bin ich überhaupt erst zu dieser Bibliothek gekommen. Außerdem habe ich auf diese Weise überlebt.«
    »Marek hat erzählt, daß er sowohl mit Medikamenten als auch mit Hypnose

Weitere Kostenlose Bücher