Guten Abend, Gute Nacht
arbeitet.«
»Stimmt. Das heißt, bei jedem, nur nicht bei mir. Selbst wenn Sie mir Geld dafür geben, würde ich doch nichts von dieser Flura-Scheiße nehmen.«
»Aber bei den anderen arbeitet er damit?«
»Oh, ja. Aber bei William hätte er es auch nicht benutzen sollen.«
»Warum nicht?«
»Verdammt, der arme Junge war auch ohne das Zeug die meiste Zeit völlig fertig, wo er sich doch so abgerackert hat, sich weiterzubilden. Er hat von Woche zu Woche fertiger ausgesehen.«
»War Jennifer schon in der Gruppe, als Sie dazugekommen sind?«
»Ja, aber William nicht. Er ist erst später gekommen. Sie hat ihn mitgebracht.«
Ich erinnerte mich, daß im Polizeibericht gestanden hatte, zwischen Jennifer und William wäre etwas gelaufen. »Meinen Sie, daß Jennifer und William ein Pärchen waren?«
»Häh, ob ich >es meine Ich hab’s gewußt. Hab gesehen, wie sie Händchen gehalten haben, hab gesehen, wie sie sich schöne Augen gemacht haben. Außerdem hat William in der Gruppe über fast nichts anderes geredet.«
»Als über seine Beziehung zu Jennifer?«
»Eher darüber, wie alles anfing, mit den Schwierigkeiten, die er auf dem Goreham hatte, und alles, aber das wissen Sie ja wahrscheinlich längst, oder?«
Ich trank wieder mein Bier. »Nein, eigentlich nicht genau.«
»Tja, so wie William es erzählt hat, ist er anscheinend von ein paar anderen Studenten diskriminiert worden.«
»Auf dem Goreham? Heute noch?«
»Oh, ich meine nicht Rassendiskriminierung in einem allgemeinen Sinn. Ich meine es erheblich spezieller. Einer der weißen Typen da war sauer, weil William ihm sein Mädchen, Jennifer, ausgespannt hatte. Dieser Bursche und seine Freunde haben William spüren lassen, also, na ja, wie sich ein farbiger Junge eben fühlen muß, wenn er weiß, daß ein paar reiche weiße Kids ihn auf den Tod nicht ausstehen können.«
»Kennen Sie den Namen des weißen Jungen?«
»Ja, aber... ach, fällt mir schon noch wieder ein. William und Jennifer haben ihn beide erwähnt. Wie auch immer, William ist von der Schule wieder zurück nach Hause gezogen, und ich vermute, dadurch wurde mit Jennifer alles ein bißchen schwieriger, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich nehme an, ihre Eltern werden auch nicht gerade begeistert von der Beziehung gewesen sein.«
»Das ist ziemlich milde ausgedrückt im Vergleich zu dem, wie sie’s erzählt hat. Sie hat gesagt, ihr alter Herr — genau so hat sie sich übrigens wirklich ausgedrückt: ihr >alter Herr< — hat gesagt, ihr alter Herr würde William umbringen, wenn er sie je zusammen sähe.«
»Komisch, ich hatte den Eindruck, er hätte eine ziemlich liberale Einstellung.«
»Liberal? Hah, das ist mal ein guter Witz. Sam Creasy managt den Fernsehsender, weil dem Daddy seiner Frau der größte Teil des Ladens gehört hat. Aber wenn Sie je gehört hätten, was er manchmal so von sich gibt, wie ich es hier in der Stadt schon erlebt habe, tja, dann würden Sie auch verstehen, warum die Bundesbehörden ihm jetzt Schwierigkeiten wegen seiner Lizenz machen.
Nein, Sam Creasy ist ein sehr einfacher Mann. Genau wie mein Daddy, nur ist er eben hundert Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Und wahrscheinlich muß er für ein Mädchen wie sie auch noch ein verdammt harter Typ von einem Vater gewesen sein.«
»>Einem Mädchen wie sie«
»Eine, die mit einem farbigen Burschen gehen will, meine ich damit.«
»War es für Sie ein komisches Gefühl, sich vor den anderen in der Gruppe zu öffnen?«
»Für mich? Nein. Hatte denen nicht viel zu erzählen.« Der kleine Wecker klingelte zweimal. Linden legte sich zurück und lockerte seine Beine; seine Füße, immer noch unter die Stange gehakt, hinderten ihn daran, auf den Boden zu rutschen. »Es war allerdings ganz sicher interessant, dem einen oder anderen von ihnen zuzuhören.«
»Wegen diesem Abend, an dem...«
»McCatty.«
»Was?«
»McCatty. Richard McCatty. Das war der Name von diesem College-Kid, der immer hinter William her war. Ich hab Ihnen doch gesagt, daß mir der Name schon noch einfallen würde.« Ich trank mein Bier aus. Linden setzte sich auf, umklammerte auf Höhe seines Hinterns das Brett mit den Händen und schwang die Beine auf den Boden. Er stand auf, schnappte sich ein Handtuch, um sich das Gesicht abzutrocknen. »Wollen Sie noch eins?«
»Nein, danke. Was den Abend betrifft, an dem Jennifer ermordet wurde.«
»Ja?«
»Was genau ist da passiert?«
Linden zuckte mit den Achseln, warf das Handtuch
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