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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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fürchte, ich habe bereits soviel Zeit für Interviews geopfert, wie mir möglich war, daher würde ich Sie bitten...«
    »Ich bin kein Reporter, Doktor. Ich bin Privatdetektiv.« Ich zeigte ihm meinen Ausweis. »Ich versuche, einem ehemaligen Patienten von Ihnen zu helfen. William Daniels.«
    Marek erlaubte es seinen Gesichtszügen zu fallen. Er seufzte tief, eine wunderbare Vaterfigur für eine Seifenoper.
    »Ein tragischer junger Mann, aber ich habe bereits für ihn getan, was ich konnte.«
    »Vielleicht...«
    »Ein Mr. Rothenberg ist Ihnen bekannt, nehme ich an?«
    »Ja.«
    »Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Zugegeben, nur telefonisch, aber ich kann Ihnen wirklich, wirklich, nicht weiterhelfen.«
    »Doktor, ich muß wissen, ob...«
    »Mr. Cuddy, bitte, einen Augenblick.« Marek senkte seine Stimme, teilte einem offensichtlich vertrauenswürdigen Fremden ein Geheimnis mit. »Haben Sie schon einmal von dem Tarasoff -Fall gehört?«
    Mein Tag für kontinuierliche juristische Weiterbildung. »Nein.« Er freundete sich mit dem Thema an. »Grob vereinfacht gesagt, war es ein Fall in Kalifornien, bei dem ein Psychotherapeut verklagt wurde, weil er versäumt hatte, ein Mädchen beziehungsweise ihre Eltern davon in Kenntnis zu setzen, daß ein männlicher Patient damit drohte, sie zu töten. Der Patient tötete das Mädchen, und das Gericht ließ die Klage der Eltern zu.«
    »Und Sie befürchten nun, daß die Eltern der kleinen Creasy Sie verklagen könnten?«
    »Genau das. Natürlich gibt es in Massachusetts keinen Präzedenzfall für eine solche Klage, und ich wußte und erfuhr nichts von William, das mich zu der Überzeugung geführt hätte, mich dazu hätte führen können, daß er etwas unternehmen könnte, das Jennifer schadete, aber man kann nie vorsichtig genug sein.«
    »Sie sagten, Sie hätten bereits Journalisten Interviews gegeben?«
    »Ja.«
    »Können Sie mir nicht sagen, was Sie denen gesagt haben?«
    »Sicher«, sagte Marek, öffnete dabei seine Hände wie ein den Segen erteilender Priester. »Aber das war eine Schilderung dessen, was in der Gruppensitzung passierte. Das heißt, Williams Geständnis.« Marek verzog den Mund so, daß es aussah, als bedauere er es. »Ich bin sicher, der eine oder andere würde mich deswegen kritisieren, aber ich konnte wirklich nicht davon ausgehen, den übrigen Mitgliedern der Gruppe einen Maulkorb anlegen zu können, und ich wollte, daß William zumindest in den Genuß einer akkuraten Darstellung dessen kommt, was tatsächlich geschehen ist.«
    »Das war gut von Ihnen«, sagte ich mit ernster Miene.
    Marek lachte freudlos. »Die Ironie der ganzen Geschichte ist, daß die phantastischen Vorteile der Hypnose für die Therapie durch die Berichterstattung der Medien an eine große Öffentlichkeit gebracht werden. Wie Mrs. Porter Ihnen zweifellos gesagt hat, haben Sie es allein einer kurzfristigen Terminabsage zu verdanken, daß... Aber ich schweife ab. Ich kann Ihnen wirklich nichts sagen, das Ihnen weiterhilft. Das heißt, William natürlich.«
    Sozusagen. Ich versuchte es anders. »Dürfte ich vielleicht den Raum sehen, in dem die Gruppensitzung stattfand?«
    »Den Raum?« Er dachte darüber nach. »Ich wüßte nicht, wie Ihnen das helfen sollte.«
    »Wäre es schlimm, wenn Sie mir meinen Willen ließen?«
    »Hm...« Marek schaute auf das Zifferblatt der Standuhr links von ihm.
    »Zwei ehemaligen Patienten zuliebe?«
    Wieder dieses Shakespearsche Seufzen. »Wenn Sie es wünschen.«
    Er erhob sich. Ich folgte ihm durch eine Tür, die in einen quadratischen Raum führte, dessen Mobiliar im wesentlichen aus einem Kreis von Stühlen und einem Stuhl in der Mitte bestand. Der in der Mitte stand zu der Tür, durch die wir jetzt hereinkamen. Neben einem der Stühle stand ein niedriger Tisch. Eine zweite Tür führte zu einer Toilette, und durch eine dritte, geschlossene Tür dürfte man, wenn mein Orientierungssinn mich nicht trügte, wieder in den Empfangsbereich hinausgelangen.
    »Wie ich bereits sagte, es gibt nicht viel zu sehen.«
    »Ist seit diesem Abend irgend etwas verändert worden?«
    »Verändert? Nein.«
    »William saß auf dem Stuhl in der Mitte?«
    »Richtig. Das Mitglied der Gruppe, das an dem Abend hypnotisiert wurde, saß dort, die anderen und ich im Kreis darum herum.«
    »Wo genau haben Sie gesessen?«
    »Wo ich immer sitze«, sagte Marek und zeigte auf den Stuhl neben dem niedrigen Tisch.
    »Welchem Zweck dient dieser Tisch?«
    »Zweck?«
    »Ja, aus welchem

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