Guten Abend, Gute Nacht
Grund sitzen Sie immer direkt daneben?«
»Dort habe ich... auf dem Tisch liegt die Spritze mit Flurazepam. Und natürlich andere Utensilien, sollte ein Patient... nun, zu erregt werden.«
»Aus einem der Laborberichte geht hervor, daß in Williams Blut Flurazepam festgestellt wurde. Was genau ist das?«
»Man könnte es ein Relaxans nennen. Es erhöht einfach die Aussichten auf eine erfolgreiche Hypnose.«
Ich mußte wohl die Stirn gerunzelt haben, denn Marek sagte: »Stimmt etwas nicht?«
»Sie verabreichen dem Patienten Medikamente und hypnotisieren ihn?«
»Ja, das ist richtig.«
»Ist das nicht ungefähr das gleiche, als trüge man sowohl Gürtel als auch Hosenträger?«
»Nein, ganz und gar nicht. Das Medikament und die Hypnose sind einander ergänzende Hilfsmittel der erfolgreichen Therapie.«
»Wann verabreichen Sie das Medikament?«
»Wenige Minuten vor Beginn der Sitzung. Es wirkt schnell und ist völlig harmlos.«
»Die anderen Patienten sind hier, wenn Sie dem Patienten die Injektion setzen?«
»Ja. Anfänglich habe ich es gemacht, damit neue Mitglieder sehen konnten, wie schmerzlos und ungefährlich die ganze Prozedur war. Heute mache ich es wahrscheinlich... ach, aus reiner Gewohnheit.«
»Und nachdem Sie dem Patienten die Spritze gegeben haben, beginnen die anderen mit ihren Fragen?«
»Nein«, sagte Marek, ein wenig abwehrend, »es verläuft erheblich kontrollierter. Ich lenke und steuere die Sitzung an verschiedenen Punkten auf unterschiedliche Weise.«
»Hatten Sie viele neue Mitglieder?«
»Wie bitte?«
»Neue Mitglieder. Fluktuation in Ihrer Therapiegruppe.«
»Oh, nein, die Gruppe war recht stabil.« Ein Zwinkern. »Das ist nicht ironisch gemeint.« Wieder dieses Seufzen. »Jetzt natürlich, nachdem zwei Mitglieder ausgeschieden sind, und unter den gegebenen Umständen, sehe ich die verbleibenden Mitglieder in Einzelsitzungen.«
»Beabsichtigen Sie, die Gruppentherapie wieder aufzunehmen?«
»Vielleicht. Nach einer Weile.«
Ich ging zu dem Stuhl in der Mitte des Kreises, drehte mich um und setzte mich. Marek schaute zu mir herab. Ich schaute zu ihm auf und an ihm vorbei zur Tür. Über der Tür war eine Videokamera montiert. Das Objektiv schien genau auf mich gerichtet zu sein.
»Ist die Kamera auf diesen Stuhl gerichtet?«
Marek warf einen Blick über seine Schulter, sah mich dann lächelnd an. »Ja, ja, das ist sie. Ich nehme die Sitzungen häufig auf. Das gestattet eine erheblich gründlichere Analyse bei Problemen und eine anschaulichere Demonstrationen von Fortschritten.«
»Haben Sie Williams Gruppe oft aufgenommen?«
»Ja. Sehen Sie, diese Gruppe war eigentlich ein Experiment. Genaugenommen, ein Experiment innerhalb eines Experimentes, wenn Sie so wollen. Nur sehr wenige Psychiater arbeiten in Gruppenzusammenhängen mit Hypnose, obwohl ich persönlich phantastische Ergebnisse damit erzielt habe. Ich habe das Experiment noch ein Stück weiter getrieben, nämlich Hypnose bei einer gemischten Gruppe eingesetzt.«
»Sie meinen gemischt in rassischer Hinsicht?«
»Ja, aber nicht nur, was die Rasse betrifft. Soziale Schichten, Schulbildung, Alter. Wir haben — hatten — einen recht guten Bevölkerungsquerschnitt in der Gruppe, und es war erstaunlich, wie einfallsreich die Gruppenmitglieder bei der Befragung der anderen waren. Ich war gerade dabei, eine Abhandlung darüber zu verfassen, als...« Er verscheuchte die schlechte Erinnerung mit einer Handbewegung.
»Gibt es Aufnahmen von William auf diesem Stuhl?«
»Ja. Aber natürlich kann ich sie Ihnen nicht zeigen.«
»Die Schweigepflicht des Psychotherapeuten.«
»Ja. Ich bin sicher, daß Williams Anwalt nicht will, daß jemand anderer die Aufnahmen sieht. Es wäre vielleicht doch ein Vertrauensbruch.«
»Ich erinnere mich nicht, im Polizeibericht etwas von einem Videoband gelesen zu haben.«
»Wie bitte?«
»Ich erinnere mich nicht, daß die Cops ein Videoband erwähnt haben, daß Williams Geständnis auf Band vorliegt.«
»Ach, liegt es auch nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil er an dem Abend, als er hereinkam, so erregt war, daß ich wahrhaftig vergessen habe, die Kamera einzuschalten.« Wieder dieser bedauernde Blick. »Möglicherweise das einzige Glück, das William hatte.«
»Nicht auf Band zu sein, meinen Sie?«
»Genau das.«
Ich schwieg einen Augenblick. »Ich dachte, Sie hätten mir vorhin erst gesagt, daß Sie deshalb mit der Presse über die Sitzung gesprochen hätten, damit William in den Genuß
Weitere Kostenlose Bücher