Guten Abend, Gute Nacht
zielsicher auf ein Rohr, das aus einem anderen Gerät hervorragte. »Das ist ganz einfach, um die Wahrheit zu sagen.« Er bückte sich, um die Schaltuhr neu einzustellen, ging dann zu einem Beincurler. Er setzte sich auf die Kante der Bank, verkeilte seine Knöchel unter einem gepolsterten Block und umklammerte die Seiten der Sitzfläche, wie er es gegen Ende seiner Sit-ups auch auf dem Schrägbrett gemacht hatte. Dann begann er den Block zu heben, und die Gewichte hinter seinem Rücken folgten seinen Bewegungen über eine Flaschenzug-Vorrichtung. Indem er seine Füße hob, brachte er seine Unterschenkel aus der Senkrechten in eine Stellung parallel zum Boden. Er senkte die Gewichte doppelt so schnell wie er sie hob, sprach aber nicht weiter.
Ich sagte: »Wann sind Sie an diesem Abend zur Therapie gekommen?«
»Muß so Viertel nach sieben gewesen sein. Ich habe keinen Wagen, also fahre ich normalerweise mit dem Rad rüber. Ich will da ja nicht alles vollschwitzen, weil ich renne. Zu diesem Zeitpunkt waren Lainie und Don schon da.«
Ich erinnerte mich an das, was ich in der Akte gelesen hatte. »Lainie Bishop und Donald Ramelli?«
»Genau. Aber Marek hat gesagt, von Jennifer oder William hätte er nichts gehört, also haben wir auf sie gewartet. Marek haßt es zu warten, er hat einen Tick, was Pünktlichkeit betrifft, und so langsam wurde er richtig sauer. Also hat er uns drei — Lainie, Don und mich — schließlich in den Therapieraum gescheucht, und wir fangen gerade an auszudiskutieren, wer statt William auf den Stuhl soll, als er, na ja, also irgendwie reingeplatzt kommt.«
»William?«
»Genau.«
»War er erregt?«
»Und ob. Er hat sich mit einem irgendwie gehetzten Blick umgeschaut, sich gesetzt, ist dann wieder aufgesprungen, hat sich wieder hingesetzt. Keine Entschuldigung, warum er zu spät gekommen war. Der Doc geht zu ihm rüber, verpaßt ihm die Nadel, und wir warten darauf, daß das Medikament ihn ruhiger macht. Aber das Zeug scheint nicht zu wirken. Dann fängt der Doc an, ihn trotzdem zu hypnotisieren...«
»Wie?«
»Wie was?«
»Wie hypnotisiert er?«
»Oh, mit einer kleinen Stiftlampe. Er dunkelt den Raum ein bißchen ab, und dann bewegt er diese kleine Taschenlampe hin und her. Es ist wirklich komisch, wissen Sie. Man sagt sich — man ist sich bewußt, wenn man auf dem Stuhl sitzt, man ist sich genau bewußt, was er da gerade tut — , und man sagt sich, >Das funktioniert nie<, aber es funktioniert trotzdem. Und dann ist es wie Schlafen, man erinnert sich an absolut nichts mehr, genausowenig wie man sich an einen Traum erinnert, wenn man aufwacht. Also, wie auch immer, dann fragt Marek ihn...«
»Warten Sie einen Moment. Marek hat das Licht gedimmt gelassen?«
»Nein, er hat es wieder heller gedreht, an der Schaltertafel.« Ich stellte mir den Raum vor. »Wo ist das?«
»An der Wand, ungefähr auf Höhe der Holztäfelung. Es ist hinter dem Tisch mit dem medizinischen Kram verborgen.«
»Was wird von dort aus gesteuert?«
»Oh, die Lampen, die Videokamera — er nimmt viele Sitzungen auf Band auf.«
»Was ist dann passiert?«
»Lassen Sie mich nachdenken. Nachdem er das Licht wieder heller gestellt hatte, hat er angefangen, William die üblichen einleitenden Fragen zu stellen, wie zum Beispiel Williams Namen, wer noch im Raum war, daß wir alle Freunde wären, und so weiter.«
»Was dann?«
»Marek hat William gefragt, wo er gewesen ist, und William hat geantwortet...« Linden ließ das Gewicht runter und unterbrach seine Übung. Die Schaltuhr war noch nicht losgegangen. »William hat gesagt, >Ich habe gerade Jennifer erschossen, dieses beschissene Miststück von einer Nutte. Ich habe sie gerade im Keller erschossen.<« Linden schaute zu mir auf, ein trauriger Ausdruck in seinen Augen.
»Wir haben dann alle auf einmal geredet, aber Marek hat uns übertönt und gesagt: >Was meinst du damit, du hast sie umgebracht?< oder so was. Und dann nickt William einfach nur und zieht diese S & W Detective’s Special raus und legt sie auf seinen Schoß.«
»Woher wußten Sie, daß es eine Detective’s Special war?«
»Wie? Oh, als ich noch bei der Telefongesellschaft war, hatte ich selbst eine. Ich habe als Detektiv für die gearbeitet.«
»Aha.«
»Tja, ich bin dann sofort aufgestanden und habe mir die Kanone geschnappt. William hatte sie eigentlich nicht richtig in der Hand oder so, aber ich hatte trotzdem Angst. Ich habe sie ihm also abgenommen, und Marek hat William aufs Bad
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