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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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zur Seite. »Was gibt’s da zu untersuchen?«
    »Genau das versuche ich herauszufinden.«
    »Also, ich kann Sie leider nicht hereinbitten, da ich gerade auf dem Weg hinaus bin, aber« — sie legte den Kopf, wobei die Locken wippten, auf die andere Seite und leckte sich wieder über die Zähne — »Sie dürfen mich gern begleiten.«
    »Sicher. Wo geht’s denn hin?«
    Sie drehte sich um, beugte sich nach hinten, um eine Handtasche aufzuheben. Der Rocksaum rutschte weitere zehn Zentimeter nach oben. »Ins Cointreau’s.« Sie sprach es »Kuwanttroos« aus, wie den Likör.
    »Was ist das?«
    Sie schenkte mir ein freches Grinsen. »Nein, so was. Eine Jungfrau.«
    »Ich vermute, ja.«
    »Na, dann kommen Sie«, sagte sie, zog die Tür hinter sich zu. Sie schaute zur Straße. »Ist das Ihrer?«
    Ich warf einen kurzen Blick auf meinen heruntergekommenen Fiat. »Ja.«
    »Vielleicht ist es sowieso besser, wenn wir mit zwei Wagen fahren. Nur für alle Fälle.«
    Ich folgte ihr drei oder vier Meilen. Wir waren gerade in einen weiteren noblen Vorort gekommen, als sie in einen riesigen Parkplatz einbog, der eine vielleicht zweieinhalb Stockwerke hohe Restaurant-Bar aus Ziegel und Glas umgab. Dort parkten bereits fünfzig oder sechzig Autos, und noch während wir zum Eingang gingen, kamen fünf weitere.
    »Das ist das Cointreau’s?« fragte ich.
    »Hm-hmh.«
    Der Türsteher schien die Ausweise von zwei Typen vor uns zu kontrollieren. Was ich nicht verstand, da beide mindestens wie Mitte bis Ende zwanzig aussahen. Er ließ sie rein, winkte uns dann wortlos durch.
    »Wieso die Ausweiskontrolle bei den beiden Burschen gerade?« fragte ich Lainie, als wir auf eine geschlossene zweiflügelige Tür zugingen, durch die gedämpfte Musik drang.
    »Heute abend dürfen nur Leute über dreißig rein. Die sind ziemlich streng, was das betrifft.« Dann, mit Nachdruck: »Der Rausschmeißer hat mich auch schon ein paarmal aufgehalten. «
    Hm-hmh.
    Wir drückten die Türen auf. Die Musik war von den Byrds. Es gab eine große, mit Parkett ausgelegte Tanzfläche, die größte überhaupt, die ich je im Raum Boston gesehen hatte. Eine Discokugel rotierte über den vielleicht zwanzig Tänzern. Links und rechts zwei lange Theken mit Messingstangen oben und unten. Überall schwindsüchtige Topfpflanzen. Die einzigen Sitzgelegenheiten waren hohe Hocker an der Theke.
    »He, Lainie, du siehst heute abend aber scharf aus«, sagte ein Typ um die vierzig mit einem engen bedruckten Hemd, das bis zum Nabel aufgeknöpft war, einem Peace-Medaillon um den Hals und einem schwarz-grauen Toupet auf dem Kopf. Ich sah auf die Uhr. Sechs Uhr nachmittags. Hätte ich einen Kalender gehabt, hätte ich auch noch das Jahr nachgesehen. »Danke, Charley«, sagte sie.
    Charley ging weiter, als drei Leute sich an uns vorbeischoben. Wir gingen zur Bar rechts von uns.
    Lainie fragte, was ich trinken wollte. Angesichts des Namens dieses Schuppens bestellte ich einen Wodka-Sidecar. Als der Barkeeper sagte: »Einen was?« entschied ich mich schnell für einen Screwdriver. Lainie bestellte das gleiche.
    »Und«, sagte sie, »wie finden Sie’s?«
    »Weiß nicht so genau.«
    Sie lachte, schob sich ein Stückchen näher, als unsere Drinks kamen. »Oben ist es etwas ruhiger. Lassen Sie mich noch kurz auf die Damentoilette, und dann können wir raufgehen.«
    »Fein.«
    Lainie zog ab, wobei sie provokativ mit den Hüften wippte. Ich spürte eine Hand auf meinem Arm.
    Die Hand gehörte einer Frau mit Blumen in den Haaren, die ihr lang und glatt fast bis zur Taille herabfielen. Sie trug mehrere bunte Perlenketten um den Hals und ein ärmelloses Gra-teful Dead-T-Shirt. Ärmel wären besser gewesen, da ihre Arme ein bißchen schlabbriger waren als ‘68.
    »Ich hoffe, Lainie bildet sich nicht ein, sie hätte Sie mit diesem Drink gekauft.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte ich.
    Sie ließ ihre Hand meinen Arm hinaufwandern. »Sie sind gut in Form. Aries?« Und meinte damit das Sternzeichen Widder, nicht den Wagen.
    »Nein, Reliant K.« Ich meinte den Wagen.
    Sie kicherte, strich mit der freien Hand über ihr Haar. »Ich bin Fische. Ich glaube, wir würden unheimlich gut synkopieren.«
    »Ich synkopiere heute nicht mehr so gut wie früher.«
    Sie kicherte wieder. Ich machte einen besseren ersten Eindruck als gewöhnlich. »Ich habe ein Wahnsinns-Gras im Auto«, sagte sie.
    »Nein. Vielen Dank, aber nein.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht in einer anderen Inkarnation. Bis dahin

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