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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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wiederholte meine Aufforderung. Joey nahm den Kopfhörer ab, legte ihn auf den Boden und ging. Über die Schulter sagte er noch: »Richie, ich muß mal ‘ne Weile zu Moon.«
    »Verdammt noch mal...« sagte McCatty und stützte sich auf beide Ellbogen, doch Joey war bereits fort. McCatty sah mich an. »Verpissen Sie sich endlich!«
    McCatty wuchtete sich hoch, um die Kassette selbst umzudrehen. Er sah mich wieder an. »Ich sagte, verschwinden Sie.«
    »Ich hab’s verstanden«, sagte ich.
    »Und?«
    »Wieso tun wir nicht einfach so, als wäre Konzertpause, und Sie und ich plaudern ein bißchen im Foyer?«
    »Über was?«
    »Über Jennifer Creasy. Man hat mich engagiert, um ihren Tod zu untersuchen, und ich hätte gern ein paar Informationen.«
    Bei der Erwähnung ihres Namens hatte er sich aufgerichtet. »Verdammte Scheiße, verschwinden Sie jetzt endlich aus meinem Zimmer.«
    »Sobald wir geredet haben.«
    »Jetzt!«
    »Nein.«
    So wie er mit Joey umgesprungen war, vermutete ich mal, daß der kleine Richard nicht an Mißachtung seiner Befehle gewöhnt war. Es ist schon erstaunlich, wie bereitwillig wir die Fügsamkeit eines Menschen mit dem Gehorsam der ganzen Welt verwechseln. Er beäugte das Telefon.
    »Ich werde den Sicherheitsdienst rufen.«
    »Ich würde abwarten, bis die Luft etwas besser geworden ist«, sagte ich.
    Er starrte den Joint an, ging zu dem Schreibtisch mir gegenüber und drückte ihn sorgfältig aus. Die Kippe verstaute er dann in einer Schreibtischschublade. Auf dem Regal darüber verstaubten tatsächlich ein paar Bücher. Eines fiel mir besonders ins Auge. Gelber Einband mit fetter blauer Schrift.
    »Was ist Ihr Hauptfach, Richard?«
    Er drehte sich mit einem spöttischen Grinsen zu mir um. »Was soll das hier werden, eine Kennenlern-Party, oder was? Wollen Sie mich anmachen?«
    Ich lächelte und ging auf ihn zu. Er wich zurück, bis er von dem Schreibtisch aufgehalten wurde. Mit der rechten Hand packte ich seinen linken Ellbogen, vergrub meine Finger wie Nägel in sein Fleisch.
    »He«, sagte er und zappelte ein bißchen. »He, das tut weh. Hören Sie auf damit!«
    Über seine Schulter hinweg las ich, den Kopf schräg gelegt, Die Kunst der Hypnose. »Was ist Ihr Hauptfach?«
    »Psychologie. He, hören Sie auf. Ohne Scheiß, das tut weh.« Ich lockerte den Komm-mit-Griff nicht und führte ihn zu seinem Bett. Ein kleiner Schubs, und als ich losließ, plumpste er auf die Matratze. Er rieb sich den Arm, behielt meine Hand im Auge.
    »Machen Sie in Psychologie viel mit Hypnose, Richard?«
    »Hypnose? Ja, ein bißchen. Im Seminar haben wir uns gegenseitig hypnotisiert.«
    »Wann haben Sie Jennifer Creasy kennengelernt?«
    »Dieses Jahr. Sie war Erstsemester. Ich habe sie im September auf einer Party kennengelernt.«
    »Und haben eine Beziehung mit ihr angefangen?«
    »Ja, ich habe eine Beziehung mit ihr angefangen.« Eine Spur Streitlust kehrte in seine Stimme zurück.
    »Wer hat Schluß gemacht?«
    »Geht Sie nichts an.«
    Ich schüttelte den Kopf, genau wie ich es schon bei Joey getan hatte. Richard verstand.
    »Sie«, sagte er mit gesenktem Kopf. »Als dieser schwarze Bastard, der sie umgebracht hat, hier aufgekreuzt ist.«
    »Hat Daniels in diesem Wohnheim gelebt?«
    »Ja. Hatte ein Einzelzimmer. Sie wissen schon, Sonderrechte. Scheiße, man muß Senior sein oder ein Krüppel oder was weiß ich, um ein Einzelzimmer zu bekommen. Aber ihm haben sie natürlich sofort eins gegeben. Als Ausgleich dafür, daß er als Kind benachteiligt wurde.«
    »Sie haben ihn mit offenen Armen willkommen geheißen, was?«
    »Aaach, Sie kapieren nicht, Mann, was? Dieser Nigger kommt hier an, für lau. Für lau! Wissen Sie eigentlich, wie viele Autos mein Vater verkaufen muß, damit er für mich hier die Rechnung bezahlen kann?«
    »Nein. Und wie helfen Sie ihm?«
    »Ihm helfen? Daniels?«
    »Nein, Ihrem Vater. Wie helfen Sie ihm, das alles hier zu bezahlen?«
    McCatty schüttelte angewidert seinen Kopf. »Die meinen, wir schulden ihnen was, und nicht nur den Lebensunterhalt. Mein Vater sagt, die denken, wir schulden ihnen alles. Lebensmittelmarken, mit denen sie betrügen können, Sozialwohnungen, die sie nur kaputtmachen, unsere Schulen, unsere Jobs...«
    »Unsere Freundinnen?«
    »Oh, Mann. Sie kapieren gar nichts. Lassen sich von denen das Fell über die Ohren ziehen. Mal sehen, ob Sie nicht...«
    »Nicht was?«
    »Es ihnen nicht auch heimzahlen wollen. Oder sie irgendwie loswerden wollen. Klar, wir haben Daniels

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