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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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wohl.«
    »Toll. Zu blöd, daß Sie nicht am Drücker sitzen. Die werden das ganz bestimmt nicht vergessen.«
    »Vielleicht kann Rothenberg da irgendwas machen.«
    William schüttelte den Kopf. »Sie wissen einen Scheißdreck, Mann. Die Anklage wegen Waffenbesitz kommt so oder so. Keine Deals, keine Bewährung, kein gar nichts. Ein Jahr lang ab in den Bau.«
    »Hören Sie, die werden da wenigstens das eine oder andere berücksichtigen müssen. Die werden Ihnen die Zeit anrechnen, die Sie schon gesessen haben.«
    »Oh, toll, Mann! Ist ja ein wunderbares System. Einen Monat abgerissen, bleiben nur noch elf, häh?« Er rutschte mit seinem Stuhl ein Stück vor, öffnete und schloß die Fäuste, biß die Zähne zusammen. »Also, Sie Arsch, lassen Sie sich von mir mal was erzählen. Das hier ist das gleiche System, das mich ermutigt hat, eine Gesellschaftsschicht höher zu klettern. Von Zuhause auf die U Mass zu gehen, und von der U Mass nach Goreham. Aber es hat dabei die Kumpel zu Hause auf der Millrose Street vergessen, wegen denen ich die Kanone überhaupt erst gekauft habe, genauso wie die feinen Pinkel im Wohnheim von Goreham oder den Seelenklempner, der mir helfen sollte und sich statt dessen selbst geholfen hat. Hast du das kapiert, Jack? Dein System hat mich nach Strich und Faden gefickt. Und jetzt wird es mich weiter ficken, durch jeden Wichser, der im Knast mit einem Ständer rumläuft. Vielen Dank, Mann. Vielen, vielen Dank auch für alles, was du und dein System für mich getan haben.«
    William stand auf und gab dem Schließer ein Zeichen.
     
    Die Anklageerhebung gegen Marek fand im Gerichtssaal 9A statt. Wie die meisten Räume des neuen Gerichtsgebäudes war auch 9A mit Teppichboden ausgelegt und hatte eine perfekte Akustik: Eine moderne Schlachtbank-Arena für die Entscheidung, welche Seite den besseren Anwalt engagiert hat. Das Kamerateam war immer noch damit beschäftigt, aufzubauen. Der Gerichtssaal war bereits halb gefüllt, und es sah aus wie zu Hause im Wohnzimmer. Ich sah, wie Chief Wooten am Tisch des District Attorney in ein Gespräch mit einem Burschen vertieft war, der pausenlos mit den Achseln zuckte. Die Officer Clay und Bjorkman saßen in der ersten Reihe. Als Clay mich bemerkte, stand er auf und sagte etwas zu Chief Wooten. Der Staatsanwalt sah zu mir herüber, und ich konnte von seinen Lippen ablesen, daß er »Der?« sagte. Clay nickte, und der Staatsanwalt ließ Wooten stehen und kam auf mich zu. Bevor er mich erreichte, entdeckte ich in einer Ecke auf der linken Seite einen mir freundlich zuwinkenden Homer Linden und in der ersten Reihe rechts die Rücken von Sam und Tyne Creasy. Sam Creasy stand auf und ging zu seinem Kamerateam, gab einem von ihnen irgendwelche Anweisungen und begann in einer der großen schwarzen Kisten zu wühlen. Der Staatsanwalt erreichte mich und sagte: »Kommen Sie.«
     
    »Sie machen Witze!«
    Er sagte: »Ich wünschte, es wäre so.«
    Der Assistant District Attorney hieß Gibson. In seinem dreiteiligen Anzug wirkte er unbeugsam und paramilitärisch. Mir gefiel nicht, was ich gerade in dem kleinen Konferenzraum neben dem 9A gehört hatte.
    »Sie meinen, selbst wenn die Bandaufzeichnung perfekt geworden wäre, würde sie doch nicht als Beweismaterial zugelassen?«
    »Genau. Wollen Sie die Kurzfassung oder die lange Version hören?«
    »Die Kurzfassung, bitte.«
    »Okay. Wir haben ein Gesetz in diesem Bundesstaat, nennen wir es Abschnitt Neunundneunzig. Das Gesetz besagt, allgemein ausgedrückt, daß die Polizei ein Gespräch ohne richterliche Anordnung nicht auf Band mitschneiden darf. Abschnitt Neunundneunzig enthält allerdings auch eine Ausnahmeregelung, die im wesentlichen besagt: Ist ein Teilnehmer einer Unterhaltung mit dem Abhören derselben einverstanden, wird weder die Einwilligung des oder der anderen Gesprächsteilnehmer noch eine richterliche Anordnung benötigt.«
    »Genau so ist es doch gelaufen. Ich war Teilnehmer dieser Unterhaltung, und ich war damit einverstanden, daß sie mitgeschnitten wurde.«
    »Ja, aber diese Ausnahmeregelung verlangt, daß Sie Polizeibeamter sind, was Sie, selbst bei großzügiger Auslegung, nicht sind. Und das Abhören muß erfolgen, um Beweise für gewisse »näher bestimmte Straftaten< zu erhalten, die in Verbindung mit »organisiertem Verbrechern stehen. Unser Knabe Marek paßt da leider überhaupt nicht rein.«
    »Und was bedeutet das alles jetzt? Abgesehen von der Tatsache, daß wir das Band nicht verwenden

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