Guter Sex Ohne Stress
A und O. Menschen in sexuellen Krisen sollten sich mindestens ein halbes Jahr Zeit gönnen, um die Sache zu beleuchten und auf den rechten Weg zu bringen, bevor sie weitere Entscheidungen treffen. Und bis dahin? Die Friedenspfeife rauchen! Wer es ehrlich mit seinem Partner meint, gibt 100 Prozent positive Energie zur Verbesserung des gemeinsamen Sexlebens. Ganz konkret bedeutet das: mit Streitigkeiten und gegenseitigen Schuldvorwürfen ist jetzt Schluss! Und auch wenn es erst einmal paradox klingt: Sex darf nicht länger das Thema Nummer eins sein! Wenn Paare in der Sexfrust-Falle stecken, entsteht häufig ein regelrechter Tunnelblick, der die Sicht auf alle anderen wichtigen Bereiche der Beziehung verstellt. Es fühlt sich dann oft so an, als ob man von einem scheinbar unlösbaren Problem fast erdrückt wird. Deshalb heißt die Devise: Augen auf, für die schönen Seiten der Partnerschaft – sich Komplimente machen, kleine Aufmerksamkeiten schenken, gemeinsam etwas Neues entdecken, einen romantischen Abend verbringen – einfach alles, was das Gefühl der Verbundenheit erzeugt. Dazu gehören auch Gespräche, die Nähe und Vertrauen schaffen. Dabei geht es nicht so sehr um das »Worüber«, sondern um das »Wie« der Unterhaltung. Egal, ob man sich über Schwiegermutters Rührkuchen, den Streit mit der Kollegin oder eben über die sexuelle Zufriedenheit austauscht, wichtig ist der persönliche emotionale Bezug zum jeweiligen Thema. Da versteht man die Begeisterung des Partners für das krümelige Zeug mit dem süßen Zuckerguss, weil der Kuchen in der kleinen runden Form früher zu jedem Kindergeburtstag gehörte. Na ja, und die Kollegin mit dem kurzen Rock … Vielleicht würde man ja auch hin und wieder versuchen, beim Chef in einem Minirock zu punkten, statt sich bei der Arbeit abzurackern, wenn man solche Gazellenbeine hätte wie die Kollegin? Und ehrlich gesagt: Seitdem Flaute im Bett ist, fühlt man sich unzufrieden, dick, alt und ungeliebt!
Aber kennt man die Gedanken des Partners nicht ohnehin schon in- und auswendig, wenn man wie Kathrin und Daniel eine gefühlte Ewigkeit zusammen ist? Dieser Glaube erweist sich nicht selten als Beziehungsfalle. Viele Paare zerbrechen sich getrennt voneinander die Köpfe, warum es mit dem gemeinsamen Sexleben einfach nicht mehr so recht klappen will. Und bei so vielem Denken, was der andere sich wohl denkt und erwartet, entstehen am Ende die wildesten Theorien und komischsten Aktionen. Dabei muss nicht immer ein prinzipieller Konflikt wie der unerfüllte Kinderwunsch von Kathrin und Daniel dahinterstecken. Häufig haben sowohl Frauen als auch Männer sehr wohl Lust auf Sex – nur eben nicht so! Viele Menschen scheuen sich, ihre Vorstellungen dem Partner anzuvertrauen. Aber keiner kann Gedanken lesen und so kann selbst beim besten Vorsatz nicht jeder Wunsch erfüllt werden. Um herauszufinden, worum es dem Partner bei einem Gespräch eigentlich geht, hilft es, sich folgende Fragen zu beantworten: Was ist der Inhalt des Gesprächs? Was offenbart der andere (unfreiwillig) mit dem Gespräch über sich? Was will der Partner mit dem Gespräch (bei mir) erreichen? Wie fühle ich mich vom anderen durch die Art des Gesprächs behandelt? Auf diese Weise kann man eine ganze Menge zwischen den Zeilen einer Unterhaltung oder eines Streits lesen.
Der Sachinhalt macht den kleinsten Anteil gelungener Beziehungskommunikation aus. Während es im Berufsleben viel um »schlagende Argumente« geht, bringt einen die Faktenlage bei Diskussionen in der Partnerschaft nur selten weiter. Jeder kennt die Situation, faktisch eindeutig recht zu haben und trotzdem läuft der Partner zu wahrer Kampfeslust auf. In Wirklichkeit hat man aus seiner Sicht schon deshalb unrecht, weil man mit ihm streitet, seine Meinung nicht anhört oder seine Position nicht respektiert. Auch Kathrin und Daniel kratzen beim Beschäftigen mit der Sachebene allenfalls an der Oberfläche des Problems. Obwohl Sätze wie »Keine Lust – das macht mich ganz verrück!« und »Ich hab den Kanal voll. Seit sechs Monaten keinen Sex! Meine Frau ist vertauscht.« zur pragmatischen Betrachtung und Lösung verführen, würden die beiden mit einem reinen »Aktionismusplan« zur Entfachung der Lust sicherlich auf das falsche Pferd setzen. Denn die Gefühle der Wut und der Enttäuschung über sich selbst und die Beziehung, die sie in ihrer Beschreibung offenbaren, wären damit noch längst nicht aus der Welt. Obwohl Daniel eher im
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