Guter Sex Ohne Stress
»Macho-Gewand« und Kathrin als »Problem-Verursacherin« daherkommen, fühlen sich beide im Grunde gleich hilflos mit der fehlenden Sexualität. In den Aussagen »das macht mich ganz verrückt …« und »… meine Frau ist vertauscht« steckt außerdem eigentlich der Appell an den Partner: Schau hin! Ich habe Angst! Ich weiß nicht weiter! Menschen kommunizieren ihre tiefen Bedürfnisse ganz unterschiedlich. Aber egal, ob der eine seine Gefühle auf dem Silbertablett vor sich herträgt und der andere bei emotionalen Themen den Stockfisch mimt, eine Form der Kommunikation verbindet alle Menschen: die Körpersprache. Wer nicht reden will, schweigt. Aber selbst wenn jemand kein einziges Wort spricht, niemand kann sich nicht verhalten. Mit allem, was man tut oder eben lässt, tritt man mit anderen in Beziehung. Besonders in der Partnerschaft macht der Ton die Musik, bestimmt die Gestik und Mimik, ob sich der Partner richtig verstanden, respektvoll behandelt und akzeptiert fühlt. Der amerikanische Wissenschaftler John M. Gottman geht sogar noch einen Schritt weiter. Er studierte in seinen Testlabors viele Jahre lang das Mienenspiel von Paaren in allen möglichen Situationen. Für ihn ist die Körpersprache ein regelrechter Anzeiger, ob die Beziehung zwischen zwei Menschen gelingt oder scheitert. Aber niemand muss deswegen von jetzt an mit seinem Partner in einer »Harmonieblase« leben. Ganz im Gegenteil: Keine Angst vor einem reinigenden Gewitter! Denn glückliche Paare fassen sich keineswegs nur mit Samthandschuhen an, sondern lassen es hin und wieder auch mal ordentlich krachen. Was glückliche von unglücklichen Paaren allerdings unterscheidet: Glückliche Paare meistern selbst Gespräche in schwierigen Situationen mit Respekt und Einfühlungsvermögen. Gottman bezeichnet solche Beziehungen als emotional intelligente Partnerschaften.
Wie sieht es denn nun aus, das Geheimnis gelungener Beziehungskommunikation? Es gibt keine ultimative Allzweckformel! Aber wer eine Handvoll Grundregeln beachtet, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass selbst heikle Gespräche besser gelingen. Mal angenommen, Sie möchten mit dem Partner darüber reden, dass im Alltag kaum noch Zeit und Muse für entspannte Zweisamkeit und Romantik bleibt.
Dann wäre es gut, die folgenden Regeln zu beachten.
→ Regel Nummer 1: Den richtigen Auftakt wählen.
Auch wenn einem das Problem noch so sehr unter den Nägeln brennt, grundlegende Beziehungsgespräche brauchen Raum und Zeit! Wer den Partner nach dem Sonntagskrimi kurz vorm Einschlafen oder beim morgendlichen Abschied zwischen Tür und Angel sein Herz ausschüttet, wird selten auf offene Ohren stoßen – der Frust ist vorprogrammiert. Deshalb sollte man lieber für eine entspannte Atmosphäre sorgen und den Partner darauf vorbereiten, dass man mit ihm etwas Wichtiges besprechen möchte. Dazu gehört auch, den anderen zu fragen, ob aus seiner Sicht gerade der richtige Zeitpunkt für ein tiefergehendes Gespräch ist oder ob man das Thema lieber vertagt, damit beide ganz bei der Sache sein können. Der Auftakt könnte dann zum Beispiel so lauten: »Ich möchte gern mit dir etwas Wichtiges wegen unserer gemeinsamen Beziehung besprechen. Hast du den Kopf dafür jetzt mal eine halbe Stunde frei?«
→ Regel Nummer 2: In der Ich-Form sprechen.
Die meisten vermuten im Zweifelsfall nichts Gutes, wenn der Partner ein »Beziehungsgespräch« ankündigt und gehen deshalb schon mal prophylaktisch in die Verteidigungsstellung. Denn nicht selten hauen sich Paare Vorwürfe um die Ohren. Nie nimmst du dir Zeit für mich! Ständig hast du was Wichtigeres zu tun! So kann man beim besten Willen nicht leben! Du liebst mich doch gar nicht mehr! Ausgeteilt ist schnell. Einstecken tut weh. Obendrein fühlt man sich ratlos, was der andere eigentlich damit meint oder erreichen will. Statt alles über einen Kamm zu scheren, das Verhalten des anderen je nach Laune auszulegen oder sich hinter dem Wörtchen »man« zu verstecken, macht es mehr Sinn, anhand eines konkreten Beispiels über die eigenen Gefühle und Wünsche in der Ich-Form zu sprechen. Diese Art der Beziehungskommunikation bietet gleich mehrere Vorteile. Erstens muss sich jeder überlegen, ob der Frust nicht selbstgemacht ist oder eigentlich jemand anderem gilt. Zweitens verhindern Paare auf diese Weise, dass sie sich gegenseitig zum Erfüllungsgehilfen der eigenen Bedürfnisse machen. Und drittens kann man sich bei diesem Vorgehen nicht so leicht
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