Guter Sex Trotz Liebe
hatte, machte es ihr auch wenig aus, dass Rolf sich etwas herablassend amüsiert äuÃerte. Seine Zustimmung war nicht mehr entscheidend. Es war ihr Vorschlag!
Der selbstbestimmte Schritt, den Erika hier gegangen ist, hat mit sexuellem Können nichts, mit sexuellem Wollen aber sehr viel zu tun. So schwer ihr auch die Aussage »Ich will nicht, was du willst« fiel, so sehr übernahm sie Verantwortung für die eigene Sexualität und das eigene Begehren. Selbstbestimmt heiÃt auch bei Erika nicht: rücksichtslos Rolf gegenüber. Sondern respektvoll sich selbst gegenüber.
Mit ihrem Bekenntnis zur Musik als Element ihrer Erotik zeigte Erika ihrem Mann sowohl Grenzen als auch Möglichkeiten. Sie verlieà den Raum, in dem das Können dominiert und betrat den Raum, in dem sie ihr Begehren, ihr Wollen und auch ihr Nicht-Wollen ausdrückte. Damit eröffnen sich für beide Partner neue Verhandlungsund Gestaltungsspielräume. Nur wer etwas will, kann überhaupt etwas verhandeln. Wer nicht kann, hat auch keinen Verhandlungsspielraum. Wenn wir uns auf das Wollen konzentrieren, tun sich weitaus mehr Möglichkeiten auf, als wenn wir uns vom Nicht-Können bannen lassen.
Sam:
1. Unterscheide Können und Wollen!
2. Begründe nicht das eine mit dem anderen!
3. Verlasse die Position des Opfers: »Ich kann nicht«, und werde zum Täter: »Ich will nicht«!
4. Egal, was immer du kannst oder nicht: Wichtig ist, was du willst!
Schlechter Sex trotz Liebe: das Ergebnis partnerbestimmter Sexualität
Fallbeispiel
Kara und Thomas sind irritiert. Seit drei Jahren ein Paar, leben sie seit zwei Jahren in einer gemeinsamen Wohnung. Sie beobachten seit mehreren Monaten einen Trend, gegen den sie sich scheinbar nicht wehren können: Das Begehren aufeinander lässt nach, unmerklich zunächst schleicht sich der Alltag dergestalt in die Beziehung ein, dass es nicht mehr selbstverständlich ist, zum Abschluss des Tages miteinander zu schlafen und dann erschöpft und glücklich in die Kissen zu sinken .
Manchmal überfällt das Paar eine Müdigkeit, die zu Beginn der Beziehung undenkbar war. Wie jedes andere Paar brauchten sie in der heiÃesten Phase ihrer Verliebtheit fast keinen Schlaf mehr. Dann kam ein Phase, in der sie manchmal so vom Tagesgeschäft eingenommen waren, dass der Gedanke an erotische Spiele sie eher unter Stress setzte als wohlige, sehnsuchtsvolle Gefühle auszulösen.
Dabei versicherten sie sich beinahe täglich ihrer Liebe. Sie bedenken sich mit kleinen Aufmerksamkeiten, schreiben sich Mails oder schicken sich Textnachrichten, denken aneinander. Die gemeinsame Wohnung verstärkt allerdings den beschriebenen Trend: mehr Verbundenheit und Nähe, aber weniger Erotik und sexuelles Spiel. Zunächst hatte es den Anschein, als beflügelte die neue Umgebung das stagnierende Sexualleben. Aber nach ein paar Wochen saÃen sie beieinander und fühlten sich wie ein altes Ehepaar â und das nach drei Jahren.
Beide schmerzte der Eindruck sehr, den sie von sich hatten: Was machen wir falsch, fragten sie sich. Was können wir anders machen? Wieso liegt unser Begehren brach, obwohl wir uns lieben?
Kara und Thomas sind nicht das einzige Paar, das sich mit dem nachlassenden erotischen Interesse plagt. Im Gegenteil. Sie sind eher die Regel als die Ausnahme.
Sexuelle Beziehungen werden mit ihrer Dauer meist nicht intensiver. Die gemeinsame Geschichte vieler sexueller Begegnungen, die Paare miteinander erlebt haben, wird oft nicht als Reichtum, sondern als Gewohnheit empfunden, im besseren Fall als sexuelle Zufriedenheit, im schlechteren Fall als sexuelle Langeweile.
Wachsende Liebe â nachlassendes Begehren
Die meisten Paare kennen eine sexuelle Verlaufskurve, die sich von einem Höchststand zu Beginn der Beziehung stetig bergab entwickelt. In dem MaÃ, wie die Liebe zwischen ihnen wächst, lässt das sexuelle Begehren nach. Wie kommt das? In welche Falle geraten Sie, obwohl keiner von ihnen das möchte? Sie sehnen sich doch danach, der Sex möge so wild und heftig und aufregend und unbekümmert sein wie damals, als sie einander unbekannt waren, sich entdeckten â und allein die Begegnung sie in Erregung versetzte.
Zunächst einmal lassen sich zwei voneinander unabhängige Prozesse beschreiben: Auf der einen Seite wächst die Bindung des Paares aneinander. Die Liebe wird reicher. Auf der
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