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Guter Sex Trotz Liebe

Guter Sex Trotz Liebe

Titel: Guter Sex Trotz Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Clement
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anderen Seite lässt das körperliche Begehren nach. Das Paar hat weniger Sex miteinander. Wir nehmen beide Prozesse zeitgleich wahr. Aber sie müssen sich deswegen keineswegs bedingen. Wie wir mit der Wahrnehmung beider Prozesse umgehen, hängt davon ab, wie wir uns das Verhältnis von Liebe und Sexualität vorstellen.

    Wie sehen Sie es, wie Liebe und Sexualität zusammenhängen?
    a. Sexualität ist eigentlich Ausdruck von Liebe.
    b. Liebe ist eigentlich veredelte Sexualität.
    c. Sexualität ist eine von vielen Komponenten der Liebe.
    d. Liebe und Sexualität haben nicht so viel miteinander zu tun.

    Natürlich gibt es hier keine richtige oder falsche Antwort. Je nachdem, welcher Annahme wir zuneigen, verweben wir die Prozesse von Bindung und Sexualität auf unterschiedliche Weise. Denken wir »Sexualität ist eigentlich Liebe«, vergewissern wir uns mit dem Sex unserer Liebe und aktualisieren sie. Nimmt nun die Leidenschaft ab, haben wir durch die Koppelung den Eindruck, auch die Liebe werde schwächer. Und plötzlich wird aus einer Krise des Begehrens eine Krise der Liebe.

    Erotik wird von selbst schlechter. Man braucht nichts dafür zu tun. Nur warten. Niemand hat etwas falsch gemacht. »Gravity wins«, sagen die Engländer. Schwerkraft gewinnt immer. Die Dinge gehen nach unten. Und so ähnlich senkt sich der hoch fliegende erotische Wahnsinn der ersten Wochen und Monate langsam zu Boden, wo er in den langsamen berechenbaren Schritten als Alltagssexualität seinen Schwung verliert. Ach!
    Das muss aber kein Problem sein. Erst recht nicht, wenn andere Qualitäten hinzukommen und das Nachlassen der sexuellen Aktivität ausgleichen. »Das Prickeln nimmt ab, dafür wächst die Vertrautheit« – so sehen das Partner, die mit dem erotischen Verlauf ihrer Beziehung im Reinen sind und die sich in einem Zustand sexueller Zufriedenheit befinden, an dem niemand etwas auszusetzen hat.
    Aber nicht wenigen Paaren fehlt etwas Entscheidendes. So haben sie es sich nicht vorgestellt. Das soll es gewesen sein? Und dann beginnt das Grübeln: Sind wir doch nicht die richtigen füreinander? War das, was wie Liebe aussah, doch ein Irrtum? Habe ich, hat mein Partner etwas falsch gemacht? Wie kann es so weit kommen, obwohl wir uns kaum streiten, obwohl wir die gleichen Werte und Lebenspläne haben, obwohl wir keine größeren Sorgen oder Meinungsverschiedenheiten haben, obwohl – ja, obwohl wir uns lieben?

    Hier ist die Antwort: Die meisten liebenden Paare machen überhaupt nichts falsch! Das sexuelle Interesse lässt nach, obwohl sie alles richtig machen. Sie sind rücksichtsvoll, interessieren sich füreinander, gehen aufeinander ein. Daran ist nichts verkehrt.

Die partnerbestimmte Sexualität überwiegt
    Wie das? Um das zu verstehen, müssen wir einen kleinen gedanklichen Umweg machen. Dafür greifen wir auf unser Begriffspaar zurück: partnerbestimmte und selbstbestimmte Sexualität. Das nachlassende sexuelle Interesse kommt dadurch zustande, dass die partnerbestimmte Sexualität freundlich und unbemerkt das Monopol übernimmt. Die selbstbestimmte Sexualität geht verloren – ohne dass es jemand bemerkt. Zunächst jedenfalls. Und bei verliebten Paaren hat es die partnerbestimmte Sexualität so leicht: Du bistdas Zentrum meines Lebens und meiner Sinnlichkeit. Ich stelle mich ganz auf dich ein. Ich mache es dir, wie du es willst. Dein Vergnügen ist mir wichtiger als meines. »Wir« ist wichtiger als »Ich«. Am Anfang ist partnerbestimmt gleich selbstbestimmt. Ich verwirkliche mich gerade dadurch, dass ich in dir aufgehe. Es ist alles eins. Und weil es so schön ist, gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern. Solange es so bleibt. Es bleibt aber nicht so.

    Sam:
    Gib nicht aus lauter Liebe deine Sexualität preis. Das tut dir nicht gut. Und deinem Partner auch nicht.

Ein Unterschied von Anfang an …

    Nähern sich zwei Partner erotisch an, beginnt ein Frage-und-Antwort-Spiel, ein gut choreografierter Balztanz. Starke erotische Anziehung geht wie von selbst davon aus, dass die sexuellen Interessen und Neigungen beider Partner vereinbar sind. Wir kennen uns nicht, aber wir hoffen auf sexuellen Gleichklang.
    Gerade zu Beginn einer erotischen Beziehung ist jede Begegnung zweierlei: Sie ist zugleich ein abenteuerlicher Erkundungstrip, eine Reise zum möglichen Partner. Und sie ist

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