Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Streifenpolizist bewachte den Eingang. Ein unauffälliger schwarzer Wagen parkte direkt davor. »Der Sicherheitsdienst«, knurrte Guy. Er wandte sich Molter zu. »Was hat die DMG mit der Explosion zu schaffen? Und warum wurde das KKA nicht hinzugezogen?«
»Magische Sprengladung?« Molter zuckte die Schultern.
»Bei dem kleinsten Verdacht auf Magieeinflüsse ist die Dampfmagische Gesellschaft zu informieren. Die Beamten des KKA haben ihre Ermittlungen einzustellen, bis die Spezialisten der DMG ihre Arbeit beendet und den Fall zur weiteren Untersuchung freigegeben haben. Paragraph 12b der Dienstvorschriften.«
Guy legte den Arm über die Rücklehne und starrte Kimura aus zusammengekniffenen Augen an. »Vielen Dank für die Belehrung, Assistent Kimura. Kennen Sie vielleicht auch ein nettes Gedicht, das Sie zum Besten geben möchten? Oder ein hübsches Lied? Nur zu, ich bin ganz Ohr.«
Kimura zuckte die Schultern und sah demonstrativ aus dem Fenster. Molter legte den Gang ein und das Automobil ruckte nach vorne, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall. »Kommissär Lacroix«, sagte er und würgte den zweiten Gang rein, was eine weitere Fehlzündung zu Folge hatte, »lassen Sie doch den Jungen, er ist neu und kennt sich noch nicht aus. Düsseldorper«, fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
Guy winkte ab und wandte sich wieder der Akte zu. In wenigen Minuten erreichten sie den Tatort und Fräulein Loni würde ihn erkennen. Verdammt noch mal! Havener hatte gelebt, als er ihn verlassen hatte. Der Puls war stabil gewesen, er konnte doch unmöglich an den Folgen der Schläge gestorben sein.
Molter parkte direkt vor der Haustür. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen einige Schaulustige. Kinder spielten im Staub mit Murmeln. Die Gegend war nicht die schlechteste, aber auch hier kam man der Polizei lieber nicht zu nahe, wenn es sich vermeiden ließ.
Lacroix zeigte seine Dienstmarke, der wachhabende Polizist grüßte und trat zur Seite. Die Tür zur Wäscherei war nur angelehnt und man hörte Fräulein Lonis aufgelöstes Schluchzen. Lacroix gab Molter ein Zeichen. »Übernehmen Sie die Befragung der Zeugin. Ich sehe mir den Tatort an. Kommen Sie, Kimura.«
Vor Haveners Wohnungstür stand ein weiterer Polizist, der sofort salutierte, als er Lacroix erkannte. »So was habe ich noch nicht gesehen, Herr Hauptkommissär«, sagte er und öffnete die Tür. »Im meinem ganzen Leben nicht.«
Guy blieb im Türrahmen stehen. Die Wohnung war düster, irgendjemand hatte die Vorhänge zugezogen. Im Zimmer sah alles genauso aus, wie Guy es in Erinnerung hatte. Der kleine Tisch mit Aschenbecher und Gläsern, der Sessel, das leere Bücherregal. Die Tür zur Küche stand offen. Kein Anzeichen, dass jemand hier gewesen war, nachdem Guy die Wohnung verlassen hatte. Es roch ein wenig salzig und nach … Er schloss die Augen. Tang? Wie ein Morgen am Meer. »Kimura? Lassen Sie etwas Licht herein. Aber passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
Der Assistent zog die Vorhänge auf. Staubkörner tanzten in dem Lichtstreifen. Guy ging zum Bett, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben.
Havener lag auf der Seite, als schliefe er, die Beine angezogen, die Arme an die Brust gepresst, den Mund leicht geöffnet. Das Gesicht war zu einem dunkelblauen Ballon angeschwollen. Guy stieß den Atem aus. Die Augen waren verbrannt. Als hätte jemand eine Zigarre darauf ausgedrückt.
Er trat näher an das Bett heran. Unter seinen Sohlen knisterte etwas und er zog das Bein zurück, bückte sich und hob die zerknüllten Seiten einer Tageszeitung auf. Das Päckchen, das Havener in dem Laden abgeholt hatte!
»Kimura, sehen Sie mal unter dem Bett nach, ob Sie irgendetwas finden.«
Der Assistent ging auf die Knie. »Nichts, Herr Kommissär, nur Staub.«
Guy betrachtete die Brandwunden aus der Nähe. Keine Zigarre, dafür waren die Wunden zu sauber. Regelrecht akkurat und gleichförmig wie von einem Stempel. Guy schüttelte den Kopf. Welches kranke Hirn konnte sich so etwas ausdenken?
Er sah sich in der Wohnung um. Die Regale waren leer, in der Küche standen immer noch die angetrockneten Rühreireste und im Schrank eine Grundausstattung an Geschirr. Im Mantel des Toten steckten eine halbleere Packung Zigaretten und Streichhölzer. Keine Papiere, keine persönlichen Dinge. Nichts.
Lacroix setzte sich in den Sessel und sah die Leiche an. Irgendetwas war ihm an dem Tag, als er das erste Mal in der Wohnung gewesen war, merkwürdig erschienen. Er war
Weitere Kostenlose Bücher