Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
ließ seine Musterung über sich ergehen und stellte ihre Tasche auf dem Boden ab. Das Lächeln gefror auf ihren Lippen, als Guy weiter schwieg. Sie wandte sich an Kimura. »Begleiten Sie den Herrn Kommissär nach draußen, bei der Besichtigung des Tatorts wäre ich gerne ungestört.«
Guy ballte die Fäuste in den Manteltaschen. Kimura machte mit einer entschuldigenden Handbewegung einen Schritt auf ihn zu. Guy warf ihm einen vernichtenden Blick zu und stürmte hinaus. Seine Assistenten folgten ihm.
Er machte sich mit einigen deftigen Flüchen Luft, dann schickte er Molter zurück in Haveners Wohnung, um sich um das Kind zu kümmern. »Und lassen Sie sich von der DMG-Hexe nicht abwimmeln! Kimura, ich möchte, dass Sie alle Ladenbesitzer in der näheren Umgebung befragen. Die Zeitung neben Haveners Bett sah aus, als wäre darin etwas eingewickelt gewesen, möglicherweise hat er vor kurzem etwas gekauft und ich möchte wissen, was das war.«
Kimura lief die Treppe hinab und Guy folgte ihm gemächlich. Er wollte selbst noch einmal mit Fräulein Loni reden, aber ohne Zeugen. Die Tür zur Wäscherei stand immer noch offen und er trat ein, ohne anzuklopfen.
Fräulein Loni wuchtete gerade einen Korb voll Wäsche auf einen Tisch und prüfte mit dem Finger die Temperatur des Bügeleisens. Erst als Guy sich räusperte, blickte sie auf. Ihre Augen weiteten sich, sie machte ein Schritt rückwärts und schlug die Hände vor den Mund.
»Nur die Ruhe, Fräulein Loni«, sagte Guy beschwichtigend und hielt seine Dienstmarke hoch, »mein Assistent hat Sie ja bereits befragt und ich will auch nicht weiter stören. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe Herrn Havener gestern dienstlich aufgesucht.«
Guy ging auf Fräulein Loni zu. Sie sah sich ängstlich um, als suchte sie einen Fluchtweg. »Hören Sie«, fuhr er fort. »Wir wollen doch meine Kollegen nicht mit Spuren verwirren, die in die falsche Richtung führen könnten. Verstehen Sie?«
Langsam schüttelte sie den Kopf. »Se welle, dat ich lüje«, sagte sie nach einer Weile.
»Aber nein!« Guy begann seine Pfeife zu stopfen und sah sich im Zimmer um. »Einen schönen Waschsalon haben Sie hier, Fräulein Loni. Es ist sicher nicht leicht, ein Geschäft zu führen, so ohne männliche Hilfe. Behördengänge müssen erledigt werden, Genehmigungen beantragt … Und wir wissen ja alle, wie stur und träge die Beamten sein können und wie leicht man mit den Behörden Ärger bekommen kann.«
Loni schluckte hörbar und faltete die Hände, dann nickte sie. »Ich han der Här Kummessär hück zom eeschte Mol jesinn.«
»Ich wusste, dass Sie eine kluge Frau sind.« Guy nahm Lonis Hand und hauchte einen Kuss darauf. Heute kicherte sie nicht.
11
Es war nicht der erste Tatort und nicht die erste verstümmelte Leiche, die Martha zu Gesicht bekam. Sie beugte sich über den Toten und betrachtete das grässlich zugerichtete Gesicht. In dem Zimmer roch es nicht gut. Es roch nie gut. Sie hielt den Atem an und zog einen Bleistift aus der Jackentasche, schob ihn in den Hemdkragen des Toten und inspizierte mit einem schnellen Blick seinen Hals. «War der Arzt schon hier?«, fragte sie niemand Bestimmten.
«Dr. Hegenbarth ist unterwegs«, sagte der Assistent. Er lehnte am Türpfosten und hatte die Arme verschränkt.
Martha nickte und trat einen Schritt zurück. «Was war unter dem Bett?«
«Staub?«, erwiderte Molter.
Martha verdrehte die Augen. Die Beamten der Cölner Polizei waren selten erpicht darauf, mit dem Sicherheitsdienst der DMG zusammenzuarbeiten, aber dieses Team schien besonders große Vorbehalte zu pflegen. Der Kommissär hatte sie geradezu mordlüstern angesehen und auch sein Assistent war maulfaul bis zur Unhöflichkeit.
Martha seufzte und drehte sich zu ihm um. «Assistent Molter«, sagte sie geduldig, «wir werden nun wohl oder übel in diesem Fall zusammenarbeiten müssen. Sie und Ihre Kollegen haben die Wahl: Es wird eine Tortur für alle Beteiligten, worunter zwangsläufig die Aufklärung dieses Falles leiden wird, oder wir entscheiden uns dafür, es uns gegenseitig so leicht wie möglich zu machen. Ich plädiere für letzteres.«
Der Mann sah sie einen Moment lang ausdruckslos an, dann lächelte er unerwartet und richtete sich auf. «Sie haben recht«, sagte er. «Fangen wir nochmal von vorne an. Was wollen Sie wissen?«
Martha nickte und gab sich ungerührt, obwohl ihr eine Last vom Herzen fiel. «Was wissen Sie über den Toten?«
Sie hörte
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