Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Kommissär.« Sie senkte die Handtasche und wischte Asche von seinem Revers. »Ich erwarte Ihren Bericht in meinem Büro. Und zwar heute Abend noch. Über mein weiteres Vorgehen werde ich Sie in Kenntnis setzen, wenn ich es für nötig halte. Wir sehen uns morgen. Guten Tag!«
Ohne seine Antwort abzuwarten, wandte sie sich ab und ging zu ihrem Dienstwagen. Guy starrte das verdunkelte Fenster des Fonds an, hinter dem sie Platz genommen hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. Das konnte ja heiter werden.
***
Kimura saß auf dem Besucherstuhl vor Lacroix‘ Schreibtisch. Molter klopfte und blieb im Türrahmen stehen, bis Guy aufsah und ihn zu sich winkte, erst dann betrat er das Büro des Kommissärs und setzte sich auf den freien Stuhl.
Guy rieb sich über die Augen und sah gedankenverloren aus dem Fenster. »Das ergibt alles keinen Sinn«, sagte er dann. »Warum sollte sich jemand die Mühe machen und die Augen ausbrennen, wenn er den Mann einfach hätte erschießen können? Ersticken, erwürgen … Ein Ritualmord? Ein Zeichen? Oder purer Sadismus?« Er trank einen Schluck seines kalten Kaffees und schüttelte leicht den Kopf. Dann wandte er sich seinen Assistenten zu, die geduldig gewartet hatten, bis der Kommissär ihnen seine Aufmerksamkeit schenkte. »Was gibt es? Kimura, hat die Befragung der Ladenbesitzer etwas ergeben?«
Der Assistent nickte. »Der Besitzer eines Gemischtwarenladens hat Havener wiedererkannt. Der Tote hat am Tag seiner Ermordung eine Puppe erstanden. Die Beschreibung des Krämers passt zu der Puppe, die der Junge in der Hand hielt. Der Kaufmann hat sehr genau Buch über seine Verkäufe geführt, offenbar hat Havener in den letzten drei Wochen mehrere solche Puppen gekauft.«
Guy brummte und fuhr sich mit den Fingern durch den Backenbart. Dann nickte er Molter zu. »Was haben Sie?«
»Das Krankenhaus hat die Untersuchungsergebnisse des Jungen geschickt. Er ist stabil, etwas unterernährt, hat aber keine Verletzungen. Soweit nichts, was nicht auch Dr. Hegenbarth bereits festgestellt hatte. Aber der behandelnde Arzt hat eine interessante Entdeckung gemacht: Vor Kurzem ist ein mathemagischer Eingriff an dem Jungen durchgeführt worden.« Molter blätterte in der Akte, die er mitgebracht hatte und las vor: »Frische Operationsnarben an der Kehle, umgeben von den typischen Symbolen. Anmerkung Behring: ‘Ich empfehle eine Einweisung in die Küpperbusch-Klinik, zwecks detaillierter Bestimmung von Art und Zweck der OP‘.«
Mit einem Schulterzucken überreichte Molter die Akte an Guy, der den Bericht mit zusammengezogenen Augenbrauen überflog. »Küpperbusch«, murmelte er. »Wir fahren ins Krankenhaus, ich möchte mit dem Kind reden. Ist der Junge inzwischen vernehmungsfähig?«
»Seite fünf oder sechs«, sagte Molter und deutete auf die Akte. »Der Junge spricht nicht. Die Ärzte haben keine körperlichen Ursachen für seine Stummheit feststellen können, auch scheint er zu verstehen, wenn er angesprochen wird. Aber er hat noch kein einziges Wort gesagt, was möglicherweise mit den mathematischen Modifizierungen zusammenhängt. Das kann allerdings nur ein Fachmann bestätigen.«
Guy trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und sah wieder aus dem Fenster. Der Fall wurde von Minute zu Minute mysteriöser. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht, als er die DMG-Beamtin gegen sich aufgebracht hatte. Nein. Er schlug die Akte zu und erhob sich. Sie würden den Fall auch ohne deren Hilfe lösen. Und wenn er dafür etwas tun müsste, das ihm gegen den Strich ging. Aber die Praktiken der DMG gingen ihm noch wesentlich mehr gegen den Strich.
»Holen Sie den Wagen, Molter. Wir sehen uns den Jungen mal an. Kimura, Sie informieren Professor Küpperbusch, dass wir ihm einen Patienten bringen.«
Molter lief eilig ins Büro der Assistenten. Guy nahm seinen Mantel von Haken und setzte den Hut auf. Er war bereits im Gang, als er das Telefon klingeln hörte. Widerwillig kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und nahm den Hörer ab, drehte die Kurbel und lauschte. »Wo?«, fragte er nur, dann legte er auf und rief nach Molter, der zusammen mit Kimura sofort angelaufen kam.
»Planänderung. Wir haben einen weiteren Toten«, sagte Guy knapp. »Ein Rosenkranz, verbrannte Augen. Molter, schicken Sie einen der Anwärter los, er soll den Jungen zu Küpperbusch bringen, wir werden den Professor dann später befragen.«
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Absolon überprüfte die Temperatur der Nährlösung und
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