Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
in Zukunft verbissen leugnen, aber Absolon wusste, was er gesehen hatte und er würde es jedem, der es hören wollte, sagen: Theodorus Van Rijn war gehüpft wie ein kleines Mädchen!
Van Rijn hastete zu der zweiten Kabine und öffnete mit zitternden Fingern die Tür, seufzte. Nichts. Die Kabine war leer. Langsam ging er zurück zur ersten und drückte den Hebel nach oben, zog die Tür auf. Kein hässlicher Hund. Nur eine gelbe Pfütze zeugte davon, dass er tatsächlich darin gewesen war. Van Rijn sank auf die Knie und starrte auf die Urinlache.
Absolon räusperte sich. »Nun«, sagte er, »das war der bunteste Verschwindezauber, den ich je gesehen habe. Wirst du damit auf dem nächten Jahrmarkt auftreten? Der Pöbel wird beeindruckt sein. Allerdings wäre es noch wirkungsvoller, wenn du beim Öffnen der Türen etwas Dampf heraus wabern ließest. Ich könnte dir da etwas mixen, das zeitverzögert …«
»Halt den Mund, Absolon. Halt deinen verdammten Mund!« Van Rijn knallte die Kabinentür zu und nahm seine Unterlagen zur Hand. Blätterte, las, kritzelte etwas darauf. Dann schleuderte er die Kladde auf die Steuerzentrale, sie traf eine Glühbirne und auch das letzte Flackerlicht erstarb. »Verflucht sollst du sein, Alva Edison«, zischte er. »Ich hätte mich auf Elementarmagie verlassen sollen, statt auf diese verdammte Elektrizität. Unnatürlicher Hokuspokus, der schneller wieder verschwinden wird, als man Elektrotechnik sagen kann.«
Absolon grinste in sich hinein. Er schloss einen Moment die Augen, nahm alle Gerüche und Geräusche ganz bewusst wahr, um sie aufzubewahren und keinen davon zu verlieren. Verschmortes Gummi, Theodorus' verzweifelter Schweiß, das leise Knistern in den Leitungen, das klägliche Bellen eines Hundes. Er öffnete die Augen.
Van Rijn war aufgesprungen und öffnete die Kabinentür. Der unansehnliche Hund sprang heraus, schnüffelte an Van Rijns Schuhen, lief aufgeregt hin und her, drehte sich im Kreis und schiss einen kläglichen Haufen.
Van Rijn schnappte sich den Hund und drückte ihn an seine Brust. »Luise«, sagte er, »dir ist nichts passiert. Ich wusste, dass es dir gut gehen würde, sonst hätte ich den Versuch nicht gewagt. Das weißt du doch, nicht wahr?« Er streichelte immer wieder über den kahlen Kopf des Hundes, der in seinen Armen zitterte. Dann hielt er ihn von sich weg, besah den kleinen Körper von allen Seiten und setzte ihn auf den Boden. Er kratzte sich am Kopf und sagte: »Verdammt! Die verdammte Maschine funktioniert nicht richtig.«
»Offensichtlich.« Absolon ging zu Theodorus und klopfte ihm auf die Schulter. »Was genau hätte dieses blinkende Gebilde denn tun sollen?«
»Das, was du so abschätzig als 'Gebilde' bezeichnest, mein lieber Absolon, sind Materietransportkabinen.« Er rückte seine Brille gerade und setzte einen bedeutungsschweren Gesichtsausdruck auf. »In Kabine Alpha wird Materie in reine Energie umgewandelt, die sich in Kabine Beta wieder zu ihrem ursprünglichen Zustand verfestigt. Weißt du, was das bedeutet?« Seine Stimme zitterte ein wenig. »Was das für die Menschheit bedeutet?«
Absolon gab ein beeindrucktes »Hm« von sich und nickte. »Es scheint mir eine besonders wirkungsvolle Methode zu sein, um die Darmtätigkeit anzuregen. Sehr nützlich bei Verstopfung!«
»Ah, Quast, du verdammter Stümper! Deine Ignoranz sucht Ihresgleichen. Die Umwandlung war geglückt. Luises Körper ist zu reiner Energie geworden, nur der Transport … Ich muss die Transporteinstellungen modifizieren. Und ich brauche verlässlichere Energiequellen.« Er blätterte durch seine Aufzeichnungen. »Tesla-Transformatoren? Hm. Nicht effizient genug. Vielleicht sollte ich wirklich einen Elementarmagier …«
»Mathemagie«, warf Absolon ein.
Van Rijn sah ihn entgeistert an. Dann zwirbelte er sich den Bart und zog die Augenbrauen hoch. »Gar keine dumme Idee. Mathemagische Modifikationen an den Probanden könnten eine höhere Energiezufuhr überflüssig machen. Wenn ihre Körper selbst als Leiter fungierten …« Er klopfte sich rhythmisch mit dem Finger auf die Nase und starrte abwesend in die Luft.
Absolon nahm die Kette und zerrte das Kind in die Mitte des Raumes. Er zog ihm das Hemd über den Kopf. »Theodorus!«
Van Rijn schnaufte verächtlich. »Was zum Teufel … Heilige Kathode, das kann doch nicht …« Er fuhr mit dem Finger die Narben am Hals des Kindes nach, kramte dann in den Schreibtischschubladen und holte eine Schutzbrille heraus, an der
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