Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
wo er sie für immer verstaut hatte.
»Könnten wir vielleicht irgendwo reden, wo es etwas ruhiger ist, Pater? Ich habe nur ein paar Fragen an Sie.«
Der Mönch breitete die Arme aus. »Es gibt keine Geheimnisse vor Gott. Er hört und sieht selbst in den dunkelsten Winkel des Herzens und jeder wird nach seinen Taten gerichtet werden. Auch du, mein Sohn.«
Eine plötzliche Bewegung. Guy warf sich herum und bekam den Arm des Schlitzers zu fassen, rang ihm das Messer aus der Hand, doch da war schon ein zweiter und riss ihm die Beine weg. Guy stürzte, spürte den Schmerz im Rücken, im Oberarm. Irgendwer trat auf Guys Hand und dann gegen seinen Kopf und er wurde von mehreren Männern auf den Boden gedrückt.
Der Pater stieg von seinem Fass und ging neben Guy in die Knie. Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Du kannst die Armee des Herrn nicht aufhalten, mein Sohn. Wir bereiten den Weg für seine Wiederkehr.« Er zog einen Stab aus dem Beutel, den er an der Kutte trug. Er betätigte einen versteckten Mechanismus und das Ende des Stabes begann rot zu glimmen und näherte sich Guys Gesicht. Dicht vor einem Auge hielt er inne. »Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie«, wiederholte er die Bibelstelle. »Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber ihr werdet eure Qualen blind ertragen müssen, nicht wissend, wann der nächste Schmerz euch treffen mag.«
Die Augen, dachte Guy. Deshalb hat er den Opfern die Augen ausgebrannt. Der Pfaffe ist verrückt. Total verrückt! Der Stab näherte sich, vor ihm flimmerte die Hitze, die Wimpern versengten.
Der Pater presste die freie Hand auf Guys Brustkorb. Der Druck war nur mäßig, aber irgendetwas schien sein Herz zu umklammern und versuchte es am Schlagen zu hindern. Kalter Schweiß rann Guys Körper hinab und eine unsägliche Angst bemächtigte sich seiner. Er würde sterben. Jetzt und hier. Er bäumte sich auf, aber dadurch wurde der Schmerz nur stärker.
Der Pfaffe schüttelte bedauernd den Kopf. »Wehr dich nicht«, sagte er. »Der Hand Gottes kann man nicht entkommen.«
Dann knallte es ohrenbetäubend und der Pater wurde zur Seite geschleudert, auch die Schlitzer, die Guy festhielten, brachen zusammen, ließen von ihm ab. Weißer, beißender Rauch hüllte alles ein, Guy konnte kaum noch die Hand vor Augen sehen. Er rappelte sich auf, presste die Hand auf sein schmerzendes, unregelmäßig schlagendes Herz, versuchte sich zu orientieren, stürzte wieder. Etwas schlug hart auf seinen Hinterkopf und dann wurde es dunkel.
19
Schmerz. Beißender Schmerz. In seinem Kopf hämmerte und dröhnte es. Die Zunge war geschwollen, sein ganzer Körper protestierte. Geblendet kniff er die Augen zusammen und öffnete sie vorsichtig wieder. Die Schlitzer! Er schreckte auf, fiel aber gleich wieder zurück.
»Ruhig, Herr Kommissär. Trinken Sie einen Schluck.« Frau Kühn hielt ihm ein Glas Wasser an die Lippen und er trank vorsichtig.
»Was … Was ist passiert? Wie bin ich …« Er stöhnte und hielt sich die Schulter. Die Wunde war verbunden worden. Auch um den Bauch trug er einen Verband.
»Es ist alles in Ordnung, die Verletzungen sind schmerzhaft, aber nur oberflächlich. Der Doktor wird sie sich später noch einmal ansehen. Aber Sie brauchen Ruhe.«
Guy biss die Zähne zusammen und setzte sich auf. Er lag auf der kleinen Couch in seinem Büro. Kimura lehnte in der Ecke des Zimmers und nickte ihm zu.
Molter klopfte zaghaft an die Tür. »Schön, dass Sie wieder bei uns sind, Herr Kommissär!«
Guy griff nach seinem blutigen Hemd und verzog das Gesicht. »Molter, helfen Sie mir mal. Und dann möchte ich einen detaillierten Bericht. Was ist passiert? Wie bin ich hierhergekommen?«
»Herr Kommissär«, sagte Frau Kühn. »Sie sollen sich wirklich erst einmal …«
»Ach was, ich kann liegenbleiben, wenn ich tot bin.« Er stieß Molters Hand zur Seite, als der ihm auch noch die Knöpfe schließen wollte. »Und vor allem möchte ich eins wissen: Was ist mit dem Pfaffen?«
Frau Kühn kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Nun gut, wie Sie meinen. Wenn Sie später zusammenbrechen ist das nicht meine Schuld. Pater Cornelius wartet im Vernehmungszimmer auf seine Befragung.«
»Sehr gut!« Guy sprang auf und hielt sich schwankend an Molters Schulter fest. »Dann wollen wir mal hören,
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