Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
rechts und ließ die Halswirbel knacken. »Hämergasse«, antwortete er knapp. »Ein neues Spielzeug kaufen, wenn das alte war kaputt.«
Guy unterdrückte den austeigenden Zorn. »Sie wussten über di Battistas Vorlieben Bescheid«, konstatierte er und der Chauffeur nickte.
»Böser alter Mann. Nun ist auch kaputt.«
Draceanus Stimme klang zu dünn für den massigen Körper. Er ließ das R beim Sprechen rollen und zog die Vokale in die Länge. Guy tippte auf Rumänien. »Moldavien«, antwortete der Chauffeur, ohne dass Guy danach gefragt hatte.
Ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster und traf Draceanus Hände, die auf dem Schreibtisch gelegen hatten. Er zog sie langsam, aber sichtlich unbehaglich zurück. Guy nickte. »Sie sind ein Halbblut?«, fragte er.
Draceanu lachte. »Würde ich sonst hier sitzen?« Er beugte sich vor, das Licht traf sein Gesicht, er kniff aber nur die Augen zusammen. »Ihr habt gefoltert mein Volk«, sagte er leise, »gejagt und kaputt gemacht eine lange Linie stolzer …«
»Bitte, Herr Draceanu, das ist vor mehr als 100 Jahren geschehen. Und ihr stolzes Volk hat unser Land angegriffen. Wir haben uns nur verteidigt. Aber zurück zum Thema. Sie haben di Battista in die Hämergasse gefahren und er hat dort Kinder gekauft. Wer war der Händler?«
»Ich kenne Namen nicht, ich fahre nur. Nehme Kind in Empfang, wenn geliefert wird und bringe in den Keller. Das ist alles.«
Guy atmete tief durch, klopfte ungeduldig mit den Knöcheln auf den Tisch. »Was passierte an diesen Abenden? Di Battista blieb doch sicher nicht allein mit dem Kind. Wer war noch anwesend?«
Draceanu ließ sich Zeit mit der Antwort. Er schien Guys zunehmende Wut zu genießen. »Ich weiß nicht«, sagte er dann. »Ich bringe Kind in Keller, bringe Battista in Keller. Dann ich warte in meinem Haus, bis er mich ruft«, er deutete auf sein Ohr, »anruft, sagt man, und ich bringe ihn zurück auf sein Zimmer.«
»Was passierte mit dem Kind?«
Der Chauffeur zuckte die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust.
Guy ballte die Hände unter dem Tisch und öffnete sie wieder. Hier kam er nicht weiter. »Nun gut«, sagte er. »Sie können gehen, Herr Draceanu, wenn mein Assistent den Bericht aufgenommen hat.« Er nickte Molter zu. »Verlassen Sie die Stadt nicht und halten Sie sich für weitere Befragungen bereit.«
Molter führte den Chauffeur hinaus und Guy sah Frau Kühn an, die blass und zusammengesunken auf dem Sofa saß. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie hob die Hand und fuhr sich über die Stirn. »Ja, danke. Ich bin bis jetzt nur einmal einem Halbblut begegnet. Die Aura dieser Wesen ist so intensiv. Ich denke, ich gehe jetzt. Ich habe noch zu arbeiten.«
»Natürlich. Und sie halten die Augen in der DMG-Zentrale auf, man kann ja nie wissen …«
»Herr Kommissär! Ich habe wirklich genug von Ihren Anschuldigungen. Informieren Sie mich bitte, wenn Sie die fehlenden Bibelstellen oder neue Erkenntnisse haben. Guten Tag!«
Guy sah aus dem Fenster. Frau Kühn stieg in ihren Dienstwagen und er schlug mit der flachen Hand auf die Fensterbank. Es war zum Mäusemelken. An Informationen aus dem Hauptquartier der DMG kam er ohne Hilfe nicht heran und bis in die Unterwelt reichte der Arm des Gesetzes nicht. Diese Experimente konnten unmöglich zu dem Zweck erfolgen, männliche Primadonnen herzustellen, wie Küpperbusch annahm. Das war ein lukratives Geschäft, sicher, aber die Ergebnisse nichtgenehmigter magischer Eingriffe waren unverkäuflich. Zumindest in der Oberstadt.
»Kimura«, sagte er. »Sagen Sie Molter, er soll eine Liste aller Kirchenvertreter zusammenstellen, die einflussreiche Ämter bekleiden, sobald er mit Draceanu fertig ist. Beziehungen, Feindschaften, alles, was uns weiterhelfen könnte. Und Sie suchen diese … Frau Kühn in ihrem Büro auf und warten auf die Aufstellung von Küpperbuschs Assistenten. Lassen Sie sich nicht abwimmeln und beginnen Sie gleich mit den Vernehmungen.« Er nahm seinen Mantel vom Haken. »Ich werde einen Verwandtenbesuch machen.«
Der Assistent sah ihn ungläubig an, nickte aber. »Jawohl, Herr Kommissär. Wo kann ich Sie erreichen, falls es nötig sein sollte?«, fragte er.
»In der Hölle«, antwortete Guy, besann sich dann aber. »Falls ich heute Abend nicht zurück sein sollte, ziehen Sie die DMG-Hexe hinzu. Sie wird meiner Signatur folgen können. Zumindest bis zum Eingang. Und jetzt an die Arbeit, Haruki.«
17
Guy ging langsam an dem dunklen Eisenzaun
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