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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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ich dich sah, hatte ich noch keine.“ Gwen stellte erleichtert fest, dass ihre Stimme nicht so zittrig klang, wie sie sich fühlte, sondern genauso gelassen wie die seine.
    „Ein glatt rasiertes Image ist wohl öffentlichkeitswirksamer als ein Vollbart“, bemerkte sie schließlich, um von ihrer Beklommenheit abzulenken.
    Er rieb sich das Kinn, das rasierte. „Bei diesem Kl ima hier ist so ein Gestrüpp einfach zu warm im Gesicht. Hier ist nicht Irland, Gwen. Vermisst du den Bart?“
    „Nein, er hat mir sowieso immer das Gesicht ze rkratzt“, rutschte ihr heraus, und sein erfreutes Grinsen ließ sie sofort diesen Lapsus bereuen.
    „Warum gehen wir heute Abend nicht z usammen essen?“, bot er auch schon an.
    „ Um dabei über das umweltfreundliche Syntheseverfahren zu reden?“
    „Nein, nicht direkt.“
    „Dann muss ich dankend ablehnen“, antwortete sie kühl wie eine Frau von Vernunft. Mit dieser Aussage machte sie kehrt und stieß mit Pat zusammen, die ihr fast einen gefüllten Häppchen-Teller in den Bauch rammte.
    „Es ist wirklich beeindruckend, die Geburt einer gigantischen Umweltverschmutzungsmaschin erie mitzuerleben“, sagte Pat kokett zu Dirk Statler. Natürlich kannte sie ihn von den Fernsehspots und Zeitungsartikeln.
    „Was du da siehst“, Gwen schwenkte nun auch auf Englisch um und schaute dabei Statler ins Gesicht, „ist der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für den Müll aus Deutschland. Der Kadaver der deutschen Statler-Werke wurde in seine Leichenteile zerlegt und soll nun zu einem neuen bestialischen Monster zusammengesetzt werden. Und vor dir, meine Liebe, steht Dr. Frankenstein höchst persönlich.“
    „Sehr erfreut !“, äußerte Pat ironisch.
    Er nickte. „Ganz meinerseits, Kleine.“
    Dirk Statlers Blick tauchte in Gwens, als er auf Deutsch zu ihr sagte: „Wenn du planst, hier ein paar Müslifresser zusammenz utrommeln und sie auf mich zu hetzen, dann vergiss es besser gleich! Hier ist nicht New York oder Miami, wo man mit Öko-Blabla Wählerstimmen abgreifen kann. Hier ist Catnecktown, und da interessiert nur eins: die Arbeitsplätze, die ich hier schaffe. Du kannst nicht gewinnen, Gwen.“
    Sie lächelte selbstbewusster als ihr zumute war, wandte sich um und ging.
    Pat eilte ihr hinterher. „Willst du denn gar nichts essen?“
    Nein, das wollte Gwen nicht.
     
    In ihrer Wohnung angelangt erholten sie sich zuerst einmal bei einem Glas Eistee.
    „ Im Fernsehen sieht Statler deutlich besser aus“, urteilte Pat. „Er hat deutlich zu viel Körpermasse. Der ist bestimmt so schwer, dass er dir beim Sex die Rippen zerquetscht, oder?“
    „ Wir hatten keinen Sex.“
    „ Umso besser.“ Pat sah auf ihre Armbanduhr. „Verdammt, ich muss weg. Und heute graust es mir besonders. Sam hat angekündigt, dass er die Ladung eines umgestürzten Trucks zu einem Spottpreis gekriegt hat. Und weißt du, was der Laster geladen hat? Fische! Ganze, frische, eisgekühlte Fische, das heißt, jetzt nur noch teilweise frisch.“
    „Was will Sam denn mit Fischen? Die hat er doch gar nicht auf seiner Speiseka rte.“
    „Sam will sie aussortieren, durch den Fleischwolf lassen und zu Fischburgern verarbeiten. Und wir sollen ihm dabei helfen. Gestern hat es Norman erwischt - und wie der danach gestunken hat! - heute sind Tracy und ich dran und morgen du. Dann müssten wir damit fertig sein. In halbvergammelten Fischen wühlen - du weist gar nicht, wie sehr mich allein die Vorstellung nervt!“
    „Oh, doch, das kann ich mir denken.“ Besonders wenn Gwen morgen dasselbe blühte. Es war wirklich Zeit für eine markige Survival-Aktion, die neue Fördermitglieder und damit Geld einbrachte. Das Problem war nur, dass Gwen noch immer nichts Pfiffiges einfallen wollte.
     
    Eine halbe Stunde noch!
    Eine halbe Stunde, und Gwens reguläre Schicht würde zu Ende sein. Und der Sondereinsatz mit Sam bei den Fischen würde beginnen.
    Erst vorhin hatte Gwen, ausrutschend auf einer Bierpfütze, ein volles Tablett mit Gläsern fa llen lassen, die ihr Sam, wie er verärgert erklärt hatte, vom Lohn abziehen würde. Dazu kam noch, dass ausgerechnet heute die Imbissbude mit ungeduldigen Gästen aus allen Nähten platzte. Es war einer dieser Tage, an denen Gwens einziges Ziel war, einfach zu überleben, und dann ab nach Hause.
    Mir muss schnell etwas einfallen, das uns fünftausend neue Fördermitglieder bringt! Denn so viele würden nötig sein, um Londons Genehmigung für Pats Anstellung bei Survival zu bekommen.

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