Gwen (German Edition)
Fünftausend neue Fördermitglieder! Fünfzehn neue hatten sie inzwischen schon.
Das Geräusch mehrerer heranbrausender Motorräder zeigte an, dass die Broken Catnecks heute beabsichtigten, Sam’s Hams aufzusuchen. Auch das noch! Die Broken Catnecks waren eine in ganz Catnecktown gefürchtete Motorradrockergang. Jedes Mal, wenn sie kamen, bangte Sam um seine Einrichtung.
Bis die Rocker überlegt hatten, was sie bestellen wollten, huschte Gwen geschäftig an ihnen vorbei und schenkte ihnen absichtlich keine Beachtung, denn das hatte sich im Umgang mit ihnen am besten bewährt. Dann zwickte ihr einer der Kerle in den Hintern.
Das war nichts Ungewöhnliches, und in der üblichen Routine drehte sich Gwen blitzschnell, um dem zudringlichen Schwein ihre inzwischen von allen respektierte Rückhand ins Gesicht zu schlagen.
Doch das zudringliche Schwein fing ihre Hand auf, hielt sie fest und sagte grinsend auf Deutsch: „Hallo, Sommersprosse! Meine Kumpels haben von zwei neuen Hasen bei Sam’s Hams geschwärmt, die hammerharte Watschen austeilen, eine davon rothaarig und mit irischem Akzent. Das klang so sehr nach meiner kleinen Gwennie, dass ich mir das mal persönlich anschauen musste.“
Ohne Gwen loszulassen wandte er sich dem Kerl zu, der neben ihm saß, und schwenkte um auf En glisch: „Du schuldest mir zehn Mäuse, Butch.“
„Das war unfair !“, maulte der Angesprochene. „Du hast ihre Hand aufgefangen.“
„Wir haben nur gewettet“, beharrte Dirk Sta tler, „dass ich ihr in den Arsch kneifen kann, ohne dass sie mir eine klebt, und genauso war’s. Also rück schon die zehn Mäuse raus!“
Statlers Gesprächspartner zog mürrisch seine Wettschuld aus den Untiefen seiner verschlissenen Lederweste. Statler nahm das Geld mit seiner freien Hand, holte aus der Brusttasche seines Jeanshemdes noch zwei weitere Scheine hervor und steckte alles zusammen Gwen in den Ausschnitt.
Ihre rechte Hand saß noch immer in Statlers Pranke fest, doch mit der linken holte sie zu der inzwischen doppelt verdienten Ohrfeige aus, die er aber erneut ungerührt abfing.
„Jetzt bring uns mal fünf Steaksandwiches, Schätzchen, aber ein bisschen plötzlich!“ Er schubste Gwen schwungvoll von sich. „Meine Kumpels und ich haben nicht den ganzen Tag Zeit.“
Vibrierend vor Wut ging Gwen an die Theke, holte die drei Zehndollarscheine aus ihrem Dekolleté, legte sie in die Kasse und rief so laut, dass der gesamte Gastraum es mit anhören konnte: „Hey, Norman, irgend so ein dahergelaufenes Rockerschwein will fünf Steaksandwiches! Nimm ruhig die von gestern!“
Leider kam Sam dabei zufällig um die Ecke und warf Gwen einen grollenden Blick zu, doch das war ihr egal. Wenn er sie rauswerfen sollte, dann am besten sowieso heute. Vor dem Fische-Sortieren.
Norman reichte fünf Teller mit Steaksandwiches über die Theke und beäugte Gwen skeptisch. Normalerweise würde sie die Teller auf ein Tablett stellen, doch diesmal nahm sie die Steaksandwiches von den Tellern herunter und klemmte sie mit dem linken Arm an sich. Sie schritt in dem Bewusstsein, dass die Blicke aller ihr folgten, zum Tisch der Biker und warf die Steaksandwiches mitten auf den Tisch.
„Wir hätten vielleicht doch besser die Hamburger nehmen so llen“, meinte einer von ihnen.
„Für euch wird es gut genug sein “, meinte Gwen.
Im Gegensatz zu den anderen lächelte Dirk Statler. „Was tut eigentlich eine junge, intelligente Chemikerin, der ich eine gut bezahlte Stelle in Harvard oder einer anderen Universität ihrer Wahl besorgen könnte, in einer Kneipe wie dieser?“, fragte er auf Deutsch.
„Und was“, konterte Gwen in Englisch zur Kenntnisnahme aller, „tut ein reiches, verhätsche ltes Millionärssöhnchen in einer Kneipe wie dieser?“
An der Art, wie sich seine Augenpartie verspannte, konnte Gwen erkennen, dass das mit dem verhätschelten Millionärssöhnchen gesessen hatte.
Gut!
„Jetzt bring erst mal jedem von uns ein Bier!“, knurrte er. „Und zwar ein bisschen freundlicher, sonst beschwere ich mich bei deinem Boss. Na los, setze endlich die Sommersprossen auf deinem Arsch in Bewegung!“ Auf Englisch natürlich, um seinen Rockerfreunden die Gelegenheit zu geben, den geistreichen Wortwitz durch erheitertes Gegröle zu honorieren.
Während Gwen an der Theke die bestellten Biere aus dem Hahn zapfte, zwang sie sich zur Ruhe. Natürlich wusste sie, dass Statler sie nur provozieren wollte, und sie beabsichtigte nicht, ihm den Triumph zu
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