Gwen (German Edition)
Normans Band. Und das nicht einmal schlecht, wie Gwen von den Bandproben mitbekam, denen sie gelegentlich beiwohnte.
Die Musik war zudem verblüffend gut, vielleicht etwas zu hart für Gwens Geschmack, jedoch durchaus ein Genuss für den anspruchsvollen Rockfan. Mark würde sie sicher gefallen. Anspruchsvoll waren auch die Texte, sozialkritisch geradezu, weshalb es nicht schwer war, die anderen Musiker der Band für Survival zu gewinnen und ihnen den Namen „Survival-Band“ zu geben. Auch heute nach dem Pizzaessen würden sie wieder proben.
Doch vorher hatte Gwen etwas anzukündigen. Sie wartete, bis alle am Tisch saßen und ihr Pizz astück vor sich auf dem Teller hatten, dann erklärte sie: „Es ist Zeit für unsere erste Survival-Aktion!“
Pat verschluckte sich vor Schreck an ihrer Pizza. „Die erste ric htige Aktion? So wie immer in den Survival News?“
„Ja“, bestätigte Gwen, „die erste richtige A ktion.“
„Was hast du vor ?“, fragte Mike Allister, der Leadgitarrist. „Sollen wir uns irgendwo anketten wie die im Fernsehen, zum Beispiel an den Kränen auf der Statler-Baustelle?“
„Nein .“ Gwen hob abwehrend die Hände. „Mit Handschellen habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Wir sollten bei der Vorarbeit stufenweise vorgehen. Stufe eins: Feind auskundschaften, Stufe zwei: Planung.“ Zumindest war Tony bei IRA-Aktionen immer in der Weise vorgegangen.
„Und wie stellst du dir das vor?“ Mike langte nach einem weiteren Pizzastück.
„Die Aktion muss übernächsten Sonntag ablaufen“, bestimmte Gwen.
Norman schaute von seinem Teller auf. „Du meinst, wenn die Grundsteinlegung für Statlers Fabrik stattfindet?“
„Genau !“, bestätigte Gwen. „Inmitten der geladenen Gäste aus Presse, Politik und Industrie. Bestimmt ist mindestens ein lokaler Fernsehsender da. Die Situation ist wie geschaffen für eine Aktion, in der Survival USA zum ersten Mal ans Licht der Öffentlichkeit tritt. Was genau wir machen werden, weiß ich noch nicht. Habt ihr vielleicht Vorschläge?“
Sie schaute erwartungsvoll in die Runde, doch ke iner erwiderte etwas. Gwen verschluckte den Seufzer, der ihr in der Kehle steckte, mit einem Schluck Eistee. „Zu Stufe eins habe ich schon einen Plan.“
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Verunsichert sah sich Pat in der Empfangshalle des hochmodernen Bürogebäudes um, in dem Statler bis zur Fertigstellung seiner Fabrik eine Etage gemietet hatte.
„ Allerdings“, bestätigte Gwen zuversichtlich. „Wir tauchen in der Masse unter und sondieren das Gelände. Das ist wichtig für die Logistik bei späteren Aktionen. Du musst nichts tun, nur zuhören, was Statlers PR-Leute uns bieten.“
„Und wenn man uns ertappt? Dich erkennt Statler bestimmt. Was dann?“
Gwen zupfte an dem gediegenen, beigefa rbenen Kostüm, das sie sich von Pat ausgeliehen hatte. „Pat, du glaubst doch wohl selbst nicht, dass sich Statler extra zu so einer Führung herbemüht! Du hast doch selber gehört, dass diese Führungen täglich ablaufen. Und selbst wenn - ich bin schon öfter mit ihm fertig geworden.“
Ein businesslike gekleideter Herr kam auf sie zu und sprach Pat mit professi oneller Glätte an: „Habe ich die Ehre mit der Anästhesisten-Delegation?“
„Nein“, reagierte Pat plangemäß und reichte dem Herrn die Hand. „Ich bin Patricia Zinnberg von der Internationalen Liga für Migränepatienten.“
Der Herr zeigte sich sehr erfreut, stellte sich als Howard Ve rhoeven vor, führte Gwen und Pat nach draußen und wies ihnen im Bus Sitzplätze zwischen den Drogeriebesitzern und der Krankenschwestervereinigung zu. Außen auf dem Bus protzte der Schriftzug Statler-Tec zusammen mit dem Firmenemblem, drei ineinander verkeilten Rauten, die Gwen ein bisschen an das Triustat -Molekül erinnerten. Der Bus fuhr aus der Stadt heraus zum Industriegebiet.
Während Pat s Fingernägel nervös auf ihre Handtasche trommelten, prahlte Verhoeven per Mikrofon wie der Reiseführer einer Kaffeefahrt über die vielen Einsatzmöglichkeiten von Triustat von Anti-Schmerz-Therapie über Schlafmittel bis hin zum Narkotikum. An die Schlafwirkung von Triustat erinnerte sich Gwen mit grimmiger Genugtuung, und um Pat zu beruhigen, erzählte sie ihr flüsternd, wie sie Dirk Statler mit Triustat niedergestreckt hatte, damit er seinen Termin bei der Wasserschutzbehörde verpasste.
Pat jed och schien ihr nicht zu glauben und die Geschichte für einen Witz zu halten.
Als sie
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