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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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dann aus dem Bus stiegen und in ihren hochhackigen Pumps über die staubtrockene, von monströsen LKW-Profilen durchfurchte Baustelle staksten, verfluchte Gwen die Wahl ihres eleganten Outfits.
    Anhand der tiefen Schächte für die Fundamente und gestützt durch Verhoevens bereitwillige Erläuterungen begann sich vor Gwens gei stigem Auge das Bild der neuen Statler-Werke zu enttarnen, so dass sie in jähem Erschrecken ihre Freundin am Arm packte. „Oh, mein Gott, Pat!“
    „Was ist ?“, fragte die misslaunig. „Hast du dir auch schon eine Laufmasche gezogen? Hier in diesem Dreck bricht man sich ja die Absätze ab.“
    „ Oh, Pat, dieser Bau hier wird bestimmt zehn- bis fünfzehnmal größer als das deutsche Werk. Kannst du dir vorstellen, wie viel Triustat da produziert werden kann? Und wie viele polychlorierten Giftstoffe? Und wie ich sehe, ist für die Beseitigung der Abwässer auch schon bestens gesorgt.“ Sie deutete auf den in praktischer Nähe vorbeiplätschernden Fluss, dessen anheimelnde Feuchtbiotop-Aura noch nichts von der drohenden Gefahr ahnte.
    Bevor sie zum Bus zurückkehrten, prägte n sich Gwen und Pat genau die Stelle ein, an der in einer Woche die offizielle Grundsteinlegung vorgesehen war. Irgendetwas Zündendes musste ihnen dazu noch einfallen!
    Zurück in Statlers angemieteten Büroräumen führte Verhoeven die Besucher in den Konferen zraum und brillierte dort mit einem schnittigen Powerpoint-Vortrag über Triustat. Da Gwen über dieses Thema bis zum Erbrechen Bescheid wusste, langweilte sie sich schnell und musste sich zusammenreißen, um Verhoeven nicht bezüglich einiger kleinerer Fehler beim Erklären biochemischer Features zu korrigieren.
    Pat dagegen taute auf, ließ urplötzlich die studierte Medizinerin heraushängen und rächte sich für ihre Laufmasche, indem sie Verhoeven durch ein paar haarspalterische Fragen aus dem Konzept brachte. Doch er rettete die Situation, indem er zu einem kleinen Imbiss einlud, den Statler-Tec für die geschätzten Gäste in der Empfangshalle im Erdgeschoss vorbereitet hatte.
    „Eigentlich können wir jetzt gehen .“ Gwen gähnte, als sie auf den Lift warteten. „Wir haben ja gesehen, was wir sehen wollten.“
    „Spinnst du ?“, brauste Pat auf. „Nachdem wir uns auf der Baustelle fast die Knöchel gebrochen haben und durch einen dilettantischen Vortrag angeödet wurden, sollen die uns wenigstens durch ein paar Hamburger dafür entschädigen!“
    Die von Pat geforderten paar Hamburger gab es nicht, wohl aber das größte kalte Buffet, das Gwen jemals gesehen hatte, gewaltiger sogar noch als die Essenstheke beim Jubiläumstreffen des irischen Molkereiverbandes vorletztes Jahr, und die hatte schon, wie Maureens Großtante Bridget stolz gemessen hatte, eine Länge von viereinhalb Metern besessen.
    Gwen war so überladen von dem Anblick, dass sie nicht wusste, wo sie mit dem Essen anfangen sollte. Mr. Verhoevens geschultem Auge entging Gwens Unschlüssigkeit nicht, und er fragte, ob er ihr noch mit irgendetwas behilflich sein konnte, woraufhin Gwen verneinte und sich höflich bedankte für die interessante Führung, die großzügige Bewirtung, nicht zu vergessen die Hochglanzbroschüren und den aufschlussreichen ... Dann sah sie ihn.
    Er kam gerade mit einigen Herren in grauen Anzügen zur großen Eingangspforte herein. Ausg ewaschene Jeans, Turnschuhe, ärmelloses schwarzes T-Shirt, unverkennbar sein persönlicher Stil, die Haare allerdings deutlich kürzer als in Deutschland, der Bart abrasiert. Doch das kannte Gwen schon von seinen Werbespots her.
    Was sie jedoch völlig überrumpelte, war die Wi rkung, die er auf sie hatte und mit der sie nach all den Wochen nie gerechnet hätte. Irgendetwas strahlte von ihm aus, drang in Gwen ein wie ein Stromschlag, verharrte zunächst in ihrer Lunge, um dort die Atmung zu sabotieren, und senkte sich dann tiefer bis in die Achillessehnen, um diese aufzuweichen.
    Als er Gwen sah, erstarrte Dirk Statler mitten in der Bewegung, ließ die grau gewandeten Herren stehen und kam zu ihr herüber. Ihr Herz setzte aus, oder es raste, sie wusste es nicht.
    „Guten Tag, Mr. Statler !“, drängte sich Verhoeven beflissentlich vor. „Darf ich vorstellen: die Repräsentanten der Internationalen Liga für Migränepatienten.“
    Statlers Lächeln transportierte unverhüllte Arroganz, sein eisgrauer Blick pure Anmaßung, als er in vertrautem Deutsch sagte: „Na, Sommersprosse, wie geht’s denn so der Migräne?“
    „Bevor

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