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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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gönnen, sie aus der Fassung zu bringen. Mit kühler Miene trug sie die vollen Biergläser auf einem Tablett zu ihm und seinen Kumpanen und stellte vor jeden eines auf den Tisch.
    „Außerdem warte ich noch immer auf mein Wec hselgeld, Schätzchen.“ Seine Hand klatschte wieder auf ihren Hintern. „Oder glaubst du, dass ich dir für deinen miesen Service auch noch Trinkgeld gebe?“
    „Da hast du dein Wechselgeld!“ Damit schüttete Gwen ihm sein Bier ins Gesicht.
    Sein selbstgefälliges Grinsen verschwand schlagartig. Er kniff die Augen zusammen, schü ttelte kurz sein nasses Haar, und als er die Augen wieder öffnete und sie wie stahlgraue Pistolenmündungen auf Gwen richtete, ging sie rückwärts.
    Sie war zu langsam.
    Wie von der Sehne geschnellt sprang er auf, packte sie und zerrte sie zur Theke. Mit einem Arm hob er die verzweifelt kämpfende Gwen vom Boden hoch und nahm mit der freien Hand den Deckel des großen Orangensafttanks ab, in dem eine sattgelbe Flüssigkeit, die nur entfernt mit Orangen zu tun hatte, rhythmisch wallte.
    Statler hob Gwen noch höher, griff ihre Haare und tauchte ihren Kopf vollständig in den Saft. Ihr Protestschrei ertrank in künstlicher Limonadensüße.
    Statler wartete eine Ewigkeit, bevor er ihren Kopf losließ, damit sie ihn hochreißen und nach Luft schnappen konnte. Unter dem Beifall des Publikums stellte er Gwen wieder auf die Beine.
    „Wenn du in Zukunft nicht netter zu den Gästen bist, fliegst du, verdammt !“, bellte Sam, wie stets eifrig um das gastfreundliche Renommee seines Restaurants besorgt. „Und den verdammten Orangensaft ziehe ich dir vom verdammten Lohn ab, wie auch das verdammte Bier von diesem Mann hier!“
    „Das ist nicht nötig .“ Statler strich sich mit dem Ärmel seines Jeanshemdes über das bierfeuchte Gesicht, holte aus seiner Brusttasche vier zerknitterte Hundertdollarscheine hervor und legte sie auf die Theke. „Das dürfte genügen, schätze ich. Das war mir der Spaß Wert.“
    Sam beeilte sich, das Geld an sich zu ne hmen. „Ja, wenn das so ist!“
    Statler blickte auf Gwen herab. „Das war dir ho ffentlich eine Lehre, dich in Zukunft nicht mehr mit mir anzulegen, Schätzchen“, sagte er auf Deutsch. „Denn wenn du auf die Scheiß-Idee kommen solltest, mir wieder Ärger zu machen mit deinem SURVIVAL-Quatsch, dann würde meine Reaktion um einiges härter ausfallen. Merk dir das!“
    Gwen hielt sich an Tresen fest und rang noch immer zu sehr nach Luft, als dass sie etwas hätte erwidern können. Der Orangensaft rann von ihren Haaren herab und durchnässte ihr Save-the-water-T-Shirt.
    Der Mistkerl winkte seinen Saufkumpanen einen Gruß zu und verließ das Lokal.
    Hastig wischte sich Gwen das Gesicht mit ihrer Serviererinnenschürze ab und wandte sich an Sam: „Ich gehe schnell nach Hause und ziehe mich um.“
    S ein Doppelkinn wogte entrüstet. „Nichts da! Ich bezahle dich nicht fürs Spazierengehen und Herumtrödeln. Nach dem Fischjob wirst du sowieso eine Dusche brauchen. Und den verdammten Fischen ist es egal, ob du nach Orangensaft riechst.“
    So kam es, dass Gwen mit nassem, klebrigem Haar noch zwei Stunden lang in einem der Hinterzimmer mit Sam Überstunden machte. Sam trennte die verdorbenen von den halbwegs brauchbaren Fischen, denen Gwen Rückgrat, die gröbsten Gräten, Kopf und Flossen entfernen musste, bevor Sam sie in einem rostigen Kutter zu hackfleischähnlicher Unkenntlichkeit verarbeitete. Als Rohstoff für die Fischburger, mit welchen er, solange der Vorrat reichte, ab morgen die Gaumen seiner Gäste verwöhnen wollte. Er fror die Masse in Tüten ein.
    „Was machen wir eigentlich mit den vielen vergammelten Fischen ?“ Gwen zeigte mit einem abgehackten Fischschwanz auf die Container, in denen Sam die Abfälle sammelte.
    Er zuckte die Schultern. „Mülldeponie natürlich. Das Zeug doch niemand mehr gebrauchen.“
    „Oh, doch“, sagte Gwen nachdenklich. „ Ich kann es gebrauchen.“
     
    Pat überraschte mit der Ankündigung, dass sie den LKW fahren wollte. „Mein Vater arbeitet schließlich bei einer Transportfirma. Er hat es mir beigebracht. Ich muss bei der Aktion etwas Handfestes zu tun haben, sonst drehe ich durch.“
    Gwen begutachtete das Fahrzeug im grellen mittäglichen Sonnenlicht. Es war ein alter Laster, den Sam vom örtlichen Müllabfuhrdienst ausgeliehen hatte, um die Fischabfälle abzutransportieren. Als Gwen ihm angeboten hatte, die Entsorgung der Abfälle zu übernehmen, hatte Sam sehr

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