Gwen (German Edition)

ging nicht um seine Eier! Aber dann wurde ihm das ganze Ausmaß der Erniedrigung klar, sein Leben lang mit dem Brandzeichen dieses Flachwichsers rumlaufen zu müssen. Dirk wollte ihm wenigstens nicht die Genugtuung geben, seine Angst zu sehen. So sagte er möglichst selbstsicher: „Aber das T-Shirt ersetzen Sie mir doch hoffentlich, oder? Es war nicht billig.“
    B antwortete: „Ihnen wird das Scherzen schon noch verg ehen.“
    Er hatte Recht.
    B nahm einem seiner Männer den Asbesthandschuh ab, zog ihn sich über und griff nach dem Metallstab, der in den Kohlen steckte. Dann zog er den Metallstab raus, bewegte ihn langsam hin und her und beobachtete die rot glühende Spitze. Er richtete den Stab auf Dirk und kam auf ihn zu. Langsam. In B’s Augen spiegelten sich das glühende Metall und eine sadistische Art von Neugier.
    Und Dirk atmete. Meditatives japanisches Atmen. Karate ist Atmen - Wallys Stimme. Tiefe Inspiration, noch tiefere Exspiration! Einatmen, ausatmen.
    Die glühende Stabspitze schwebte vor Dirks Brus tbein. Er konnte die Hitze spüren. Die ersten Brusthaare zischten. Dirk versenkte sich noch tiefer in seinen Körpermittelpunkt. Alles, was zählte, war das Einatmen, und, was immer schwieriger wurde, das Ausatmen.
    Zischen der, glutheißer, gottverdammter Schmerz brannte durch Dirks Körper. Viel schlimmer als gedacht. Und viel länger - endlose Ewigkeiten lang. Und Gwens tierischer Schrei.
    Dirks Muskeln krampften sich zusammen, seine Zähne pr essten sich aufeinander. ATMEN! Er konnte es aber nicht. Konnte es nicht mal versuchen. Dann ließ der Druck der Metallspitze nach.
    Der Schmerz blieb und roch verkohlt. ATMEN! Dirks Brustkorb reagierte träge, unkoordiniert, aber er bekam wieder Luft. Er zwang seine schlaffen Kniekehlen, starr zu bleiben. Bloß nicht einknicken! Er öffnete die zugekniffenen Augen und sah B, der noch immer den glühenden Stab in der Hand hielt, sah das Glotzen der anderen Männer, sah Gwens tränenüberströmtes Gesicht und sah sich selbst in einem der Wandspiegel hinter ihr.
    Dirk atmete noch mal tief durch und schaute an sich runter. Genau zwischen seinen Brustwarzen was es: circa eine Handfläche groß, daumenstark, rosa fleischig, feucht glänzend, umrahmt von angesengten Brusthaaren, höllisch schmerzend, das „b“. Nicht als Großbuchstabe, sondern einfach nur ein kleines „b“.
    Dafür würde das Arschloch bezahlen! Das schwor sich Dirk.
    B stieß den Metallstab schwungvoll in das Kohlebecken zurück, warf den Handschuh weg und sagte im Plauderton: „Kompliment, mein lieber C! Überaus beachtlich, Ihre Körperbeherrschung, überaus beachtlich. Das zeigt mir einmal mehr, welch brauchbares Werkzeug Sie in meinen Händen sein können. Nach Phase zwei unserer kleinen Unterhaltung, versteht sich.“ Und auf Englisch zu seinen Männern: „Alle bis auf Clayton verschwinden! Unter keinen Umständen, ich wiederhole: unter keinen Umständen, werdet ihr hierher zurückkommen und mich stören, verstanden? Schönen Abend noch, Gentlemen!“ Alle Typen verdrückten sich durch die Vordertür. Alle bis auf den, der Gwen festhielt.
    B wieder auf Deutsch zu Dirk: „Bei Phase eins ist es immer gut, möglichst viele der anderen Untergebenen dabei zu haben, damit sie sehen, was Befehlsverweigerung für Konsequenzen nach sich zieht. Ein uraltes Prinzip der Menschenführung, mein lieber C. Bei Phase zwei allerdings ist es angebracht, auf Zeugen, so weit es geht, zu verzichten. Denn falls doch irgendeiner etwas ausplaudert, handelt es sich bei Phase eins rechtlich nur um Körperverletzung, bei Phase zwei allerdings …“ Effektvoll ließ er den Rest ungesagt.
    Er kam noch näher ran, bis Dirk sein tuntiges Aftershave riechen konnte. „Was jetzt pa ssiert, mein lieber C, haben Sie allein sich selbst zuzuschreiben. Und ich kann Ihnen versichern, es wird ein spektakuläres Erlebnis werden, das Sie für den Rest Ihres von mir dominierten Lebens nicht vergessen werden. Wie auch das Zeichen auf Ihrer Brust.“
    Dirk presste ganz langsam raus: „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, werde ich dich kaltmachen!“ Und er legte in jedes Wort jede Unze Mordlust, die er spürte. Und das war verdammt viel.
    B zuckte die Schultern, die Dirk ihm später aus den Gelenken reißen würde. „Natürlich verstehe ich, dass Sie etwas aufgebracht sind, mein lieber C, aber Ihr Ungehorsam ist es, der Gwen O’Connors Tod verursachen wird. Vergessen Sie das nie!“
    Dirk wollte losbrüllen, wollte B mit