Gwen (German Edition)
habe keine Rede vorbereitet .“
Pat klaute Norman ein Tomatenstückchen. „Du sollst doch nur ein paar Grußworte sprechen, das wirst du doch wohl hinkriegen!“
„Über hundert neue Mitglieder, Gwen “, warf Norman ein.
Das hieß aber auch, dass Gwen vor über hundert Leuten reden musste. Sie spürte, wie ihre üblichen Beklemmungen aus ihren gedanklichen Verstecken hervor krochen. Dennoch eilte sie tapfer in ihr Zimmer und zog sich rasch um.
Sie wurde von einem netten, dicklichen Mann mittleren Alters abgeholt, der sich als Roger Colinger vorstellte, Schriftführer der Catneck Fishing Association. Während der Fahrt versuchte Gwen, sich ein Konzept für ihre Ansprache zurechtzulegen.
Wie konnte man speziell Angler als Zielgruppe ansprechen und für Survival begeistern? Statler-Abwässer, Gift in den Fischen - Pat hatte Recht - so schwierig konnte das nicht sein.
Als der Wagen anhielt, war Gwen noch immer nicht fertig mit dem gedanklichen Konzept ihrer Rede und daher nervös. Sie versuchte, sich damit zu beruhigen, dass sie schließlich schon öfter Interviews gegeben hatte. Ihr würde schon das Richtige einfallen. Sie fasste sich ein Herz, atmete tief durch und folgte Mr. Colinger durch einen Garten in eine recht abgelegene Villa, die sich nur schemenhaft in der abendlichen Dämmerung abzeichnete.
Passten über hundert Mitglieder überhaupt da hi nein?
Mr. Colinger und Gwen wurden an der schweren Eichentür der Villa von einem großen, zie mlich gut aussehenden, muskulösen Mann erwartet, dessen Körperbau es locker mit dem von Dirk aufnehmen konnte. Mr. Colinger verschwand, und Gwen wurde von dem muskulösen Mann in ein großes Zimmer geführt.
Es war eigentlich mehr eine Halle als ein Zimmer. Boden und Wände prahlten mit erlesenen Teppichen, ein Springbrunnen plätscherte in verspielter Romantik inmitten zierlicher, burgunderroter Sessel. Mit Gold verzierte Marmorsäulen stützten das Deckengewölbe, und diverse mit Gold umrahmte Wandspiegel verliehen dem Raum einen Hauch von Unendlichkeit. Ein Sofa aus Goldbrokat, über und über mit Kissen beladen, lud förmlich dazu ein, in der orientalisch anmutenden Pracht zu versinken.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim, meine Liebe “, erklang eine Stimme. Ein Mann schritt näher, der so erlesen wirkte wie seine Behausung. Gwen hätte zehn Mitgliedsbeiträge darauf gewettet, dass es sich bei seinem saloppen dunkelblauen Hausanzug um reine Seide handelte. Seine Gestalt erschien fast knabenhaft, wobei jedoch die ergrauten Schläfen seiner sonst rabenschwarzen Föhnfrisur von einiger Lebenserfahrung zeugten. Wie alt er war, ließ sich nicht einmal annähernd schätzen, er wirkte zeitlos. Wie ein Kunstwerk innerhalb eines Kunstwerkes.
„Um die Frage, die in Ihren Augen geschrieben steht, zu beantworten“, er schenkte Gwen ein strahlendes Lächeln, „Sie sind hier nicht bei den Hobbyfischern.“
Doch das hatte sich Gwen selbst schon gedacht. Denn die vier Männer, die mit ihm den Raum betreten hatten, sahen nicht aus wie die Vorstandschaft eines Anglervereins. Sie alle trugen Pistolen.
Hideo Miyamoto war gerade dabei, Stefan Breit, die Hoffnung der deutschen Nationalmannschaft, fertigzumachen, als das Telefon klingelte. Dirk fluchte sich durch zu dem Ding und grunzte ein gereiztes „Ja?“ rein, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen. Wenn es schon mal ein Deutscher ins Finale geschafft hatte! Die Gegenangriffstechniken des Japaners kamen flink und ansatzlos. Wally war gegen den eine lahme Ente.
„Spreche ich mit Dirk Statler ?“, fragte jemand am anderen Ende der Leitung.
„Ja .“ Stefan Breit konnte gerade noch einen Oi-Tsuki abblocken.
„Ich fürchte, Ihre kleine irische Freundin hat ein Problem und braucht unverzüglich Ihre Hilfe.“
Mit einem Schlag vergaß Dirk Stefan Breit, Hideo Miyamoto, die Karate-Weltmeisterschaft, alles. „Was?“
Der Typ am anderen Ende: „Es wäre doch sehr schade um dieses entzückende kleine G eschöpf!“
Dirk schluckte die aufkommende Panik runter und zwang sich dazu, ruhig zu sprechen: „Was wollen Sie?“
Der Typ vom Alphabet – klar, dass der vom Alph abet war - sagte: „Sie werden gleich abgeholt von drei Männern in einem dunkelroten Ford Scorpio. Gwen O’Connor ist im Moment mein Gast. Wenn Sie wollen, dass ihr nichts zustößt, werden Sie niemanden informieren und die Anweisungen der Männer genau befolgen.“
Dirk schluckte . „Ich will sie sprechen!“
„Aber
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