Gwen (German Edition)
verschwunden.
Er konnte das fast so gut wie Gwennie.
Gwen hatte gerade den Hund und ihre Frustrationen Gassi geführt. Als sie heimkam, ließ sie sich kraftlos auf das Sofa fallen. „Oh, Pat! Ich schaffe das nicht mehr!“
Pat stand an der Voliere und füllte Vogelfutter nach. „Was schaffst du nicht mehr?“
„Alles “, seufzte Gwen.
„In dem Fall “, meinte Pat, „trinken wir erst mal Kaffee und essen was bösartig Kalorienreiches.“
„Haben wir Joghurt-Schokolade?“ Gwen wunderte sich selbst über den weinerlichen Tonfall in ihrer Sti mme.
Pat schaute im Küchenbüffet nach. „Nein, aber wir haben ökologisch angebaute Vollkorn-Waffeln.“
„Verdammt!“
Etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd machte Pat Kaffee und deckte den Tisch. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Gwen viel zu niedergeschlagen, um auch nur einen Finger zu rühren.
Bald saßen sie sich am Esstisch gegenüber, zwischen ihnen nur der Duft des Kaffees und tausend ökologisch angebaute Kilokalorien.
Pats Medizinerblick fixierte Gwen. „Nun erzähl, was los ist! Hast du deine Tage?“
„Nein.“ Mit Daumen und Zeigefinger massierte Gwen ihre N asenwurzel. „Eigentlich ist gar nichts los. Außer vielleicht, dass alles, was ich tue, sinnlos ist, dass ich mich nur im Kreis drehe und dass mir alles über den Kopf wächst.“
„ Du sagst das?“ Ungläubig setzte Pat ihre Tasse ab. „ Du bist doch immer die mit dem irrealen Optimismus. Für die Durchhänger bin doch immer ich zuständig. Zufälligerweise wollte ich dir eigentlich die Ohren voll jammern, weil ich morgen meinen neuen Job anfange und von Schweinebestandsbetreuung nur das weiß, was wir in der Uni darüber am Rande gelernt haben.“
„Das wird schon reichen, Pat. Und den Rest lernst du einfach dazu. Damit hast du wenigstens eine Pe rspektive. Im Gegensatz zu mir.“
„Was soll denn das schon wieder heißen ? Für mich klingt das nach sexuellem Frust. Was ist denn mit David?“
„Ach, David.“
„Was meinst du mit: Ach, David ? Ach, David , der tolle Typ? Oder: Ach, David, der Idiot? “
„ Einfach nur: Ach, David .“
„Verstehe.“ Pat nickte. „Also : Ach, David, der Langweiler .“
G wens „Ja!“ war ein entnervtes Aufstöhnen. „Aber David ist nicht das Problem.“
„Was dann?“
„Ach, Pat! Wir nennen uns Survival USA , könnten aber genauso gut Survival Catnecktown heißen. Wir kommen einfach aus diesem Kaff nicht raus, weil ich mir einbilde, ich könnte es mit Statler-Tec aufnehmen.“ Von der Verbrecherorganisation dahinter ganz zu schweigen.
Venus kam her und legte ihren Kopf auf Gwens Schoß. Abw esend streichelte Gwen den Hund. „Dabei wird es höchste Zeit, auch einmal eine USA-weite Aktion zu starten. Und jetzt kommt auch noch diese Müllverbrennungsanlage! Ich weiß einfach nicht, wie wir das alles schaffen sollen.“
„Aber Gwen, du klaust mir meinen Text! Du ahnst nicht, wie verlockend es ist, dir jetzt zuzustimmen. Aber ich fürchte, wenn ich das tue, kriegen wir beide einen Heulkrampf, und das kann ich nicht gebrauchen, einen Tag vor meinem ersten richtigen Job. Also sage ich dir jetzt, was du immer sagst, wenn ich einen Anfall kriege: Wir schaffen das schon!“
Herzhaft biss Pat in eine Vollkorn-Waffel. „Und was die USA-weite Aktion angeht, so sind wir doch schon auf dem besten Weg dorthin. Mike spricht die ganze Zeit von einer Tournee unserer Band. Ich weiß zwar nicht, wie ich das mit meinem neuen Job vereinbaren kann, aber Mike meint, das würde nur ein paar Wochenenden in Anspruch nehmen. Vorerst.“
„Allerdings ist eine Band-Tournee nicht das, was ich mir unter einer USA-weiten Survival-Aktion v orstelle.“
Die Art, wie Pat ihren Kopf schief legte, hatte etwas Nachsichtiges. „Aber du betonst doch immer, man muss jede Chance nutzen. Wenn wir die Menschen über unsere Musik erreichen, ist das doch ein Anfang.“ Plötzlich warf sie die Arme in die Luft. „Jetzt höre ich mich schon so an wie du. Ist das zu fassen? Schnell, erzähl mir was Negatives, bevor ich noch einen allergischen Optimismus-Schock kriege!“
Nun stahl sich doch ein Lächeln auf Gwens Lippen. „Etwas Negatives, Pat? Wie wär’s mit: Wir h aben keine Chance!“
„Also nutzen wir sie!“
Nun nahm sich Gwen doch eine dieser Vollkorn-Waffeln.
Eigentlich sah der Schuppen gar nicht aus wie eine Lagerhalle. Eher wie eine LKW-Garage mit einem Tor vorne und einem hinten. Dirk versuchte, kein Geräusch zu machen, als er sich
Weitere Kostenlose Bücher