Gwen (German Edition)
hab zwar schon einiges selber rausgefunden, kriege aber noch nicht alles auf die Reihe. Aber wir müssen schnell was tun, bevor Gwennie wieder Stunk macht.“
„Was hat Gwen damit zu tun?“
„Zuerst hat A sie nicht ernst genommen. Aber jetzt hat er mir dringend empfohlen, mich um sie zu kümmern. Ich hab versucht, ihr zu drohen, sie zu bestechen, sie einzusperren, sogar vernünftig mit ihr zu reden. Alles umsonst.“ Hilflos ließ Dirk die Faust auf den Tisch sausen. „Mensch, Alter, ich schaffe es nicht mal, sie in meiner Wohnung festzuhalten. Es sollte mir doch möglich sein, mit einer so kleinen Frau fertig zu werden, oder?“
„Das sollte man meinen. Außer sie hat ein paar Meistergrade in Karate, Jiu-Jitsu und koreanischem Streetfight.“
„Hat sie nicht. Aber immer, wenn ich nach ihr greife, löst sie sich in Luft auf. Das ist das Pro blem. Man kann eben eine Fee nicht einfangen.“
Wally grinste schadenfroh. „ Deine Verliebtheit scheint dir ganz schön aufs Hirn zu schlagen.“
Dirks Ton wurde schärfer. „So lustig finde ich das nicht !“
Wally lachte in sein Bier rein. „Wenn ich beim Freikampf gegen dich verliere, weil ich mich vorher mit Bettina gestritten habe, amüsierst du dich ja auch köstlich. Dass es dir jetzt genauso geht, ist einfach zu schön, um wahr zu sein.“
„Ach, leck mich!“
„Aber weißt du, was ich nicht kapiere?“ Wallys Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. „Du und Gwen, ihr kämpft doch beide für das Gleiche, nämlich das Alphabet zu besiegen. Warum könnt ihr da nicht zusammenarbeiten, anstatt euch zu bekriegen?“
„Weil Gwennie für so was wie Vernunft nicht ansprechbar ist. Sie will unbedingt den moral ischen Weg gehen mit Umweltschutz, SURVIVAL und dem ganzen Weltverbesserungsscheiß. Damit kriegst du das Alphabet nicht bei den Eiern. Außerdem will sie meine Firma auch gleich mit platt machen.“
„Aber Gwen ist doch eine intelligente Frau. Wenn du ihr mit vernünftigen Argumenten kommst, ist sie bestimmt einsichtiger und kompromissbereiter, als du denkst.“
„Mensch, Wally, Gwen ist ungefähr so einsichtig und kompromissbereit wie ein Kolbenfresser am Motorrad. Vergiss es!“
„Und wie willst du sie dann stoppen?“
„Im Moment ist sie friedlich. SURVIVAL plant irgendein Konzert, mit dem sie ihre Aktionen gegen mich finanzieren wollen. Da ist Gwen mit den Vorbereitungen ziemlich eingespannt. Und um noch mehr Zeit raus zu schinden, hab ich mir …“, Dirk grinste, „… noch eine Beschäftigung für sie ausgedacht.“
Ein Sonnenstrahl verfing sich in der Mineralwasserflasche, die auf dem schmucklosen Holztisch stand, und tanzte als Irrlicht über das Survival-Poster an der ansonsten weißen Wand. Jetzt wird er mich wohl küssen, dachte Gwen ohne großen Enthusiasmus.
Den ganzen Samstagnachmittag saß sie nun schon mit David in dessen Wohnzimmer, um mit ihm gemeinsam das Programmheft für das Konzert zusammenzustellen. Der Entwurf lag bereits fertig auf dem Tisch. Im Radio lief passend „We are the Champions“ von Queen.
Mit gelassener Neugier sah Gwen zu, wie Davids Gesicht rot anlief, als er sich zu ihr auf das Sofa setzte und ihre Hand nahm. Gleich würde sie auf ganz aufgeklärte, erwachsene Art und Weise einen Mann küssen, ohne von diesem lästigen Herzrasen dabei gestört zu werden, das sie immer in Statlers Armen befiel.
„Gwen“, David schluckte hörbar, „ich habe dich sehr gern.“
„Ich habe dich auch gern, David.“ Das stimmte schließlich.
Er räusperte sich und rückte ein Stück näher. „Gwen, ich … ich mag dich wirklich sehr.“
Ja, das hatten wir schon.
Er küsste ihre Hand, ihr Handgelenk, ihren Unterarm, so langsam, dass sie sich zu fragen begann, wann er sich endlich zu erogeneren Zonen vorarbeiten würde, als ihre Aufmerksamkeit auf die Radiosprecherin abglitt.
„ Schschsch!“, zischte Gwen, da David ihr nun permanent ihren Namen zuflüsterte, so dass ihr die wichtigen Details zu entgehen drohten, die über den lokalen Radiosender kamen. Endlich ließ er von ihr ab.
Angestrengt lauschte sie der Frauenstimme, deren professioneller Wohlklang gar nicht zu der Schreckensnachricht passte, die plötzlich im Raum stand wie schlechte Luft. Entsetzt schüttelte Gwen den Kopf. „Oh, mein Gott!“
„Was ist denn los?“ David schien unsicherer denn je.
Gwen fühlte sich noch immer wie vor den Kopf geschlagen. „Hast du das eben nicht mitbekommen?“ Als er hilflos den Kopf schüttelte, sprang sie
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