Gwen (German Edition)
einem Laternenpfahl zu lehnen und zuzuschauen, wie Gwen jemand anderen zur Sau machte. Nicht immer nur ihn und seine Firma. Diesmal musste der Stadtrat dran glauben.
Der absolute Kick aber war die Tatsache, dass es Dirk gelungen war, Gwennie zu manipuli eren. Das Ganze war reiner Zufall gewesen. Bei der letzten Unternehmer-Tagung in Tampa hatte Dirk mitgekriegt, dass Florida eine neue Müllverbrennungsanlage brauchte. Die gute Infrastruktur von Catnecktown, die räumliche Entfernung zum Touristenort Miami und ein paar dezente Scheinchen hatten die Politiker davon überzeugt, dass Catnecktown ein idealer Standort für die Anlage sein würde.
Und Gwennie hatte damit ein neues Spielzeug, das sie hoffen tlich für eine Weile beschäftigen würde. Auf das sie ihre ganze verdammte Energie abladen konnte.
Es hatten sich gut dreihundert Leute versammelt. Ein Teil trug T-Shirts mit dem SURVIVAL-Emblem oder einem dieser Öko-Sprüche vorne drauf. Nicht schlecht für eine kurzfristig organisierte Demo an einem Donnerstagnachmittag. Das musste man Gwennie lassen. Gar nicht schlecht.
Auf dem Podest wirkte sie größer als sie tatsächlich war. Wie eine Rachegöttin ließ sie ihre sexy Stimme powermäßig über den Rathausplatz fetzen und haute den Zuhörern Dioxine, Furane und Lungenkrebs um die Ohren. Bald hatte sie ihr Publikum voll im Griff und restlos überzeugt.
Dirk ei ngeschlossen.
Er hatte ihn nicht kommen sehen, bis e r Dirk auf die Schulter tippte.
Aber dafür zahlte Dirk ihn ja auch. Für seine Unsichtbarkeit. Oskar Bart, das „Ohr“, der deutsche Meiserschnüffler, der sein ursprüngliches Zögern gegen eine satte steuerfreie Barzahlung eingetauscht hatte. Es war Barts Idee gewesen, sich bei Gwennies Demo zu treffen. Weil die anonyme Masse den besten Schutz bot.
Dirk fragte: „Und?“
Bart: „Zuerst das Geschäftliche. Deponieren Sie morgen den Rest der vereinbarten Summe wie üblich im Schließfach meines Hotelzimmers. Übermorgen geht mein Flug, denn jetzt lege ich den Fall endgültig nieder. Doris Lenier steht Ihnen weiter zur Verfügung.“ Er zeigte zum Podest. „Allerdings nur für die Überwachung der kleinen O’Connor, nicht für die Produkt-4-Sache. Die ist zu heiß, als dass ich meine Leute dafür verheize. Das verstehen Sie doch, oder?“
Dirk verstand. Gut sogar. „Verraten Sie mir jetzt endlich, was Sie rausgefunden haben!“
Bart reichte Dirk einen Schnellhefter. „In dieser Mappe finden Sie sämtliche Einzelheiten. K opien von Lieferverträgen, Wertpapier-Deals, Bankverbindungen und so weiter.“
Schnell steckte sich Dirk den Schnellhefter unter sein Jeanshemd. „Wie sind Sie daran geko mmen?“
Barts Lächeln bestand nur aus einem kurzen Zucken seines rechten Mundwinkels. „Berufsg eheimnis. Was Sie in meinen Unterlagen finden, sind die komplizierten Beweise für ein unkompliziertes Handelsgeschäft.“
Weil eine Latinofrau mit Kinderwagen in Hörweite kam, hielt Bart die Klappe und schaute vor zu Gwennie, die gerade den Lokalpolitikern den Arsch aufriss. Als die Frau ihren Kinderwagen vorbei geschoben hatte, redete der Detektiv weiter: „Das aus Produkt 4 hergestellte Enderzeugnis wird in eine Lagerhalle geliefert, ein Teil davon wird gegen Bares und ein anderer Teil davon gegen eine andere Ware eingetauscht. Das ist im Prinzip alles.“
„ Gegen welche andere Ware?“
„Was das ist, habe ich nicht herausgefunden. Auf den Lieferscheinen läuft es unter Laborgerätschaften . Das Zeug wird in ein Lagerhaus im neuen Industriegebiet geliefert, das die Health Company International angemietet hat. Ich konnte nur sehen, dass es in Holzkisten transportiert wird. Dort patrouillieren bewaffnete Wachen, weshalb ich mich schleunigst verdrückt habe. So weit geht meine Tätigkeit für Sie nicht, okay? So großzügig kann das Honorar gar nicht sein.“
„ Was ist mit diesen Bankdeals und Wertpapieren, von denen Sie gesprochen haben?“
„Geldwäsche größtenteils. Diese Laborgerätschaften werden ins Ausland verscheuert. Das Geld kommt über diverse Banken zurück als Schweizer Franken oder in Form von Wertpapieren. Windschlüpfrig an der Steuer vorbei.“
Nachdenklich nickte Dirk. Ja, so was sah dem Alphabet ähnlich. „Dann muss ich nur noch rau sfinden, was für ein Zeug diese Laborgerätschaften sind.“
„Wenn Sie einen Rat von mi r annehmen wollen, Herr Statler, lassen Sie die Finger davon!“ Bart nickte Dirk einen Gruß zu, und schon war er in der Menge
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