Gwen (German Edition)
Wertpapiere in rauen Mengen verschoben werden.“ Bart starrte weiter aus dem Fenster.
Dirk ungeduldig: „Und?“
Bart endlich: „Zuerst dachte ich, Produkt 4 wäre nur der Vorwand für dieses Verschieben von Wertpapieren, doch dann stieß mein Mitarbeiter auf einen Namen, der ab und zu auftauchte: John Sarowsky, ein Chemiker, der früher für die Health Company International gearbeitet hat. Mein Mitarbeiter fand ihn im Knast. Er saß wegen verschiedener Drogendelikte. Einen Tag, nachdem mein Mitarbeiter mit ihm Kontakt aufgenommen hat, war Sarowsky tot. Es hieß, er starb bei einem Häftlingsaufstand. Und kurz darauf war mein Mitarbeiter tot. Das ist alles, was ich weiß.“
Dirk: „Ich danke Ihnen! Das mit Ihrem Mitarbeiter … Kann ich irgendwas tun? Hatte er Familie?“
Bart schüttelte den Kopf. „Nein, Sie können nichts tun. Er stens können Sie nichts dafür, und zweitens würde das nur unnötige Spuren legen. Doch Sie werden verstehen, dass ich den Fall abgeben muss. Ich arbeite ansonsten gern weiter für Sie, recherchiere auch weiter über diese kleine Umweltschützerin, aber aus der Produkt-4-Sache bin ich raus!“
„Klar, Mann, das ve rstehe ich.“
Bart nickte und ging.
In was für eine Scheiße hatte Dirk ihn da reinstochern lassen?
Sie fuhr zusammen, aufgeschreckt von einem dröhnenden Motorradgrollen, das wie protestierend noch einmal anschwoll, um schließlich abzusterben. Sie brauchte nicht aus dem Fenster zu sehen, um zu wissen, dass er gekommen war.
Heute hatte sie sich extra an der Uni frei genommen und den ganzen Morgen damit zugebracht, voller Nervosität Kleider an- und auszuziehen, bis sie sich schließlich zu einem hautengen Jeansrock durchringen konnte. Dazu wählte sie knallrote, hochhackige Pumps, einen knallroten Gürtel und das schwarze Top, das Helen ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
Jenes Top erfo rderte Gwens gesamten Mut, denn es war vorn und hinten tief ausgeschnitten und wurde über den Schultern raffiniert nur durch Schnüre zusammengehalten. Gwen hatte sich dezent geschminkt und trug das Haar offen. Mit dieser Rita konnte sie zwar nicht mithalten, doch Gwen fand, dass sie sehr sexy aussah. Zumindest für ihre Verhältnisse.
Und das musste reichen, verdammt noch mal!
Vielleicht war ihr Outfit aber zu sexy. Oder gar nuttig? Vielleicht würde er jetzt denken, dass sie ein billiges Flittchen war. Natürlich war es ein Fehler, sich so schamlos herzurichten. Gwen wandte sich zum Kleiderschrank, um sich rasch umzuziehen, doch da hörte sie schon die Schritte seiner Motorradstiefel im Treppenhaus.
Vor einer halben S tunde hatte Gwen allen Mut zusammengenommen und bei Dirk Statler angerufen. Zuerst in seiner Privatwohnung, doch da war nur der Anrufbeantworter dran gewesen, wie Gwen erleichtert festgestellt hatte. Sie hatte sich zusammengerissen und sich gezwungen, auch in seiner Firma anzurufen. Wenn er dort auch nicht gewesen wäre, dann konnte Helen später wenigstens nicht sagen, Gwen hätte es nicht versucht.
Aber er war dort gewesen.
Sie hatte ihn pflichtgemäß gebeten, sofort zu kommen, innerlich jedoch gehofft, dass andere Dringlichkeiten ihn davon abhalten würden. Bestimmt war es ihm nicht möglich, wegen ihr so kurzfristig seinen Terminplan umzuwerfen. Immerhin war er der Chef einer großen Firma und hatte sicher Meetings abzuhalten und Telefonate und Besprechungen und …
Doch er hatte gesagt, er käme sofort.
Obwohl nicht unerwartet, ließ die Türglocke Gwen vor Schreck zusammenzucken. Ihr Kopf glühte, ihre Finger aber waren eiskalt, als sie fahrig die Tür öffneten. Was vorher nur als leiser Zweifel Gwens Gedanken heimgesucht hatte, stand nun als klare Gewissheit fest.
N ämlich dass diese Aktion in einer Katastrophe enden musste.
„Hallo, Sommersprosse!“ Dirk Statler lächelte auf Gwen herab. Er trug seine speckige schwarze Lederjacke, die er sofort auszog und auf den nächsten Sessel schmiss, und seine obligatorische, mit einem abgewetzten Ledergürtel zusammengehaltene Jeans. Nicht zu vergessen ein ärmelloses schwarzes T-Shirt, auf dem ein finster dreinblickender Adler seine Krallen in ein Schild mit der Aufschrift Harley Davidson schlug.
Wollte er in dem Aufzug etwa später in der Behörde aufkreuzen? Andererseits kannte Gwen ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er damit durchkam. Die Macht seines Geldes schien ihm auch ohne Wahrung jedweder Konventionen alle Türen zu öffnen.
„Also, Lady“, er schloss die Wohnungstür
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