Gwen (German Edition)
nicht lange auf , Holger. Nur die Sekunde, die du brauchst, um deine Unterschrift unter diesen Wisch zu setzen.“ Dirk knallte ihm das Papier auf die Schreibtischplatte.
„Und was soll das sein?“
„Nichts Besonderes. Nur die Ausnahmegenehmigung für das schwachsinnige Einleitungsverbot, zu dem deine Behördenärsche sich von den SURVIVAL-Spinnern haben bequatschen lassen.“
„Ja, okay, ich werde es mir in aller Ruhe durchlesen und ...“
Dirk unterbrach die Scheiß-Ausflüchte: „Das ist nicht nötig. Meine Anwälte haben es hieb- und stichfest formuliert. Du brauchst nur zu unterschreiben.“
„Mensch, Dirk, das kann ich nicht! Diese Umweltschützer wü rden mich scheibchenweise an die Medien verfüttern! Hast du noch nicht die heutige Zeitung gelesen?“
Nein, das hatte er noch nicht. Krause gab ihm die „Ellmstädter Rundschau“. Auf der Titelseite stand als Überschrift: „Ein Landrat mit Rückgrat - SURVIVAL Deutschland wählt Holger Krause zum Politiker des Jahres!“ Im halbseitigen Text darunter wurde das verhängte Einleitungsverbot breitgetreten.
„Verdammte Scheiße !“, flüsterte Dirk. Dieses kleine sommersprossige Miststück!
Krause: „Du siehst, ich kann nichts machen. Nicht vor den Wahlen. Auch wenn du zu deinem Termin erschienen wärst und Widerspruch einge legt hättest, ich hätte ihn ablehnen müssen.“ Er stand auf und lief im Raum herum.
Dirk: „Dann werden sich aber in Zukunft deine Pa rteikumpels wundern, wo die fetten Statler-Spenden bleiben, an die sich alle so gewöhnt haben.“
„Mensch, Dirk, so versteh’ doch! Du hast überall in den Medien herumposaunt, dass du in den nächsten Wochen auf das umweltfreundliche Herstellungsverfahren umstellst. In den nächsten Wochen hast du gesagt, ich hab’s selber im Fernsehen gesehen. Ich habe mich darauf verlassen. Wieso stehst du jetzt nicht dazu? Das sieht dir gar nicht ähnlich.“
„Es geht eben nicht. Darum brauche ich deine Ausnahmeg enehmigung, sonst kann ich meinen Laden dicht machen. Warum hast du dich bloß von den Öko-Freaks über den Tisch ziehen lassen? Das sieht DIR gar nicht ähnlich.“
„ Ich dachte, wenn du sowieso keine giftigen Abwässer mehr einleitest, kann ich es ruhig verbieten. So hat es mir auch diese Umweltschützerin verkauft. Jetzt hat mich diese Schlampe in der Hand. Wenn ich nicht zum Einleitungsverbot stehe, macht die mich fertig. Dann kann ich die Wahl vergessen.“
„Dieses kleine rothaarige Miststück!“
„Rothaarig war sie nicht. Und klein auch nicht.“
„Scheißegal! Eine von der Sorte ist genauso schlimm wie die andere.“
„Mensch, Dirk, nach den Wahlen ist das alles kein Problem. Dann finden wir eine unbürokratische Lösung.“
„Ich hab e aber keine Zeit bis nach den verfickten Wahlen! Wenn ich so lange die Produktion einstelle, sind die Statler-Werke erledigt. Arbeitsplätze, Holger!“
„Trotzdem! Nicht vor den Wahlen, sonst bin ich erledigt.“ Und nichts, was Dirk an Argumenten und Geldangeboten vorbrachte, konnte diesen Sesselfurzer umstimmen.
Als Professor Heydemann sie in sein Büro zitierte, dachte Gwen sich nichts dabei. Sie hatte soeben einen Kurs in organischer Chemie für Medizinstudenten gehalten und wollte ihren Doktorvater sowieso aufsuchen, um mit ihm einige Literaturstellen zu diskutieren, auf die sie in der Fachpresse gestoßen war.
Professor Heydemann saß ernsthaft wie immer an seinem Schreibtisch. „Herr Statler von den Statler-Werken hat gerade mit mir telefoniert“, erklärte er in dem für ihn so typischen bedächtigen Tonfall. Seine klugen Augen blitzten rege in dem lebenserfahrenen Gesicht und verrieten den wachen Geist dahinter.
Gwen setzte sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. „Hat er also tatsächlich versucht, Sie gegen mich aufzuhetzen!“ Dieser Dreckskerl!
„Herr Statler“, fuhr der Professor fort, „äußerte seine Verwunderung darüber, dass eine Mi tarbeiterin unseres Instituts sich dazu hinreißen lässt, ihm ständig Schwierigkeiten zu machen. Und das, obwohl die Statler-Werke zahlreiche Forschungsaufträge in unserem Institut unterhalten. Ich weiß nicht, ob Sie davon unterrichtet sind, aber ohne diese Aufträge und die finanziellen Mittel, die Herr Statler uns dafür zur Verfügung stellt, wäre unser Institut in ernsthaften Schwierigkeiten. Sie wissen ja, die allgemeinen Kürzungen im Bildungswesen.“
Er rieb sich behäbig das knochige Kinn. „Ich muss sagen, dass ich Herrn Statlers Irritation
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