Gwen (German Edition)
keine blöde Kuh, Gwen! Zeigen Sie zur Abwechslung mal so was wie Vernunft! Ich kann viel für Ihre Karriere tun, glauben Sie mir!“
„Ich sagte doch, ich bin nicht käuflich. Und jetzt habe ich Zeit, Herr Statler, viel Zeit. Diese Zeit und all meine Kraft werde ich einsetzen, Triustat und Ihre blöde Firma zu vernichten.“
Sie drehte sich ruckartig um, stapfte zur Tür und wandte sich noch mal zu Dirk um. „Sie sind ein widerliches Schwein!“
Und fort war sie.
„Sag du zuerst deins, dann sag’ ich meins !“, schlug Helen vor.
„Ich habe schon wieder eine Absage gekriegt .“ Gwens Tonfall war erschreckend jämmerlich.
„Kopf hoch, du wirst schon irgendwann einen neuen Job finden!“ Helens Worte und die After-Eights hatten etwas Tröstliches. Sie und Gwen saßen in Helens Knautschledersesseln und tranken Darjeeling-Tee. Helens Wohnung sah aus wie nach dem Saufgelage des Sligo Rovers Football Clubs . Das war jedoch die einzige Gemeinsamkeit mit einer herkömmlichen Studentenbude. Das Apartment war geräumig, und unter der allgemeinen Unordnung blitzte hier und da die exquisite Einrichtung hervor, die Helens reiche, mit einer Supermarktkette ausgestattete Eltern klaglos finanziert hatten, als sich Helen in der Ellmstädter Uni für das Studium der Kommunikationswissenschaften eingeschrieben hatte. Konnte es sein, dass Helen sich deshalb nicht in Gwens Situation einfühlen konnte?
„ Ich bin es langsam leid“, Gwen griff nach einem weiteren After-Eight-Blättchen, „Bewerbung um Bewerbung zu schreiben, nur um Absagen zu kassieren.“
„ Nimm’s nicht so tragisch!“ Helen war die Ruhe in Person. „Warum willst du nicht, dass wir das mit deiner Kündigung an die Medien weitergeben? Wir könnten Heydemann verklagen. Oder die ganze Uni.“
„Das würde nichts bringen“, meinte Gwen desillus ioniert. „Ich habe keine Beweise, dass man mich nur wegen Statler entlassen hat. Heydemann würde behaupten, es läge an meinen Leistungen. Das würde mich nur lächerlich machen und meine wissenschaftliche Kompetenz untergraben.“
Helen nippte an ihrem Tee. „Vermutlich hast du Recht. Du siehst übrigens ganz schön urlaubsreif aus. Warum fährst du nicht ein paar Wochen zu deiner Familie nach Irland? Dann kannst du ausspannen, allen Müll hinter dir lassen, deine Zukunft planen und dich erholen, damit du fit bist für den Prozess. Hier verpasst du ja doch nichts.“
„Aber was ist mit den Vorbereitungen für das Gerichtsverfa hren? Die Formalitäten und all das?“ Gwen goss sich Tee nach.
„Das alles ist schon so gut wie erledigt“, erwiderte Helen. „So, jetzt sage ich dir meine Neuigke iten, die werden dich aufmuntern. Während du dich mit deinen Bewerbungen herumgeärgert hast, ist nämlich einiges passiert. Wie du weißt, ist gestern die Frist abgelaufen, die Statler von der Wasserschutzbehörde zugebilligt worden ist. Ab gestern darf er keine Chlorverbindungen mehr in die Ellm einleiten.“
„Hat Thomas schon eine Wasserprobe en tnommen?“
„Natür lich! Und auch schon untersucht in dem Institut für chemische Analytik oder analytische Chemie oder so ähnlich - du weißt schon, da, wo er eben arbeitet.“
„Hat er etwas gefunden?“
„Und ob! Chlorierte Stoffe in rauen Mengen, wie zu erwarten. Damit haben wir also endlich eine robuste Grundlage für ein Gerichtsverfahren. Alfred holt mich in einer Stunde ab, und wir fahren zur Polizei, wo wir Anklage erheben werden. Die Londoner Survival-Zentrale hat uns grünes Licht gegeben. Sie sagen uns sogar Unterstützung durch einen Juristen zu. Na, sind das keine guten Neuigkeiten?“
Gwen wusste nicht so recht. „Und wer zahlt die Gerichtsko sten, wenn wir verlieren?“
„Aber, Gwen! Erstens werden wir nicht ve rlieren, und zweitens haben wir jetzt einige Kröten auf der hohen Kante. Denn wir haben im letzten Monat wahnsinnig viele neue Fördermitglieder bekommen. Durch die Medienpräsenz, die du uns geliefert hast. Ich weiß nicht, wie viele, sogar Alfred kann keine genauen Zahlen nennen, weil es täglich mehr werden. Wichtig ist nur, dass du beim Prozess Survival vertrittst.“
„Wieso ich?“ Unbehaglich verschränkte Gwen die Arme vor der Brust. „Du kannst viel besser reden als ich. Ich bin schon froh, wenn ich mein Deutsch einigermaßen akzentfrei hinkriege. Dir fällt mehr ein, du bist schlagfertig. Du wärst viel besser geeignet.“
„Schon klar.“ Helen lächelte selbstbewusst. „Aber auf dich sind die Medien
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