Gwen (German Edition)
mir fertig. Ich will keinen Ärger mit dir. Also, verzieh dich!“
Wider Erwarten zeigte Dirks diplomatischer Ansatz keine Wirkung. „Lass sie in Ruhe!“, tönte Ian starrsinnig. „Oder willst du dich hinter einer Frau vor mir verstecken? Los, stell dich mir wie ein Mann! Ich werde dir zeigen, wie es einem geht, der Gwen betatscht.“
Langsam begann Dirk, Ians Zorn ernst zu nehmen. Normalerweise genügte Dirks Körpergr öße, um Typen abzuschrecken, die Ärger machen wollten.
Bei Ian o ffenbar nicht.
Aber Dirk hatte nicht umsonst jahrelang mit Wally Karate tra iniert. Und egal, ob Anfänger oder Schwarzgurt, Wally trichterte jedem ein: Lieber mit Worten als mit Fäusten kämpfen. Lieber überzeugen statt angreifen. Karate ist Atmung, nicht Aggression.
A lso atmete Dirk und sagte zu Ian: „Ich will nicht mit dir kämpfen, Mann. Warum entspannst du dich nicht, gehst gemütlich in dein Haus zurück und vergisst das Ganze?“
Ian zog seine Jacke aus, schleuderte sie auf den Boden, krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch und kläffte: „Ich werde es dir ein für allemal austreiben, Gwennie zu belästigen! Los, stell dich mir, Feigling!“
Dirk schob Gwen hinter sich und konzentrierte sich auf seinen Gegner. Der war nicht mal 1,70 groß, aber kräftig gebaut. Die kleine, untersetzte Gestalt des Iren bewirkte einen tief gelegenen Körperschwerpunkt, den man nur mit einer massiven Aktion aushebeln konnte. Dirk machte nicht den Fehler, den Kerl zu unterschätzen. Der Blick aus Ians Gesicht ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es wissen wollte.
„Was habt ihr vor, ihr Idioten ?“ Gwen hängte sich an Dirks Arm. „Hauen Sie ab, bevor es zu spät ist!“
„Geh zur Seite, Gwennie !“, sagte Ian vernünftigerweise. „Das hier ist Männersache.“
Dirk musste dem zustimmen: „Tun Sie, was Ihr Freund sagt , Gwen! Wie es aussieht, geht es hier gleich zur Sache.“
Sie rannte zu Ian und begann in einem englisch-gälischen Kauderwelsch auf ihn einzureden. Dirk konnte nur das Wort „Karatemeister“ aus ihrem Wortschwall raushören.
Sie hatte aber keinen Erfolg damit, denn Ian befreite sich aus ihrer Umarmung und drückte sie aus dem Weg. „Ich habe keine Angst vor diesem deutschen Bastard, Gwennie, und wenn er zehn schwarze Gürtel hat.“
„ Oh, mein Gott! “, kreischte Gwen, als Ian plötzlich auf Dirk zuschoss, um seine Faust auf Dirks Solarplexus zu rammen. Dirk wehrte den Schlag mit einem einfachen Unterarmblock ab, machte aber keinen Gegenangriff. Obwohl es ihn juckte.
Wie ein rasender Bulle griff der Ire wieder an. Mit gefährlichen Schwingern, die einen Bären um gehauen hätten. Dirk sorgte dafür, dass keiner ankam. Die Tatsache, dass Ian keinen Treffer landete, machte ihn nur noch verbissener. Er war offenbar entschlossen, die Schlacht um jeden Preis durchzufechten. Also beschloss Dirk, den Kampf zu beenden.
Der Fuß des Iren stieß zu. Dirk blockte den Tritt ab, packte dabei Ians Fuß mit der Rechten, setzte die Linke satt auf Ians Kinn und drehte dann Ians Fuß mit beiden Händen herum. Wie ein gefällter Baum stürzte der Typ auf den Boden. Sofort kniete Dirk auf Ians Schulterblättern und fixierte ihn in einem sicheren Hebelgriff, der jede Gegenwehr unmöglich machte. Aber wie es aussah, hatte Dirks Fauststoß Ian sowieso ausgeknockt.
Plötzlich warf sich Gwen neben Dirk und zerrte an seiner Jacke. „Bitte nicht! Bitte tun Sie ihm nichts!“
Dirk hatte nie vorgehabt, dem Typen was zu tun. Ohne ihn aus dem Hebelgriff zu entla ssen, schaute Dirk in Gwens ängstliche Augen. Sie zerrte weiter an seinem Ärmel. „Bitte tun Sie ihm nichts!“ Noch nie hatte er sie so verzweifelt gesehen, nicht mal damals, als er ihr klargemacht hatte, dass sie den alternativen Syntheseweg von Triustat vergessen konnte. „Oh bitte, Statler, ich mache alles, was Sie wollen, aber bitte tun Sie ihm nichts! “
„So sehr lieben Sie ih n?“ Ein seltsamer Scheiß-Frust kroch sein Rückgrat hoch.
„Ja “, hauchte sie. „Er ist doch mein Bruder!“
Schlagartig ließ Dirk seinen Gegner los, kniete aber immer noch auf seinen Schultern und starrte Gwen an. „Erklären Sie mir das noch mal ganz langsam und ausgiebig!“
Stockend erzählte Gwen von Ians Mutter , die Gwens Vater liebte, aber aus Standesgründen den Neffen des Exschwagers des Viehhändlers von Ballyshannon heiraten musste, obwohl sie inzwischen von Gwens Vater schwanger war. Ian kam offiziell als Frühgeburt zur Welt, aber jeder
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