Gwen (German Edition)
der Typ Ihnen so wichtig?“
Eigentlich hatte er es gar nicht erwartet, aber sie antwortete trotzdem: „Kevin Brennan ist … war ein nordirischer Freiheitskämpfer und ist offensichtlich beim jährlichen Aufmarsch der Protestanten mit denen so aneinander geraten, dass sie ihn zu Tode geprügelt haben.“
„U nd Sie stehen auf der Seite der IRA-Terroristen, oder? Klar, dass Sie überall mitmischen, wenn es darum geht, Stunk zu machen. SURVIVAL oder IRA, egal was. Auch wenn die IRA längst so was von abgemeldet ist. Wie auch bald SURVIVAL.“
„ Ich mache keinen Stunk . Ich trete für meine Überzeugungen ein, das ist etwas komplett anderes! Und was wissen Sie denn schon über die IRA?“
„Nicht viel “, gab Dirk zu und blies langsam den Zígarrenrauch aus. „Nur dass die IRA eine Terroristenorganisation ist, die früher gelegentlich Bomben geschmissen und Leute umgelegt hat.“
„Es g ab viele Strömungen in der IRA, die sich sogar gegenseitig bekämpften.“ Sie wirkte etwas gedankenverloren, als sie weiterredete: „Und zum Teil gibt es sie noch immer. Alles findet sich dort wieder, kriminelle Gewalttäter leider genauso wie idealistische Freiheitskämpfer. Sie nennen sie Terroristen, doch was würden Sie tun, wenn Sie seit Ihrer Kindheit erleben, wie Ihr Vater nachts von der Polizei aus dem Haus geholt, über Nacht grundlos eingesperrt und dann wieder freigelassen wird, nur weil ein Bewohner desselben Straßenblocks als IRA-Kämpfer verdächtigt wird?“
Gwen schaute zu ih m hoch: „Was würden Sie tun, wenn Sie dann als Jugendlicher in bestimmten Abständen inhaftiert, befragt, geschlagen und wieder auf die Straße gesetzt würden, nur weil Sie zusammen mit einigen anderen arbeitslosen Jugendlichen irgendwo herumhängen? Arbeitslos, weil Sie als Ire und Katholik keinen Job finden. Was würden Sie tun, wenn Sie als junger Mann zufällig vor einem IRA-Plakat stehen, und deshalb verhaftet, tage- und nächtelang befragt und misshandelt worden wären? Was würden Sie dann tun?“
„Ich schätze, ich würde ein paar protestantische Köpfe einschlagen.“ Dirk nahm ihre Gesprächigkeit zum Anlass, sie ein bisschen positiver zu stimmen: „Je mehr ich über Sie erfahre, Gwen, desto weniger hab ich das Gefühl, etwas über Sie zu wissen. Wahrscheinlich bin ich deswegen so verrückt nach Ihnen.“
„Fangen Sie schon wieder mit diesem Märchen an? Ich habe Ihnen schon mal gesagt, dass ich nicht darauf hereinfalle.“
Sie erreichten den Rand einer Siedlung. Das erste Haus war ziemlich groß. Daneben standen Scheunen, Garagen oder so was. Dirk konnte es in der Dunkelheit nur schwer erkennen. Gwen ging auf das Haus zu.
„Wer ist Tony ?“, rief Dirk ihr hinterher und warf seine Zigarrenkippe fort.
Sie ignorierte ihn und ging weiter.
Dirk holte sie ein, packte ihren Arm und stoppte sie. „Also, wer ist Tony, und was zum Teufel wollen Sie in Belfast?“
Sie versuchte, ihren Arm loszureißen, aber Dirk hielt ihn fest und griff nach ihrem zweiten , bevor sie ihm damit eine langen konnte. Dirk zog sie zu sich heran, bis sie an ihm klebte. Sie schimpfte wütend auf Gälisch, bog den Oberkörper zurück und versuchte, sich wie eine Schlange aus seinem Griff zu winden, aber er ließ sie nicht frei. Er dachte daran, sie zu küssen. Um das fortzuführen, was neulich am Strand so saugut begonnen hatte. Aber so wütend, wie ihre Augen jetzt funkelten, konnte ihn das seine Zunge kosten. Das Risiko reizte ihn. Ihr Widerstand reizte ihn. Der scharfe Kontrast zwischen ihren aufgeregten Atemzügen und dem weichen Nachgeben ihres Körpers reizte ihn. Und ihr …
„Gwennie, bist du das?“ , rief plötzlich einer. Dirk erkannte die Stimme. Ian. Der kam aus dem Haus und schlüpfte schnell in die Jacke, die er mitgebracht hatte. „Gwennie, was will dieser Kerl von dir? Belästigt er dich?“ Ian redete englisch, wohl damit Dirk ihn verstand. Und in drohendem Tonfall, damit Dirk auch das verstand.
„Ja, er belästigt mich “, rief Gwen zurück. „Doch mit ihm werde ich schon alleine fertig!“ Wieder zappelte sie heftig.
„Lass sie los!“ Ian ballte die Fäuste. Er war nur noch etwa fünf Meter entfernt.
D irk ließ Gwen tatsächlich los. Denn durch Ians blöde Einmischung war die Stimmung, oder was auch immer vorhin zwischen ihm und Gwen geknistert hatte, jetzt eh im Arsch. Um die angespannte Lage zu entschärfen, versuchte Dirk es im Guten: „Hör’ zu, Kumpel! Du hast die Lady gehört, sie wird allein mit
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