Gwen (German Edition)
„Wie stehen Sie eigentlich zu Ihrem Wort, Gwen?“
„Was?“
Er schraubte seine Lautstärke hoch, um das Babygebrüll zu übertönen: „Ich will wissen, ob Sie ein gegebenes Versprechen halten.“
„Ich habe bisher noch jedes meiner Versprechen gehalten. Doch ich weiß nicht, worauf Sie hi nauswollen.“
Ihre Körperhaltung war gespannt. Klar, dass sie nichts Gutes witterte. Auch das Baby hielt die Luft an. Zumindest hörte das Geplärre auf.
Dirk trocknete sich die Hände ab und spielte seinen Joker aus: „Sie haben mir gestern Nacht ein Versprechen gegeben.“
„Ich Ihnen?“
„Ja, als ich mit Ian diese kleine Auseinandersetzung hatte. Sie haben gesagt, und ich zitiere wörtlich: Ich mache alles, was Sie wollen, aber bitte tun Sie ihm nichts! Ich hab ihm nichts getan. Und jetzt will ich von Ihnen wissen, wie Sie Ihre Schuld bei mir abbezahlen wollen.“
Gwen s Finger fror in der Babycremedose fest. Ihr Gesicht fuhr zu ihm herum, und ihre Augen sprühten grünes Feuer. „Das sieht Ihnen ähnlich, mich darauf festnageln zu wollen! Wozu wollen Sie mich denn mit dieser hinterhältigen Tour zwingen? Dass ich vor Gericht nicht gegen Sie aussage?“
„Das ist nur zu Ihrem eigenen Schutz, Gwen. Ich kann einfach den Gedanken nicht ertragen, dass meine Anwälte Ihren kleinen sommersprossigen Arsch aufre ißen.“
„Ich brauche Ihre Fürsorge nicht .“ Schwungvoll klatschte sie die Creme auf die Babyhaut.
„Und was ist mit Ihrem Versprechen , mir einen Wunsch zu erfüllen?“
„D en habe längst erfüllt! Sie haben verlangt, dass ich unsere intimsten Familiengeheimnisse vor Ihnen ausbreite, die keinen Fremden etwas angehen, und ich habe es getan.“ Ruckartig verpackte sie den Babyhintern in eine Pampers. „Und das genügt zur Tilgung meiner ... Schuld! “
Sie zog das Baby, das jetzt wieder brüllte, fertig an und stapfte mit ihm über den Gang in ihr Zimmer. Bald mischte sich unter das Babygeschrei Gwens dunkle, schöne Stimme, die so was wie ein Wiegenlied sang. Das Kindergeheul verstummte nach und nach, und Dirk lehnte sich an den Türpfosten, um sich von Gwens Stimme streicheln zu lassen.
Nach zwei/drei Minuten hörte ihr Gesang auf. Sie kam aus i hrem Zimmer und schloss leise die Tür. Ohne Dirk eines Blickes zu würdigen, stieg sie die Treppe runter. Dirk holte die noch immer unangetastete BIKERS NEWS und ging damit nach unten. Gwen und der Junge saßen im Wohnzimmer auf dem Boden. Zwischen sich hatten sie eins dieser Brettspiele liegen, mit Bilderkarten und so ‘nem Kram.
Gerry fragte Dirk: „Willst du auch mitm achen? Ich und Gwen spielen eine Proberunde, damit ich die Regeln lerne. Wenn du zuschaust, lernst du auch was.“
Dirk ließ die BIKERS NEWS auf die Couch fallen und hockte sich, von Gwen demonstrativ ignoriert, neben Gerry auf den Boden. Das Spiel war nicht schwer zu kapieren: ein Labyrinth mit Bahnen, die man verschieben musste, damit man zu den vorgegebenen Symbolen vorrücken und dann wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren konnte. Gwen gab Gerry massive Hilfestellung und ließ ihn gewinnen.
Hastig sammelte der Junge die Spielkarten zusammen und verteilte sie auf drei Haufen, w ovon er einen Gwen und einen Dirk zuschob.
Dirk zu Gwen: „Um was spielen wir, Süße? Spielen wir um e inen Kuss! Wenn ich gewinne, darf ich Sie küssen. Wenn Sie gewinnen, dürfen Sie mich küssen.“
Gwen schüttelte den Kopf.
Dirk versuchte es anders: „Okay! Wenn ich gewinne, darf ich Sie küssen. Wenn Sie gewinnen, dürfen Sie mir eine runterhauen.“
„Und wenn ich gewinne ?“, fragte der Junge.
Dirk: „Dann darfst du mit mir eine Runde auf der Harley fa hren.“
Der Junge : „Wow! Aber ich will keine Ohrfeige, wenn ich verliere.“
Dirk: „ Okay. Also was ist, Gwen?“
Sie legte den Kopf schief. „Habe ich das richtig verstanden? Wenn ich gewinne, würden Sie sich tatsächlich von mir ohrfeigen lassen, ohne sich zu wehren?“ Misstrauisch kniff sie ihre schönen Augen zusammen. „Warum haben Sie so schnell Ihre Meinung geändert? Sie betonten doch kürzlich, dass Sie sich von niemandem schlagen lassen. Auch von mir nicht.“
„Das hab ich auch jetzt nicht vor. Weil ich nämlich gewinnen werde .“
„Was macht Sie da so sicher?“
„Meine männliche Überlegenheit.“
Und erwartungsgemäß konnte Gwen nicht anders, als diesen Köder zu schnappen. „Sie sind ja ein echter Komiker. Also spielen wir!“
Und sie spielten. Es war ein harmloses Kombinationsspiel. Auch
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